Kolumne Zeitsprünge | Mitsubishi Pajero – Der Dauerläufer

Mitsubishi Pajero 1991 (1)

Hätten Sie es gewusst? Der Mitsubishi Pajero ist der meistgebaute Geländewagen der Geschichte (1,5 Millionen Stück und keines davon für die Armee!)

Jetzt hat der Pajero auch noch doppelten Geburtstag: Vor 25 Jahren kam er auf die Welt, vor 15 Jahren nach Deutschland. „Der Zivilist im Feld der vielen militärisch angehauchten Geländewagen“ – so positioniert das Mitsubishi-Marketing den Pajero. In der Tat gehört dieser geländegängige Wagen, was Ausstattung und Alltagstauglichkeit betrifft, zu den Besten seiner Klasse. Aber es ist nicht nur der Komfort einer gestandenen Limousine, die den Pajero zu einem erfolgreichen Fahrzeug macht, es ist vor allem seine Tüchtigkeit auf allen Wegen. Und die kommt nicht von ungefähr: In seiner Rennversion hat der Mitsubishi Pajero über viele Jahre hinweg die großen Wüsten-Rallies dominiert – und auch bei der `97er Rallye Dakar-Agades-Dakar die Plätze eins bis drei belegt.

Mitsubishi Pajero – Unverwüstlich auf der Rallyestrecke und im Alltag

Natürlich unterscheiden sich die reinrassigen Rally-Wagen von der Serienversion durch größere Tanks, besondere Reifen und doppelte Stoßdämpfer, doch das Talent zur Unverwüstlichkeit ist beiden Varianten gemein. Vor 25 Jahren, auf der Tokio Motorshow 1973, wurde die erste Pajero-Studie vorgestellt (benannt nach einer Wildkatzenart). Vor 15 Jahren ging Mitsubishi mit dem Geländewagen dann endlich auch auf dem deutschen Automarkt an den Start. Und brachte damit einen Dauerläufer in die Gänge: Von den über 130.000 seit 1983 zugelassenen Pajeros sind heute noch mehr als 98.000 auf unseren Straßen unterwegs.

Es ist für einen Autohersteller bekanntlich nicht einfach, sich die Treue seiner Kundschaft über einen derart langen Zeitraum zu erhalten. Fragt man die Verantwortlichen bei Mitsubishi nach ihrem Erfolgsrezept, dann lautet die Antwort so: „Hohe Qualität, ein guter Service und viel Modellpflege“.

Stichwort Modellpflege. Seit August 1997 ist nun der jüngste Pajero-Jahrgang auf dem deutschen Markt – als gründlich überarbeitete Version der V20-Baureihe, die seit 1991 vom Band läuft.

Am auffälligsten ist die optische Aufwertung bei den Modellen GLS, 3.5 V6-24 und American Dream. Diese Versionen verfügen über ausgestellte Kotflügel, seitlich integrierte Schmutzfänger und polierte Aluminium-Trittbretter – und mit der Zweifarben-Lackierung werden auch modische Akzente gesetzt. Zudem wurde der Innenraum auf noch mehr Komfort getrimmt.

Mitsubishi Pajero 1991 (2)

Auch unter der Haube gibt es Neuigkeiten beim Facelift des Mitsubishi Pajero

All diese stilistischen Feinarbeiten sind sowohl dem dreitürigen wie auch dem fünftürigen Pajero zugute gekommen. Aber es ist beim Facelifting nicht nur alleine geblieben – auch die Triebwerke wurden überarbeitet. Neu im Programm: der 3,5-Liter-Sechszylindermotor, bei dem nun 24 Ventile für mehr Leistung sorgen – bei niedrigeren Verbrauchswerten. In Zahlen: 143 kW oder 194 PS und ein bulliges Drehmoment von 313 Newtonmetern, das bei 3.500/min anliegt. Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h.

Nicht ganz so temperamentvoll – dafür aber sparsamer – sind die Dieseltriebwerken mit 2,5 und mit 2,8 Liter Hubraum. Die Leistungswerte hier: 73 kW oder 99 PS bei der kleineren Variante und 92 kW oder 125 PS beim 2,8-Liter-Diesel, dessen 292 Newtonmeter Drehmoment nahezu dem des Sechszylinder-Benziners entsprechen. Besonders erfreulich: der 2,8-Liter-Diesel erfüllt die Euro-2-Abgasnorm.

Und auch von der Kraftübertragung gibt es Neues zu vermelden: während die GL-Version über den bewährten zuschaltbaren Allradantrieb verfügt, besitzen der GLX, der 3,5 V6-24 und der GLS nun eine selektive Kraftverteilung, die bei Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h zugeschaltet werden kann. Dadurch wird der Heckantrieb (H2-Stellung) in einen Allradantrieb (H4-Stellung) umgeschaltet. Der verteilt dann – dank einer Viskosekupplung im Zentraldifferenzial – bei jeder Form von rutschigem Untergrund die Kraft auf alle vier Räder, ohne dass es zu Verspannungen im Antriebsstrang kommt.

Wagt sich der Pajero-Besitzer gar ins tiefe Gelände, dann offenbart der Wagen noch weitere Fähigkeiten: Bei der 4HLc-Stellung kommt zudem eine extrem kurze Ax Übersetzung hinzu, mit der auch starke Steigungen und Gefälle bewältigt werden. In Extrem-Situationen kann der Pajero-Pilot überdies auch noch – mit einem Schalter am Mitteltunnel – das Hinterachsdifferenzial sperren: Nun fließt die Kraft starr an alle vier Räder – so erklimmt der Wagen Steigungen von bis zu 70 Prozent. Und damit auch hier die Bremsen adäquat funktionieren, passt sich das ABS der vorgegebenen Strategie an, wobei stets – was im extremen Einsatz im Gelände besonders wichtig ist – mindestens drei Räder abgebremst werden.

Natürlich hat eine derart ausgefeilte Technik auch ihren Preis, aber der Blick in die Preisliste lässt dann doch erkennen, dass der Pajero hier durchaus moderat bleibt. Das dreitürige Einstiegsmodell mit dem 2,5-Liter-Dieselmotor kostet 45.800 DM, die fünftürige Basisversion mit dem 2,8-Liter-Diesel ist für 60.800 DM zu haben, und für das Topmodell, den fünftürigen American Dream mit dem 3,5-Liter-Sechszylinder, sind 74.400 DM hinzulegen.

Mitsubishi Pajero Pinin


Dieser Text ist erstmals in Penthouse Nr. 1 / Januar 1998 erschienen.


Fotos MMD Automobile GmbH

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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