Volkswagen Golf II – der Unverwüstliche?

Neun Jahre wurde die zweite Generation vom Volkswagen Golf II gebaut: von 1983 bis 1992. Beinahe eine Ewigkeit in der heutigen Zeit, in der gefühlt alle drei Jahre eine neue Generation des Kassenschlagers aus Wolfsburg auf den Markt gebracht wird. Dass sich der Nachfolger des schon legendären Golf I großer Beliebtheit erfreute, beweist die Stückzahl von über sechs Millionen Einheiten. Doch taugt er auch heute noch, rund 34 Jahre nach seinem Debüt, als Alltagswagen? Vor allem: welche der zahlreichen Varianten darf es denn sein?

Volkswagen Golf II – gebaut für Individualisten?

Beginnen wir mit den Ausstattungsvarianten: hier stehen C, CL, GL und GTI zur Auswahl. Kurz gesagt: der GL (Gehobener Luxus) bietet das Meiste fürs Geld. Wer es jedoch besonders puristisch mag, wird mit dem C (Comfort) zufrieden sein.
Erschwerend kommt noch die reichhaltige Auswahl an Motoren dazu: Die Benziner gibt es von 55 bis 210 PS, bei den Dieseln hat man die Wahl zwischen 54 und 80 PS. Bei knapp einer Tonne Gewicht inklusive vollem Tank und Fahrer reicht der zuverlässige 1,8 Liter Benziner mit 90 PS, um den einen oder anderen Ampelstart zu gewinnen.
Das Getriebe ist je nach Motorisierung ein 4- oder 5-Gang-Schaltgetriebe. Es gab auf Wunsch auch eine 3-Gang-Automatik für die Stadtpiloten.

Der Golf II ist also der bodenständige Volkswagen für Jedermann und gleichzeitig einer für Individualisten? Geht das zusammen? Und ob! Die zahlreichen Ausstattungs- und Motorenvarianten ließen beinahe unzählige Möglichkeiten zur persönlichen Konfiguration zu. So gleicht kaum ein Wagen dem anderen – von den gelben Golf II mit den abgeklebten Scheiben im Fond für die Deutsche Post mal abgesehen. Von den Außenfarben über die Muster der Sitzbezüge bis zu den Digitalinstrumenten war für die Käufer einiges dabei.
Besonders zu erwähnen sei zum einen der VW Golf II GTI: auch hier bleibt er sich seiner Linie treu und es sind im Laufe der Jahre Versionen mit mehreren Leistungsstufen erschienen. Er kommt bis dato (und wahrscheinlich auch zukünftig) nicht an den legendären Vorgänger Golf I GTI heran, der als stark motorisierter Zwerg ins Rennen ging und für den heute sehr viel Geld bezahlt wird. Die zweite Generation steigt zwar auch immer weiter im Preis, aber ist nach wie vor recht günstig zu haben. Einen gepflegten Golf II GTI gibt es bereits ab rund 8.000 EUR. Für einen Golf I GTI ist mindestens das Doppelte fällig.

Spannender ist hier der Volkswagen Golf II Country, der sich einer sehr großen Beliebtheit erfreut: der aufgebockte Allradler mit Rammbügel sieht nicht nur einmalig aus, sondern kann als einer der Urväter moderner SUV durchgehen. Die Preise liegen bei den wenigen zum Verkauf stehenden Exemplaren bei rund 10.000 EUR. Einen vernünftigen Grund, diesen zu kaufen, gibt es nicht. Aber genau das macht den Golf II Country wohl so besonders.

