Buchtipp | The missing Link? Alfa Romeo 12C Prototypo

The missing link Alfa Romeo 12C Prototypo Progetto 33 Cover

Zweifellos gehört Alfa Romeo zu den faszinierendsten und interessantesten Autofirmen der Welt – 1910 in Mailand gegründet beeinflussten die Konstruktionen, die Technik und die Ästhetik der Fahrzeuge über Jahrzehnte hinweg den Automobilbau. Und mit seinen tausenden von Siegen bei Motorsport-Veranstaltungen haben die Milanesen auch große Teile der Renngeschichte geschrieben. Mit seinen Reihensechs- und Achtzylinder-Triebwerken beherrschte Alfa Romeo die Rennen der Vorkriegszeit – und die raren, direkt von den Grand Prix-Fahrzeugen abgeleiteten 8C 2900-Modelle gehören heute zu den schönsten und teuersten Automobilen der Vorkriegszeit.

Durch den Sturmlauf von Mercedes-Benz und der Auto Union war dann in den 30er Jahren im Grand Prix-Sport nichts mehr zu gewinnen – doch 1939/1940 bildete sich eine Gruppe, die für die Mille Miglia 1942 (die dann nicht stattfinden sollte) einen potentiellen Siegerwagen entwarf und baute. Da 1942 das Reglement ein maximalen Hubraum von 3 Litern zuließ, entstand bei Alfa Romeo ein Prototyp mit einem 3-Liter-Zwölfzylinder, dessen ungewöhnliche Geschichte in dem faszinierenden Buch „The Missing Link? Alfa Romeo 12C Prototypo“ zusammengetragen wurde.

Beteiligt an dem Projekt waren Bruno Trevisan, Ferdinand Porsche und Gioacchino Colombo – von Porsche kam das bereits früher für Alfa Romeo entwickelte und nun modifizierte Chassis des 8C 2900 und Colombo schuf den Zwölfzylinder, der sich später in großen Teilen in den V12-Triebwerken bei Ferrari wiederfand. Und die Karosserie zeigte bereits, wohin sich die Form bei den legendären Alfetta-Grand Prix-Fahrzeugen entwickeln sollte, die nach dem Krieg in den Jahren 1950 und 1951 den WM-Titel holen sollten.

1941 wurde das Projekt mit der Bezeichnung S10 dann beendet – der Krieg forderte von allen Beteiligten nun Flugmotoren und anderes kriegswichtiges Material. Doch Gioacchino Colombo arbeitete im Verborgenen weiter an dem Zwölfzylinder – womit er dann die Basis für den 1947 erschienenen Ferrari 125 mit 12 Zylindern und 1,5 Liter Hubraum und dessen Nachfolger schuf.

Ist der Alfa Romeo 12C Prototypo „the missing link”?

Ein Prototyp entstand, bei dem der neue 3-Liter-Zwölfzylinder mit der Unterstützung von Ferdinand Porsche – der von 1929 an jahrelang einen Beratervertrag mit Alfa Romeo besaß – in das Fahrgestell eines Alfa Romeo 8C 2900 mit einer von Porsche gezeichneten Schwingachse montiert wurde. Zusammen mit der neuen Aluminium-Karosserie war das Ergebnis ein bildschöner, seiner Zeit vorauseilender Rennwagen, der allerdings nie zum Einsatz kam und jahrzehntelang in der Schweiz ruhte.

In den vergangenen Jahren wurde das Unikat aufwändig zerlegt und restauriert – und es muss den Beteiligten kalt den Rücken heruntergelaufen sein, als der Zwölfzylinder zum ersten Mal nach 80 Jahren lief und wieder zu hören war. Die faszinierende Geschichte dieses Prototypen, der die Lücke zwischen Alfa Romeo und Ferrari geschlossen haben könnte, ist in diesem Band detailliert beschrieben – eines der besten Bücher zur Automobil- und Motorengeschichte der letzten Jahre. Leider nur in englischer Sprache zu erwerben, doch alleine schon durch die Bebilderung eine Bereicherung.


Giuseppe “Pino” Allievi, Lorenzo Ardizio, Luca Dal Monte, Karl Ludvigsen, Bernd Ostmann: The missing Link? Alfa Romeo 12C Prototypo, Progetto 33, Giorgio Nada Editore, 165,00 EUR (Limited Edition: 450,00 EUR)

The missing link Alfa Romeo 12C Prototypo Progetto 33 Cover

Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-033-09088-0

The missing Link? Alfa Romeo 12C Prototypo ist im Buchhandel Ihres Vertrauens oder direkt hier verfügbar.


Fotos Progetto 33 AG

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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