Yamila Zabaljauregui im Classic Trader Portrait
In den Classic Trader Portraits stellen wir Ihnen regelmäßig ausgewählte Oldtimer-Enthusiasten vor. Heute mit der argentinischen Künstlerin Yamila Zabaljauregui.
9 Fragen an Yamila Zabaljauregui
BITTE STELLEN SIE SICH KURZ VOR. BESCHÄFTIGEN SIE SICH PRIVAT ODER BERUFLICH MIT OLDTIMERN?
Mein Name ist Yamila Zabaljauregui. Ich bin 23 Jahre alt und komme aus San Carlos de Bariloche in Argentinien, wo ich als freiberufliche Grafikerin und Künstlerin arbeite. Schon seit meinem Studium in Mendoza interessiere ich mich sowohl für Autos, als auch für die Verbindung von (Automobil-) Design und Kunst. Aktuell kombiniere ich die unterschiedlichen Interessensgebiete und fertige automobile Kunstwerke an, vor allem Zeichnungen mit Graphit- und Pastellstiften.
WANN SIND SIE DEM „VIRUS“ KLASSISCHER FAHRZEUGE VERFALLEN? GAB ES EIN SCHLÜSSELERLEBNIS IN IHRER KINDHEIT / JUGEND, DAS SIE ZUM OLDTIMER-ENTHUSIASTEN GEMACHT HAT?
Mein Interesse an klassischen Fahrzeugen begann in der Highschool, als mein Vater sich seinen ersten Oldtimer kaufte und mit der Restauration begann. Ein FIAT 800 Coupé, in Argentinien 1966 mit einer Karosserie von Vignale gebaut. In Italien heißt das Modell meines Wissens FIAT 850 Vignale. Später hat meine Mutter ihre Autovorlieben mit in die Familie gebracht und wir bekamen Zuwachs in Form eines Ford Model A Phaeton von 1929, der mit Motor, Getriebe und Fahrwerkteilen des Chrysler 1500 ausgestattet war.
Zu dieser Zeit war ich zum Studium weit weg von zu Hause und jedes Telefonat mit meinem Vater drehte sich um den FIAT. Er schickte mir aktuelle Restaurierungsbilder und ließ mich an den Fortschritten teilhaben. Stück für Stück verliebte ich mich mehr in dieses Auto, obwohl ich ja eigentlich weit weg vom Fahrzeug selbst war. Heute bin ich es, die für gewöhnlich die Gespräche sofort auf die Autos lenkt.
Die Verbindung zu klassischen Fahrzeugen wurde durch die Kunst verstärkt. Das Zeichnen erlaubt mir, das Design, die Silhouetten und Formen dieser eigenständigen Kunstwerke nachzuvollziehen. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich technisch mit den Autos besonders gut auskenne. Aber ich bin eine lernwillige Bewunderin klassischer Autos und mit jedem Auto, was ich zeichne, setzte ich mich mit dem Motiv auseinander und lerne stetig mehr über die Fahrzeuge.
WORIN LIEGT FÜR SIE DER REIZ AN KLASSISCHEN FAHRZEUGEN?
Klassische Autos sind spektakulär! Sie künden von Epochen, wo noch viel mutiger in verschiedene Richtungen experimentiert wurde. So sind diese unterschiedlichsten Modelle und Motive Teil meines täglichen Lebens. Und sie sind für mich auch eine geteilte Leidenschaft mit meinem Vater, was ihnen nochmal eine stärkere Stellung zuteil werden lässt.
WELCHE MARKE(N) HAT / HABEN ES IHNEN ANGETAN? WELCHES SIND IHRE DREI LIEBLINGSKLASSIKER UND WARUM?
Natürlich sind die Familien-Klassiker, der FIAT und das Ford Model A mir sehr ans Herz gewachsen. Eine ausgesprochene Lieblingsmarke habe ich eigentlich nicht. Wenn ich arbeite und verschiede Autos zeichne, lerne ich unterschiedliche Modelle und Marken kennen und schätzen. Meine Beziehung zu den Autos findet ohnehin zumeist mit Stift und Papier zwischen uns statt. Dabei kommt mir oft der Gedanke, dass zu einer anderen Zeit in der Geschichte eine andere Person genauso mit einem einfachen Bleistift vor einem weißen Blatt Papier gestanden hat und dieses Meisterwerk erst erschaffen hat.
Wenn ich mich aber auf Modelle festlegen müsste, wären das einige der Meilensteine der Automobilgeschichte, zumindest aus meinem Blickwinkel betrachtet: der Porsche 911, der Jaguar E-Type oder die Alfa Romeo Giulietta.
KÖNNEN SIE BESTIMMTE OLDTIMERVERANSTALTUNGEN, EVENTS ODER AUSFAHRTEN EMPFEHLEN?
