Range Rover Classic Conversions – Der klassische Land Rover ganz anders

Land Rover Range Classic Overfinch (2)

1970 wurde der erste Range Rover präsentiert. Ein nahezu visionäres Fahrzeug, hob er doch die eigentlich raubeinigen Geländewagen in den Status der Luxus- und Lifestyle-Dampfer, die heute als Nobel-SUV mehr als gefragt sind. Bis 1996 erfuhr er einige Updates und Verbesserungen. Doch wer sich abheben wollte, ging damals schon zum Karosseriebauer seines Vertrauens, um eine offene Variante zu erhalten, einen Jagdwagen oder ein dreiachsiges verlängertes Gefährt. Eine kleine Auswahl von Anbietern von damals bis heute.

Wood & Pickett

Bill Wood und Les Pickett arbeiteten bereits gemeinsam beim Londoner Karosseriebauer Hooper, der Anfang des 20. Jahrhunderts Sonderaufbauten von Oberklassefahrzeugen anfertigte. 1947 machten sie sich mit ihrem eigenen Unternehmen selbstständig.

Während Hooper mit der Einführung von selbsttragenden Karosserien bei Rolls-Royce die Geschäftsgrundlage langsam aber sich entzogen wurde, machten zwei andere britische Marken und Modelle für Wood & Pickett den Unterschied: Mini und Range Rover.

Vor allem die unterschiedlichen Umbauten des Mini machten das Gros der Einnahmen aus. Aus heutiger Sicht mit dem vertrauten Anblick der „klassischen“ Mini-Form mögen nicht alle Veränderungen stilistisch als uneingeschränkt gelungen angesehen werden, doch sind die Preise für originale damalige Umbauten beachtlich hoch.

Der Range Rover eignete sich Anfang der 70er und in den Folgejahren ebenfalls baulich bedingt für allerlei Umbauten. Zumal das Angebot von Land Rover ab Werk zunächst nur eine dreitürige Variante umfasste.

Die mehrheitlich gut betuchte Käuferschaft des Range Rover wünschte aber durchaus häufig einen 4×4, der unterschiedlichen Ansprüchen genügen sollte. Ein offener Jagdwagen vielleicht, oder für eine Safari. Gerne auch mit dem passenden Equipment und abgestimmten Picknickkorb dazu.

Overfinch

Die Marke Overfinch aus Leeds hat ihre Wurzeln weniger im Karosseriebau als vielmehr in der Veredlung und dem Tuning von Land Rover-Modellen.1975 unter dem Mantel der Zulieferfirma Shuler gegründet, widmete man sich zunächst einzelnen Details und der Motorisierung des Range Rover, die man als verbesserungswürdig erachtete.

Unter anderem wurde ein neues Getriebe entwickelt, das 1981 erfolgreich bei der Rallye Dakar eingesetzt worden ist. Auch eine Luftfederung wurde für die Straßenversionen entwickelt, sie sowohl im regulären Betrieb den Fahrkomfort steigert sollte, aber auch für Fahrten „off road“ robust genug sein sollte.

Bei den Motorisierungen wurde ein wenig herumprobiert, sollte es der Rover V8 sein, der Jaguar V12? Schlussendlich bekam ein 5,7 Liter V8-Motor von General Motors den Zuschlag. Dieser wurde stetig weiterentwickelt und erhielt mit dem 1993 zum zehnjährigen Jubiläum der GM-Motoren im Range Rover das Modell Overfinch 570Ci den vorläufigen Höhepunkt.

Im Laufe der Zeit kamen immer kräftigere und besser ausgestattete Modelle hinzu, auch auf Basis der anderen Land Rover Fahrzeuge. Heute bietet Overfinch Heritage nicht nur gut instand gesetzte historische Exemplare an, sondern auch eine eigene Linie von Restomod-Fahrzeugen. Oldschool-Optik trifft auf moderne Technik, ganz den Wünschen der Kunden entsprechend. Die das nötige Kleingeld mitbringen sollten, ganz billig sind die Fahrzeuge nicht. Dafür sind sie aber auch entsprechend wertig und alltagstauglich.

