70 Jahre Vespa – Die Wespe feiert Geburtstag

Vespa

Der Grundstein für die Erfolgsgeschichte des beliebtesten aller Motorroller wurde am 23. April 1953 gelegt, als der Name Vespa zum Patent angemeldet wurde. Auf Enrico Piaggios Wunsch hin hatte sich der italienische Erfinder und Ingenieur Corradino D’Ascanio mit der Konstruktion eines modernen Motorrollers beschäftigt, der später als Vespa Geschichte schreiben sollte. Da sich D’Ascanio zuvor mit der Konstruktion von Kampfflugzeugen beschäftigt hatte, ging er unvoreingenommen und ohne Vorkenntnisse an die Arbeit – er ging von einem sitzenden Menschen aus und ordnete die technischen Bestandteile des Motorrollers um diesen an. Bei der Konstruktion gab es etliche Einschränkungen, teilweise seitens Enrico Piaggios, teilweise bedingt durch die Materialknappheit der Nachkriegszeit. Unter anderem sollten die bestehenden Produktionsflächen auf dem damaligen Piaggio-Werksflugplatz Pontedara optimal genutzt werden, darüber hinaus sollte man mit dem Gefährt auch beschädigte Straßen komfortabel passieren können. Zum Schutz des Fahrers und der Beifahrer vor Schmutz wurde der Motor komplett verdeckt untergebracht. Mit der Vespa wollte Piaggio den Wunsch der Italiener nach günstiger, ansprechender und auch zuverlässiger Mobilität erfüllen – ein Vorsatz, der erfüllt wurde.

Die Entwicklung der Vespa

1946 wurde die erste Vespa mit dem Spitznamen „Paperino“ (Entchen) veröffentlicht und entwickelte sich in kürzester Zeit zum Verkaufsschlager. Piaggios Konzept eines einfachen, sparsamen und leicht zu fahrenden Motorrollers ging auf, mit nur 3,2 PS Leistung und einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h erfreute sich die Vespa 98 großer Beliebtheit. 1953 erschien die Vespa 125 mit 5 PS Leistung und einer Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h – neben der Technik wurde auch die Optik leicht überarbeitet, so war der Scheinwerfer beispielsweise oberhalb des Lenkers montiert. Zwei Jahre später wurde die Vespa erneut überarbeitet, zu den Änderungen gehörten ein Vierganggetriebe, ein langer Doppelsattel, eine erhöhte Maximalgeschwindigkeit und ein 150 cm³ Motor. Der Verkauf in Deutschland startete Anfang der 1950er Jahre, in der Schweiz war die Vespa bereits seit 1947 erhältlich. Im Jahr 1965 hatte Piaggio bereits über drei Millionen Vespas verkauft, in den folgenden Jahren ließ der Erfolg in Europa langsam etwas nach – da Autos immer günstiger erhältlich wurden, verloren Motorroller und Motorräder an Attraktivität. Der Siegeszug der Vespa war damit aber noch lange nicht beendet, da das Fahrzeug in etlichen Ländern der Welt in Lizenz für die jeweiligen Märkte hergestellt wurde. So gibt es unter anderem Vespas aus Indien, Frankreich, Deutschland, England, Pakistan und dem Iran. Auch in der UdSSR wurde – ohne Lizenzen und Genehmigung – eine fast baugleiche Kopie der Vespa mit dem Namen „Vyatka“ hergestellt.


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70 Jahre später – die Vespa heute

Bis heute ist die Vespa aus dem Straßenbild nicht wegzudenken, etliche verschiedene Versionen wurden in den vergangenen Jahren angeboten doch eines hat sich nicht verändert: das Design. Sicher gab es größere und kleinere Facelifts, Details wurden erneuert und verbessert doch die Quintessenz blieb immer erhalten. Gemeinsam mit D’Ascanio schuf Piaggio ein zeitloses Kunstwerk, das auch nach 70 Jahren noch dem Zeitgeist entspricht und nichts von seinem Charme verloren hat. Etwas Vergleichbares sucht man im Automobilbau vergeblich; hier können zwar Klassische Fahrzeuge immer noch unzählige Enthusiasten und Liebhaber begeistern, ein Auto aber 70 Jahre mit gleichbleibender Karosserie anzubieten ist nahezu undenkbar. Neben unzähligen Clubs, Vereinen und Stammtischen gibt es in Deutschland seit gut zwei Jahren sogar ein eigenes Print-Magazin, das sich mit Themen rund um die beliebte Wespe beschäftigt. Auch aus moderner Popkultur ist sie nicht wegzudenken, in etlichen Filmen, TV-Serien und Comics ist der Roller fester Bestandteil – dass sich hieran etwas ändern wird ist nicht absehbar. Auf die nächsten 70 Jahre!


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Text Jan Fröhlich // Fotos Classic Trader

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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