Kolumne Zeitsprünge | Maserati Quattroporte V – Fünf Meter Grandezza

Der neue Maserati Quattroporte V lässt niemanden kalt. Auch nicht die Chefs der Konkurrenz, die die Luxuslimousine auf der IAA bewunderten.
Es kam jeweils einem Wunder gleich, dass Maserati – trotz aller finanziellen Probleme – über die Jahrzehnte hinweg so viele Automobile Ikonen präsentieren konnte. Doch neben den glamourösen Coupés gab es auch einen eher schlichten Namen, der im Herbst 1963 erstmals für Furore sorgte: Quattroporte.
Damals montierten die Verantwortlichen in der Via Ciro Menotti in Modena einen für den Rennsport geschaffenen Achtzylinder in eine viertürige Limousine und schufen damit das bis dato unbekannte Marktsegment der kraftvoll-sportlichen Limousine, in dem sich heute alle renommierten Hersteller tummeln.
Nun war es wieder soweit: Auf der IAA erblickte die fünfte Quattroporte-Generation das Licht der Welt. Eine von der Carrozzeria Pininfarina gestylte Limousine, die – so Lorenzo Ramaciotti, der Chef Designer des Hauses – „diese unvergleichliche Mischung aus Praktikabilität und Temperament darstellt, die mit ihrer Kraft und Eleganz nur von Maserati kommen kann.“
Zwar wissen die Kenner, dass sich Pininfarina mit vielen Ferrari-Modellen unsterblich gemacht hat – aber man übersieht leicht, dass Pininfarina Ende der Vierzigerjahre mit dem Maserati A6/1500-Coupé zu jener Form verholfen hatte, die Design-Geschichte schrieb. Und dann glückt der bei der 1954 und 1955 in nur vier Exemplaren gebauten A6-GCS-Berlinetta-Interpretation ein weiteres Meisterwerk, das heute als eine der Design-Ikonen der Fünfzigerjahre gilt.
Maserati Quattroporte V – Die große, italienische Limousine
Umso glücklicher war man bei Pininfarina, als 1999 klar wurde, dass man dem neuen Maserati Quattroporte V zu seiner Form verhelfen durfte. „Wir haben immer gehofft, eines Tages die große, klassische italienische Limousine zeichnen zu dürfen“, sagt Lorenzo Ramaciotti. Für den Designer musste das neue Modell „einen starken Charakter haben, italienischen Spirit ausstrahlen sowie über Sportlichkeit und Dynamik verfügen“.
So zeigt die neue 5,052 Meter lange Quattroporte-Generation einen betont aggressiven, aber dennoch eleganten Kühlergrill, der sich auf den Grill des A6 GCS der Fünfzigerjahre beruft. „Auch bei den Kotflügeln finden sich Erinnerungen an den A6 GCS von 1954“, weiß Ramaciotti, „so wie auch die breite C-Säule an Ikonen wie den Bora erinnert“.
Doch man beließ es nicht nur bei diesem starken Grill, sondern sorgte auch durch den hinter die Vorderachse versetzten Motor für jene lange Motorhaube, die seit jeher das Erkennungsmerkmal von Sportwagen war. Dass dadurch auch der Innenraum nach hinten wandert, erleichterte nur die Suche nach den richtigen Proportionen – und so gleitet die Linie des Maserati Quattroporte V trotz seiner imposanten Länge von der sportlichen Motorhaube direkt in einen geräumigen Innenraum über, dem sich noch ein Coda Tronca – ein sportlich abgeschnittenes Heck anschließt.
Und last, but not least, als Pinin Farina dieser Luxus-Limousine auch noch eine leichte Keilform verpasst, die dem 400 PS starken Auto bereits im Stand jenes Temperament verleiht, das sich dann auf der Straße in einer Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h manifestiert.
Der starke Charakter des Maserati Quattroporte V
„Der Wagen hat einen starken Charakter und ist auf Anhieb als Italiener erkennbar“, es ist für Luca de Montezemolo das entsprechende Kriterium – und Ramaciotti ergänzt: „Er trägt den Spirit der 50er-Jahre in sich – aber die reduzierte Designsprache von heute“.
Maserati war stets die Marke für den eher introvertierten Liebhaber von Leistung und Luxus – hier werden die Modelle fast immer in Schwarz, Silber oder Dunkelblau ausgeliefert. Ein Understatement, das in Frankfurt offenbar brillant ankam: Der Maserati Quattroporte V war der Liebling aller Autobosse und Designer. Und dass Bernd Pischetsrieder am 9. September, als die Zusammenarbeit von Maserati und Audi bekannt gemacht wurde, Luca de Montezemolo nicht nur zum Quattroporte gratulierte, sondern den Wagen auch als einen der schönsten der Ausstellung lobte, rührte den sonst coolen Ferrari-Boss Montezemolo sichtlich.
Dieser Text ist erstmals in der Welt am Sonntag Nr. 38 vom 21. September 2003 erschienen.
Fotos Maserati S.p.A.
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