Dieses Jahr werde ich zum ersten Mal am Bernina Gran Turismo Anfang September in St. Moritz in der Schweiz teilnehmen. Das ist eine spannende Oldtimer-Rennveranstaltung, die auf die erste Automobilwoche in St. Moritz im Jahr 1929 zurückgeht. Ich werde meine Werke dort präsentieren können. Darauf freue ich mich schon sehr.
WELCHES FAHRZEUG MÖCHTEN SIE UNBEDINGT NOCH EINMAL FAHREN UND VOR ALLEM WARUM?
Also ich möchte auf jeden Fall noch meinen eigenen Klassiker besitzen und fahren. Aktuell kommen regelmäßig neue Wunsch- und Traumwagen dazu, welcher es schlußendlich wird, muss man sehen.
WAS SIND IHRER MEINUNG NACH DIE SCHÖNSTEN STRECKEN, DIE MAN MIT EINEM OLDTIMER „ERFAHREN“ KANN?
Nun ja, da bin ich lokalpatriotisch geprägt und kann nur wärmstens die „Seven Lakes Road“ in Patagonien empfehlen. Sie ist ein ca. 100 Kilometer langer Abschnitt der Nationalstraße 40, die Bariloche und San Martin de los Andes verbindet und die Nationalparks Lanín und Nahuel Huapi durchkreuzt. Das ist allein landschaftlich durch die Seen, Berge und Wälder ein Traum; wenn man es zudem in einem schönen Fahrzeug erleben kann, umso mehr.
WANN HABEN SIE BEGONNEN, MIT KLASSISCHEN FAHRZEUGEN ALS MOTIVE ZU ARBEITEN? WAS GAB DEN AUSSCHLAG?
Seit meiner Kindheit begeistere ich mich für das Zeichnen und die Beschäftigung mit Design. Ich hatte das Glück, Kunst studieren zu dürfen und meine Fertigkeiten stetig verbessern zu können. Während des Studium habe ich mich zu ersten Mal dazu entschieden, eine Fahrzeug zu malen, natürlich das FIAT 800 Coupé meines Vaters.
Nach dem Universitätsabschluss und während meines Postgraduierten-Studiums habe ich mich einer weiten Bandbreite von Motiven gewidmet, von Architektur- bis Naturthemen, aber immer wieder auch Autos. 2017 hatte ich die Gelegenheit, mit anderen großartigen Künstlern an Ausstellung im Rahmen des Oldtimerevents „1000 Millas Sport“ in Bariloche teilzunehmen. Während der Vorbereitung der Ausstellung und spätestens danach war für mich klar, dass ich mich vorerst ganz den klassischen Fahrzeugen widmen möchte.
WIE MUSS MAN SICH IHRE TÄGLICHE ARBEIT VORSTELLEN?
Aktuell mache ich viele Auftragsarbeiten. Ich werde von Enthusiasten und Sammlern weltweit kontaktiert, die ein Fahrzeug ihrer Wahl gerne künstlerisch auf Papier gebracht sehen möchten. Ein spannendes und forderndes Unterfangen, da man sich immer wieder neu auf Modelle einlassen und sie ergründen muss im Austausch mit Enthusiasten, die mitunter einen völlig anderen Blick auf Details und Schwerpunkte der jeweiligen Fahrzeuge haben.
Zu Beginn war die Vorstellung etwas abwegig, dass dieses Hobby mal mein Job werden könne. Aber von Tag zu Tag weiß ich es mehr zu schätzen, dass ich das machen kann, was ich möchte und es sich nicht wie ein Beruf, sondern mehr wie eine Berufung anfühlt. Ich freue mich, dass in so kurzer Zeit es mich hierher geführt hat und bin gespannt, wo es mich künstlerisch noch hinbringt.
Kontakt
Yamila Zabaljauregui
Tel.: +54 9 294 422 8324
[email protected]
www.ygzabaljauregui.com
www.instagram.com/ygzabaljauregui
www.facebook.com/ygzabaljauregui
Übersetzung Paolo Ollig Fotos Yamila Zabaljauregui
Weitere Artikel
Buchtipp | The Americans – America the Beautiful
Die Deutschen haben das Automobil erfunden, die Franzosen haben es zum Laufen gebracht und die Amerikaner haben es der breiten Bevölkerungsmasse zur Verfügung gestellt. weiterlesen Buchtipp | The Americans – America the Beautiful
Classic Trader Magazin 1/2025 – Zeiten des Aufbruchs
Das neue Classic Trader Magazin 1/2025 ist da! Es läutet unter dem Motto „Zeiten des Aufbruchs“ das neue Jahr ein, mit spannenden Geschichten vom Wirtschaftswunder bis zur Ölkrise. weiterlesen Classic Trader Magazin 1/2025 – Zeiten des Aufbruchs
Buchtipp | Sieben Weltmeisterfahrzeuge – ein Fahrer
Wer sich für Motorsport interessiert, kommt an dem Namen Michael Schumacher nicht vorbei – der Deutsche hat die Formel 1 dominiert wie wenig andere Fahrer weiterlesen Buchtipp | Sieben Weltmeisterfahrzeuge – ein Fahrer