Kolumne Zeitsprünge | Hyundai iX35 Fuel Cell – Das könnte die Zukunft sein

2016 Hyundai iX35 Fuel Cell (13)

Während der Rest der Welt noch überlegt, ob und wann man ein Brennstoffzellen-Fahrzeug in Serie gehen lassen möchte, ist mit dem Hyundai iX35 Fuel Cell bereits ein Serienmodell verfügbar.

Ist der Wasserstoff wirklich der Treibstoff die Zukunft? Insider fragen sich bereits seit vielen Jahren, ob ein Brennstoffzellenfahrzeug nicht um Klassen vernünftiger als ein Elektroauto ist, dessen eingeschränkte Reichweite und dessen hoher Preis noch für viele Jahrzehnte dafür sorgen werden, dass es ein Nischengefährt bleiben wird. Und natürlich ist die Antwort JA – die Zukunft gehört der Brennstoffzelle, denn sie bietet im Hyundai iX35 Fuel Cell eine Reichweite von knapp 600 Kilometern und der Tank kann in etwa drei bis vier Minuten aufgefüllt werden. Und aus dem Auspuff tröpfeln nur Wassertröpfchen, keine Abgase, nichts Umweltschädliches. Und während Mercedes-Benz, Ford und Renault-Nissan in einer Forschungsallianz nach serientauglichen Lösungen suchen und ihre Technologie 2017 in Modellen anbieten wollen, steht das erste Serienmodell nun bereits beim Hyundai-Händler.

Hyundai iX35 Fuel Cell – Die rollenden Versuchslabore

Wobei: Die Stückzahl ist bis 2015 erst einmal auf 1.000 Exemplare limitiert – aber diese können tatsächlich geleast und gefahren werden. Geleast deshalb, weil Hyundai einerseits die Aufsicht über die Fahrzeuge nicht verlieren möchte und sie am Ende des Lebenszyklus zurück haben möchte, damit die Technik analysiert und geprüft werden kann. Andererseits wäre ein realistischer Marktpreis im sechsstelligen Bereich – und natürlich subventioniert Hyundai diese erste Tranche finanziell massiv, schließlich dienen diese Fahrzeuge als rollende Versuchslabore, mit deren Hilfe Know-how gesammelt werden soll. Wobei diese erste Tranche – die sich äußerlich nur durch ein paar bunte Aufkleber vom normalen iX35 unterscheidet – wie ein normales Auto zu fahren ist. Nun gut: Der Wagen fährt lautlos, setzt sich wie alle Elektroautos vehement in Bewegung (Null auf 100 km/h: 12,5 Sekunden) und wird dann bei Tempo 160 von der Elektronik sanft abgebremst – was nicht wundert, denn letztlich ist dies ein Elektroauto, das seinen Strom mit der Brennstoffzelle selbst produziert, und deshalb nicht alle 100 oder 150 Kilometer an die Steckdose muss. Hier sorgen in der Brennstoffzelle spezielle Membranen dafür, dass der Wasserstoff chemisch so zerlegt wird und auf der einen Seite elektrische Energie und auf der anderen Seite Wasserdampf erzeugt wird. Dieser Strom wird in einer Lithium-Polymer-Batterie zwischengelagert, der dann den 136 PS starken Elektromotor an der Vorderachse antreibt.

5,64 Kilogramm Wasserstoff fassen die beiden Tanks, die im Kofferraum montiert sind und dadurch das Kofferraumvolumen etwas einschränken – 5,64 Kilogramm, die mit einem Druck von 700 bar eingelagert werden und die bereits erwähnten 500 bis 600 Kilometer Reichweite ermöglichen. Sofern man eine Tankstelle findet, und das ist derzeit noch die Schwäche des Konzepts, denn derzeit gibt es nur eine Wasserstoff-Zapfstelle in Zürich, zwei weitere sind derzeit in Planung und im Bau. Aber es gibt eine europäische Initiative, die den Bau der Tankstelle massiv voranbringt – in zwei, drei Jahren sollte man, mit etwas Umsicht bei der Routenplanung, europaweit Wasserstoff erhalten können und in zehn Jahren sollen etwa 400 zur Verfügung stehen. Kein Wunder, dass sich Hyundai vorstellen kann, von 2015 an jährlich etwa 10.000 Fuel Cell-Fahrzeuge zu produzieren – und das dann auch zu marktgerechten Preisen.

Dann dürfte die große Zukunft der Elektroautomobile wahrscheinlich schon wieder vorbei sein, denn die Reichweite von bis zu 600 Kilometern und die kurze Ladezeit von – derzeit – etwa 3 Minuten macht die Brennstoffzelle zum legitimen Nachfolger des Verbrennungsmotors, während das batteriebetriebene Elektroauto auch dann noch unter Reichweitenmangel, langen Ladezeiten und hohen Herstellungs- und Entsorgungskosten leiden wird. Der Hyundai iX35 Fuel Cell dürfte also der erste Vertreter einer zukunftsträchtigen Technologie sein.


Dieser Text ist erstmals in der NZZ am Sonntag am 9. Februar 2014 erschienen.


Fotos Hyundai Motor Deutschland GmbH

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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