Heidi Hetzer – Automobilenthusiastin und Abenteurerin

Heidi Hetzer Nachruf 1

„Ich lebe nicht mehr, aber ich habe gelebt.“ Mit einem Goethe-Zitat auf der Homepage von Heidi Hetzer wurde heute verkündet, dass die Weltreise der umtriebigen Berlinerin an Ostern ihr Ende fand.

Selten hatte er so recht, der Geheimrat. Und wie sie gelebt hat! 1937 wurde Heidi Hetzer in Berlin geboren. Die Nähe zu Autos wurde ihr von Hause aus in die Wiege gelegt, betrieb Ihr Vater Siegfried schließlich in Charlottenburg seit 1919 einen Autohandel, der sich ab 1933 ganz auf die Marke Opel spezialisierte. Ab 1954 erlernte sie den Beruf der Kfz-Mechanikerin und nach dem Tod des Vaters übernahm Heidi Hetzer die Leitung des Familienunternehmens. Bis 2012 stand sie an der Spitze der Firma und machte „Opel Hetzer“ zu einem der größten Autohäuser Berlins. Da weder ihre Tochter noch ihr Sohn den Familienbetrieb weiterführen wollten, verkaufte sie das Autohaus im selben Jahr.

Heidi Hetzer Nachruf (18)

Die große Weltreise von Heidi Hetzer

Anstatt es sich im Ruhestand bequem zu machen, stürzte sich Heidi Hetzer von einem Abenteuer ins nächste. Am 27. Juli 2014 startete sie zu einer Reise, die sie nicht nur rund um die Welt führte, sondern ihr auch weltweite Bewunderung, Anerkennung und Respekt einbrachte. Als Fortbewegungsmittel wählte sie schließlich nicht einen nagelneuen SUV mit allem Zipp und Zapp, sondern mit dem Hudson Greater Eight, der vor allem unter dem Spitznamen „Hudo“ bekannt wurde, ein Auto, das sieben Jahre älter war als sie. Und auch wenn der betagte Hudo strenggenommen nicht die unkomplizierteste Wahl war, so tat er – wenn auch mitunter nicht ganz pflegeleicht – treue Dienste. Einmal quer durch Europa und Asien, durch Australien und Neuseeland, über die Anden und Argentinien und eine Runde durch Afrika; Hudo und Heidi wurden ein gutes Team. Nicht zuletzt Dank ihrer technischen Fähigkeiten, Hudos Macken oft selbst reparieren zu können. Weder von technischen Komplikationen noch durch gesundheitliche Rückschläge ließ sich die Berlinerin von ihrem Weg abbringen.

Auf ihrer Homepage und den Social Media-Kanälen teilte sie ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit und man konnte einen Eindruck davon erhalten, wie viele Sympathien Heidi Hetzer rund um den Globus für ihren wagemutigen Ritt, aber vor allem für Ihre unprätentiöse und offene Art erfuhr. Spätestens bei ihrer triumphalen Rückkehr auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor 2017 sah man, dass gerade auch in ihrer Heimatstadt mitgefiebert wurde und man auch mit stolz auf die Geschichte der dynamischen Berlin-Botschafterin blickte.

Mit dieser Reise war noch lange nicht Schluß, bei zahlreichen Gelegenheiten musste sie von ihren Erlebnissen berichten und so sah man sie als Ehrengast und Rednerin auf Veranstaltungen quer durch die Republik. Mehrere kürzere und längere Rallyes und Abenteuer ging sie noch an, oder plante sie für die nahe Zukunft. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen. Was aber bleibt, ist das Lebenswerk einer erfolgreichen Unternehmerin, einer rastlosen und furchtlosen Abenteurerin, einer Berliner Botschafterin mit Herz und „Schnauze“ und einer sympathischen Automobilenthusiastin. Gute Reise, Heidi Hetzer.

Heidi Hetzer Nachruf (23)


Fotos Privat, Classic Trader

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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