Silvretta Classic – Traumstrassen in den Alpen

Silvretta Classic

Als Silvretta Classic Neuling konnte ich mir vor meiner ersten Google Bildersuche nicht viel unter diesem großen Event-Namen vorstellen. Danach wusste ich sofort: Da will ich hin! Nach Österreich – auf die Serpentinen in den Hochalpen!

Bei der dreitägigen Silvretta Classic Rallye nehmen jedes Jahr rund 200 Teams, die sich auf unterschiedlichste Young- und Oldtimer verteilten, teil. Dieses Jahr waren es genau 190. Vom Käfer Cabrio über Mustang bis zum 300 SL Flügeltürer war alles vertreten. Das Classic Trader Racing Team startete mit einem Riley 12/4 (1936), einem Porsche 914/4 (1974) und einem Datsun 280Z (1977). Außerdem schickte Classic Trader den hauseigenen VW Amarok als Service-/ Werkstattwagen mit ins Rennen. Hier fand auch ich meinen Platz.

Am ersten Tag hieß es bei einer kurzen Etappe von knapp 100 km erst einmal Landschaft genießen und Bergluft schnuppern. Dicht gefolgt vom Classic Trader Team wurde die Startnummer 1, ein Bentley 3/8 (1926), um Punkt 12.01 Uhr auf die Silvretta Hochalpenstraße geschickt. Nachdem wir mit dem Servicewagen den ersten türkisblauen Stausee passiert und auf der Bielerhöhe (2037 m) schließlich den Rückweg antraten, bekamen wir unseren ersten Einsatz. Ein dunkelgrüner Jaguar XK 150 DHC (1959) versagte seinen Dienst. Vor Ort konnte unser Mechaniker leider nichts ausrichten. Das nur noch surrende Kätzchen musste die knappen 1300 Höhenmeter zurück ins Tal geschleppt werden – nicht ganz einfach bei extremen Steigungen und heißlaufenden Bremsen.
Sicher im Tal angekommen wurde der Brite schnell wieder flott gemacht, sodass er bereits an Tag 2 wieder seine Position in der Startaufstellung einnehmen konnte.

Die Silvretta Classic im Riley 12/4 von 1936


Riley 12-4 1936Riley 12-4Riley 12-4 SilvrettaRiley 12-4 Alpen

Am Abend trafen sich alle Teilnehmer zum Hüttenabend auf der Bergstation Nova Stoba in 2.010 m Höhe um Sonne, Bier und leckere Spezialitäten zu geniessen.
Wie man da hoch kommt? Man gondelt. Genauer gesagt ich gondelte – und zwar das erste Mal in meinem Leben. Ziemlich aufregend, wenn man auch noch leichte Höhenangst hat.
Der Weg runter im Dunkeln und mit geschätzten 3 Gläsern Weißwein im Kopf war da schon angenehmer. Die zweite Etappe stellte von Anfang an die größte Herausforderung für Fahrer, Beifahrer und Gefährt dar. 300 km in 8,5 Stunden – von Österreich über Lichtenberg in die Schweiz und wieder zurück – Start um 7.31 Uhr. Das gute war: Trotz des frühen Aufstehens fiel es selbst den üblichen Morgenmuffeln im Team arg schwer schlechte Laune an den Tag zu legen. Bei einem unglaublichen Alpen-Panorama mit Hochnebel, Sonne, die langsam über den Berg kommt, Schnee auf den Gipfeln und heißem Kaffee am Frühstückstisch hat man einfach nicht mehr viel zu meckern. Wenn man dann auch noch Fan von klassischen Fahrzeugen ist, sorgen röhrende Motoren und der Geruch nach Benzin am Morgen für das Tüpfelchen auf dem „i“.

