Der Kombi – Arbeitstier mit Lifestyle

Kombi Volvo 240

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, weshalb es unzählige Bezeichnungen für Kombis gibt? Und für was soll „Kombi“ eigentlich stehen? Letztere Frage ist schnell beantwortet, da keine Marketingabteilung lange an diesem Namen herumfeilte, sondern sachliche Beamten eine unmissverständliche Definition für einen Fahrzeugtyp anlegen mussten. Und da die entsprechenden Fahrzeuge irgendwie eine Kombination zwischen dem Nutzen eines LKWs und der personenbefördernden Eigenschaft des PKWs hatten, nannte man sie fortan Kombinationskraftwagen, kurz Kombi.

Da dieser Begriff nicht geschützt und – offen gesagt – aus Vermarktungssicht auch nicht wirklich sexy ist, machten sich die Hersteller daran, eigene Namen für diesen Karosserietyp zu etablieren – mit unterschiedlichem Erfolg. Zumal sich das Image und die Ausrichtung des Kombis im Laufe der Zeit gewandelt hat. Zunächst war er Arbeitstier für Handwerker, später Langstrecken-Urlaubs-Mobil für kinderreiche Familien mit viel Gepäck, bis er schließlich zum Lifestyle-Gefährt wurde für alleinstehende Großstädter mit Hobbies, die viel Kofferraumplatz beanspruchen.

Kombi – Anfänge als Holzaufbauten

Die Geschichte des Kombis ist fast so alt wie die des Automobils selbst. Vom Ford Model T und Model A wurden solche Aufbauen von Zweitfirmen gebaut, da die Hersteller selbst zu Beginn keine Produktionsmöglichkeiten für diese „Station Wagons“ zur Verfügung stellen konnten. Die Aufbauten waren aus Holz, was zumeist auch äußerlich so erkennbar war, daher ist die Bezeichnung „Woodie“ sehr geläufig. Auch wenn später der Holzaufbau einer Stahlkarosserie wich, gingen US-Hersteller auch in späteren Jahrzehnten noch dazu über, manches Kombimodell mit Holzoptik zu versehen, wenn auch in späteren Jahren aus Holzimitat.

Auffällig oft ist gerade bei amerikanischen Modellen das ländliche und naturverbundene in den Namen zu finden; Chrysler schlägt mit dem Town & Country noch die Brücke zwischen Stadt und Land, Plymouth ist mit den Suburban vorstädtisch unterwegs und Chevrolet, Packard und Rambler waren mit Country Sedan, Cross Country, Nomad und Country Squire ganz weit draußen in der Prärie.

Kombi Chevrolet Nomad

Kombi Chevrolet Nomad

Bei den deutschen Herstellern war Audi einer der ersten, die sich mit Avant einen eigenen Namen gaben, um dem Kombi ein frisches neues Image zu geben. Dass dieses Vorgehen einen nachhaltigen Erfolg hatte, sieht man daran, dass Avant in der allgemeinen Wahrnehmung mit Audi verbunden wird, nicht zuletzt auch durch die Tatsache, dass bis heute die Modelle so heißen. Ähnlich verhält es sich mit dem Touring bei BMW, dem Caravan bei Opel, dem Turnier bei den deutschen Ford-Modellen oder den T-Modellen bei Mercedes-Benz. Der durchschlagende Erfolg des Tourismus- oder Transport-Modells bei Mercedes begann mit dem 1978 eingeführten S123, der zum Wegbereiter des aristokratischen Familienkombis mit Stern wurde.

Kombi Mercedes Benz 123er T Kadett C Caravan

Kombi – Ein Karosserietyp, unzählige Namen

Eine Bezeichnung für einen Karosserietyp zu etablieren und für sich zu nutzen, ist der eine Weg; andere Hersteller gehen aber bewusst einen anderen. Einige europäische Marken wie Peugeot, Alfa Romeo, Citroën oder Fiat änderten den Namen, wenn Sie mit dem jeweiligen Modell auf andere Käuferschichten abzielten. So gab es zum Beispiel bei Fiat den Familiare und die Giardiniera, Familiale und Break bei Peugeot oder Giardinetta, Station Wagon oder kurz SW bei Alfa Romeo.

Wie auch immer die Hersteller ihren Kombinationskraftwagen auch nennen, als Kombi sind sie alle bei Classic Trader zu finden. Wobei der Marktanteil von Kombis im Oldtimersegment nicht allzu üppig ist. Was weniger am etwas höheren Kaufpreis liegt, als an dem Verschleiß und mangelnder Pflege der Arbeitstiere. Einige Hersteller von Oldtimer verkaufen allerdings mehr Kombis als Limousinen, so wie Volvo beispielsweise. Oder auch vom Volkswagen Passat werden mehr Autos als Variant ausgeliefert denn als Limousine. Gleich welches Modell, die Zahl der gut erhaltenen Exemplare mit geringer Laufleistung ist überschaubar, dementsprechend nicht günstig, die vielfältigen Vorzüge dieses Karosserietyps erfreuen sich aber zunehmend großer Beliebtheit.


Fotos Adam Opel AG, General Motors, Volvo Car Group, Classic Trader

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

Weitere Artikel

CT0324-Magazin-Mockups

Classic Trader Magazin 3/2024 – Garagengold

Das neue Classic Trader Magazin 3/2024 ist da! Wir werfen einen Blick auf das „Garagengold“ – besonders teure und werthaltige Automobile, und auf Autos mit besonders gutem PS-Preis-Verhältnis.  weiterlesen Classic Trader Magazin 3/2024 – Garagengold

Oltimertage Mühlengeez 2024

Oldtimertage Mühlengeez 2024 – Mehr als 1.000 Klassiker erwartet

Am 11. und 12. Mai 2024 öffnet das Messegelände in Mühlengeez bei Güstrow zum sechsten Mal seine Tore für alle Oldtimerfans.  weiterlesen Oldtimertage Mühlengeez 2024 – Mehr als 1.000 Klassiker erwartet

Dennis Adler Ferrari Motorbuch Verlag Cover

Buchtipp | Ferrari – Leidenschaft und Emotionen seit 1947

Larger than live – Enzo Ferrari war kein großer Rennfahrer, kein genialer Motorenmann und seine Fahrer waren ein für ihn notwendiges Übel. weiterlesen Buchtipp | Ferrari – Leidenschaft und Emotionen seit 1947