Volkswagen Golf II – Die Suche nach dem Original

Die größte Herausforderung beim Kauf eines VW Golf II ist wohl ein unverbasteltes Exemplar aufzutreiben: tiefer gelegt, Spurverbreiterungen, der böse Blick, LED-Heckleuchten, Spoiler, folierte Scheiben, großer Auspuff, Soundanlage mit Bassrolle oder darf es gleich alles sein?
Eine echte Perle ist da schon ein Original, denn kaum einer blieb verschont von den „Tunern und Stylern“. Wenn man dann einem Original entgegenkommt, ist oft ein eher ungepflegter Zustand mit Kratzern, Dellen und Rost die Realität. Aber mal ganz ehrlich: der Golf II ist auch eher robust, praktisch und vom Grundgedanken her ohnehin kein Liebhaberfahrzeug.

Volkswagen Golf II – Worauf gilt es zu achten?

Beginnen wir mit der Technik: der Zahnriemen bedarf der regelmäßigen Prüfung. Wenn er reißt, ist bekanntlich der gesamte Motor nicht mehr zu retten. Achten Sie also darauf, dass der letzte Wechsel nicht länger als zwei Jahre zurück liegt. Motor und Getriebe gelten aber als unverwüstlich: bei regelmäßigem Service sind 200.000 km und mehr locker drin. Auch der Ölverbrauch hält sich sehr in Grenzen.

Ein oft auftretendes Phänomen: ist er auf Betriebstemperatur, springt der Kompakte schwer bis gar nicht an. Der Anlasser dreht hier schon mal länger und manchmal auch vergeblich. Dies hängt mit dem Anlasserstrom zusammen, dem man aber eine Überbrückung spendieren kann. Damit soll der Fehler behoben sein, wie in einigen Foren zu lesen ist.
Andersherum kann er es aber auch: in den kalten Monaten merkt man ihm sein Alter an und auch hier fällt hin und wieder das Starten schwer. Daher gilt: fahren sie ihn auch in den Wintermonaten regelmäßig, vor allem der Batterie zuliebe. Durch den Frontantrieb ist er nicht nur sicher durch den Schnee zu bewegen, die fehlende Elektronik sorgt sogar für besonderen Fahrspaß.

Das Alter eines Golf II lässt sich nicht nur an den Papieren, sondern auch an den äußeren Gummidichtungen der Türen ablesen. Sie schrumpfen! Fünf Zentimeter nach 20 Jahren sind auch bei gepflegten Autos keine Seltenheit. Nebeneffekt: in den Innenraum dringt noch mehr Feuchtigkeit ein als ohnehin schon vorhanden ist. Wenigstens ist so die Frischluftversorgung gesichert. Im Winter ist bei Minusgraden also nicht selten Scheibenkratzen angesagt: von innen und außen. Eine Reparatur ist aber auch für unbeholfene Schrauber kein Problem.
Rost hingegen schon. Quasi kein Golf II blieb gänzlich verschont und Kantenrost gilt als selbstverständlich. Achten Sie beim Kauf vor allem auf die Bereiche, die ungewollt mit Spritzwasser versorgt werden. Dazu gehören Schweller, Bodenbleche und die Radhäuser.

Volkswagen Golf II – Was soll er denn kosten?

Die Anschaffung ist nach wie vor erschwinglich. Natürlich kosten die Sonderversionen Country und GTI deutlich mehr als ihre normalen Brüder. Täuschen Sie sich aber nicht: Teile, Wartung und Versicherung gehen ins Geld. Ein H-Kennzeichen ist nur bei den großvolumigen Motoren sinnvoll und darf zurecht mit Stolz gefahren werden.

Volkswagen Golf II – Fazit

Mit dem VW Golf II hat man ein grundsolides, unauffälliges Alltagsfahrzeug. Vor allem in der Stadt macht er eine gute Figur. Durch die eckige Form und die großen Fensterflächen parkt er sich quasi von alleine ein. Platz für mehrere Personen und Gepäck ist mehr als ausreichend vorhanden. Achten Sie auf möglichst originale und halbwegs rostfreie Fahrzeuge. Eine Garage – nicht nur für den Winter – verlängert die Freude deutlich und ein Individualist ist er mittlerweile obendrein!

Text Oliver Grüneberg Fotos Volkswagen AG

Autor: Classic Trader

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