Die Silvretta Classic im Porsche 914/4 von 1974


Porsche 914 Classic TraderPorsche 914-4 SilvrettaPorsche 914-4

Auch am zweiten Tag zeigte sich die Natur von ihrer besten Seite. Bei ca. 30 Grad preschten die Rallye-Teilnehmer an Flora und Fauna vorbei.
Wie bereits bei anderen Veranstaltungen mein persönliches Highlight: wild winkende Menschen am Streckenrand mit zur Schau gestellten Oldtimern, Familien mit Picknickkörben, Kinder mit glänzenden Augen, schwingenden Fahnen und Trillerpfeifen. Die Mittagspause nutzten viele Teilnehmer zur Erholung, denn der Tag war lang und sollte noch länger werden.
Gerade Cabrio und Roadster sehen zwar immer klasse aus und machen wahnsinnig Spaß, doch die ganze Zeit mehr oder weniger Fahrtwind und glühender Sonne voll ausgeliefert zu sein, kann sehr anstrengend sein. Nach ganzen 8 Wertungsprüfungen (WP) und 2 geheimen Wertungsprüfungen (GWP) rollten die ersten Teilnehmer am späten Nachmittag ins Etappenziel der Silvretta Classic, das Därflifest in Gaschurn.

Für das Classic Trader Racing Team gab es ein kühles Blondes, andere Mitwettbewerber zogen eine kleine Abend-Siesta im Hotel vor – nicht verwunderlich bei dem Tagesritt.
Nachdem auch die Ergebnisse des 2 Tages bekannt gegeben wurden, stieg die Euphorie im Team, denn Harry und Susen Utesch von DLS Automobile sicherten sich im Datsun in den ersten beiden Tagen Platz 34 in der Gesamtwertung.

Auf dem Därflifest gab es Bier, Wein, Schnaps und Wurscht en masse – beste Voraussetzung für den Start um 9.01 Uhr an Tag 3.

Die Silvretta Classic im Datsun 280z von 1977


Datsun 280z AlpenDatsun 280z Silvretta StauseeDatsun 280 Z - Silvretta ClassicDatsun 280 Z - Amarok

Am letzten Veranstaltungstag der Silvretta Classic setzte der von einigen Teilnehmern erhoffte Regen ein. Von vorherigen 30 Grad ging es in den Höhen auf 16 Grad runter. Wieder einmal eine erhöhte Belastung für Fahrer und Navigator – diesmal allerdings mit erheblichem Spaßfaktor. (Ich habe mir jedenfalls sagen lassen, dass das Serpentinenfahren bei Regen einfach mehr Spaß macht – vor allem im Riley 12/4, indem man dann auch als Insasse ein wenig Patina bekommt.) Auf den 136 km u.a. über den Arlbergpass gab es wieder einmal viel Natur zu bewundern. In Stuben, genauer gesagt im Hotel Post wurde auch an Tag 3 mit kleinen und großen Mittagsköstlichkeiten für unser leibliches Wohl gesorgt. Auch die traumhafte, letzte Etappe der Silvretta Classic 2016 verlief ohne Unfälle oder nennenswerte Schäden.

Vor dem Zieleinlauf mussten sich die Teilnehmer einer letzten Herausforderung stellen – dem „Großen Preis von Vandans“ – 40m in 9 Sekunden.


Classic Trader Racing Team

Zur Siegerehrung der Silvretta Classic 2016 ging es auf das Hochjoch, in das Kapell Restaurant in 1.850 m Höhe. Natürlich wieder mit der Gondel. Diesmal konnte ich mich sogar mehr auf die Aussicht als auf die Fallhöhe nach unten konzentrieren.


Classic Trader Team Silvretta Classic


Text Michèle Koch // Fotos Classic Trader, Motor Presse Stuttgart


Autor: Michèle Koch

Michèle Koch war Senior Product Manager bei Classic Trader und verfasst Beiträge rund um das Thema Amerikanische Klassiker und besondere Erlebnisse. Traum-Klassiker: De Tomaso Pantera GT5-S Eigener Klassiker: Chevrolet Camaro Z28 von 1969 in 1:24

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