Opel Kadett – Der ewige Zweite?

Opel Kadett Aero

Als vor 80 Jahren der erste Opel Kadett in Rüsselsheim vom Band lief, begann nicht nur eine Erfolgsgeschichte für Opel, sondern auch ein andauernder Wettkampf um die Spitzenposition um Zulassungszahlen mit dem Konkurrenten aus Wolfsburg um den wahren „Volks-Wagen“. Durch alle Baureihen war der Opel Kadett dem Käfer und später dem Golf rein nach der Anzahl der Zulassungen unterlegen. Aber genauso, wie Raymond Poulidor nie die Tour de France gewinnen konnte, war sein deutlich erfolgreicherer Konkurrent Jacques Anquetil am Ende des Tages nie so populär wie der emsig dagegen ankämpfende Zweite. Und so präsentierte Opel innovative Ideen für sein Zugpferd, stets mit Blick auf den Zeitgeist und die Bedürfnisse der Fahrer.

Die erste Generation des Opel Kadett erschien in einer dunklen Zeit deutscher Geschichte, als man auf unsäglich viele Arten das Volk mobil machen wollte und Autos noch Namen nach Militärgraden gab. Von 1936 bis 1940 wurden die ersten Kadetts in Rüsselsheim gebaut, clever zusammengestellt aus den Bausteinen, die im Haus schon verbaut wurden: dem Fahrwerk mit Synchronfederung und blattgefederter Hinterachse aus dem Olympia und dem Vierzylindermotor aus dem P4, der mit seinen 23 PS aus 1.073 ccm Hubraum den Kadett auf fast 100 km/h beschleunigte. Zusätzlich sorge die innovative selbsttragende Karosserie, die gute Raumausnutzung in der Limousine und Cabrio-Limousine sowie der günstige Einstiegspreis von 2.100 Reichsmark für eine beachtliche Stückzahl, die Opel mit 107.608 gebauten Fahrzeugen angibt.

Opel Kadett A 1965 2

 

Der Opel Kadett nach dem Krieg

Bevor das nächste Modell, der Opel Kadett A, erscheint, vergehen 22 Jahre. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg und die Neugliederung und -ausrichtung nach dem Krieg, wurden zunächst 1946 die Produktionsanlagen des ersten Kadetts der UdSSR zugesprochen, wo er als Moskwitsch 400 bis 1959 weitergebaut wurde. Mit dem Kadett A baute Opel bewusst einen „Anti-Käfer“. Mit der Konzeption als zweitürige Limousine mit mehr Platz im Innenraum und einem deutlich größeren Kofferraum versuchte man, dem Konkurrenten aus Wolfsburg das Wasser abzugraben. Motor und Fahrwerk kann man zwar durchaus als konventionell bezeichnen, der wassergekühlte Reihen-Vierzylinder, die blattgefederte Vorder- und starre Hinterachse sorgten aber durchaus für ein angemessenes Fahrgefühl und ausreichende Leistung. Nur beim Korrosionsschutz hätte Opel etwas mehr sein Augenmerk richten können, denn während der eine läuft und läuft, wurden die Kadett zunehmend verschlissen, gerade der als Caravan bezeichnete Kombi.

Der von 1965 bis 1973 hergestellte B-Kadett war die logische Weiterentwicklung des erfolgreichen Vorgängers. Alles wurde eine Nummer größer, der Kadett wuchs in Breite und Länge und auch der Motor wurde aufgebohrt und brachte 5 PS mehr auf die Straße. Erstmals wurde auch eine viertürige Limousine dieses Modells angeboten. Das gut abgestimmte Zusammenspiel von Motor, Fahrwerk und Getriebe des B-Kadetts bildete später die Basis für den Opel GT.

Die Technik wurde in weiten Teilen auch für den Kadett C übernommen, Opel setzte sie aber auf eine Plattform des Mutterkonzerns General Motors. Das Ergebnis war aber keine globalisierte Einheitsform, sondern ein vielfältiges Auto, das allein durch die fünf verschiedenen Karosserieformen für jeden geneigten Käufer das entsprechende Modell bereithielt. Zusätzlich zu den zwei- und viertürigen Limousinen, dem Caravan und dem Coupé wurde eine dreitürige Schräghecklimousine namens „City“ herausgebracht sowie in Zusammenarbeit mit Karosseriebauer Baur der „Aero“, eine Cabriolimousine mit Targadach. Der Erfolg war mit 1.341 verkauften Exemplaren bescheiden, bei einem Listenpreis 5.000 DM über der Limousine aber auch nicht verwunderlich. Opel hatte auch eine passende Antwort auf den Golf GTI parat, mit der sportlichen Coupéversion GT/E wurde die Rivalität nicht selten von Halbstarken auf Landstraßen und Autobahnen ausgetragen.

Mit den beiden Modellen D und E, die 1979 bzw. 1984 vom Band liefen, schlug Opel mit dem Frontantrieb einen neuen Weg ein. Bis auf die Caravan-Ausführung war der D-Kadett nur als Fließheckmodell lieferbar, der E setzte auch auf das Fließheck, war aber auch als Stufenheckvariante erhältlich. Durch die Ausstattungslinien und Motorisierung waren beide Kadetts vielfältig in ihrer Erscheinungsform, von der biederen Einstiegsvariante bis zum aggressiven GTE respektive GSi. Nicht zuletzt durch diese Weite im Sortiment waren beide Modelle dem Wolfsburger Widersacher so nah wie nie zuvor. Mit dem Modellwechsel 1991 ersetzte Opel den Kadett durch den Astra, nur das Cabriolet wurde noch bis 1993 weitergebaut.


Fotos Adam Opel AG

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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