Everrati

Einen gänzlich anderen Weg der Modifikation geht die britische Firma Everrati: mit Strom. Vor allem die großen, ikonischen Fahrzeuge wie Porsche 911 oder Mercedes-Benz SL der Baureihe 113, aber eben auch Land Rover haben es Everrati angetan.

Zugegeben, Puristen und Bewahrer traditioneller Antriebskonzepte wenden vermutlich ihren Blick ab, wenn Sie die Umbauten plötzlich ohne Auspuff sehen. Andere werden aber umso hellhöriger, wenn sie von den Konzepten von Everrati hören. Werden durch den Elektroantriebe die hohen Verbrauchswerte des klassischen Range Rover hinfällig. Und die Leistungsentfaltung ist elektrisch bedingt natürlich auch eine andere.

Mit dem reinen Umbau des Antriebs geht meist eine grundlegende Überarbeitung nicht nur des Fahrwerks einher, sondern auch des Interieurs. Unterschiedliche Konfigurierungen sind denkbar, ganz von den Geschmäckern der Kunden abhängig.

Der Weg in die Neuzeit ist zugegeben nicht ganz günstig. Ab 230.000 Pfund gibt der Hersteller für den Umbau an, neben dem Spenderfahrzeug versteht sich.

Land Rover Range Classic Everrati (1)

Rometsch

Es waren und sind aber nicht nur britische Marken, die ich um den englischen Range Rover kümmern. Auch beispielsweise in Deutschland gibt es Firmen, die sich des Allradlers annehmen. So wie die Karosseriefirma Friedrich Rometsch in Berlin-Hallensee.

Range Rover waren zugegeben nicht das Kerngeschäft der Firma. Die Basis war auf vielfältige Art und Weise der Käfer. Anfangen von Taxis, die Rometsch ab Anfang der 50er-Jahre aus verlängerten Käfern fertigte.

Der Käfer war auch Basis für andere, eigene Karosserien. So wie Lawrence oder Beeskow, die nach den jeweiligen Konstrukteuren benannt wurden. Insgesamt nur etwas mehr als 500 Stück wurden von diesen Modellen gebaut, was sie heute zu Sammlerstücken und regelmäßigen Gästen bei Concours d’Elegance wie der Classic Gala Schwetzingen macht.

Rometsch baute aber auch Einzelstücke, wie die drei Umbauten eines Range Rover. Der Auftrag kam von der anderen Seite der Mauer, die Fahrzeuge sollten als Jagdwagen für den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker dienen.

Range Rover Classic Conversions – Fazit

Ganz klassisch gibt es den „Classic“ nach wie vor. Er ist auch unverändert der günstigste Einstieg in die Welt der Range Rover. Aber auch innerhalb dieses exklusiven Zirkels der überzeugen Range Rover Eigentümer gibt es noch die Möglichkeit sich etwas mehr abzuheben. Da wären frühen Umbauten, die je nach Zustand auch etwas mehr kosten können. Aber erfahre Range Rover-Veteranen werde da sicher bestätigen können, dass man bei der Substanz sehr sehr gut aufpassen sollte und lieber das bessere und teuerer Exemplar kaufen sollte.

Aber auch aktuelle Modifikationen und Restomods sind eine ernsthafte Alternative. Wenn man mehr Alltagstauglichkeit und zeitgenössische Annehmlichkeiten wünscht. Und die sicherlich mittlere sechsstellige Summe aufbringen kann, die solch ein Fahrzeug sicher in Anspruch nehmen wird.

Range Rover Classic Conversions Land Rover Everrati (5)


Fotos Everrati Automotive Ltd, Hallier Classic Cars, Overfinch Ltd.

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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