BMW 02: Der Aufsteiger

Als der zweitürige BMW 02 1966 erschien, war BMW über den Berg. Das hatte bereits die “Neue Klasse” besorgt, eine leichte aber deutlich größere Mittelklasse, den Vorgänger des späteren Fünfer. Unser Autor hat die Geschichte unlängst bei Handelsblatt.com erzählt. Hier finden Sie nun konkrete Angebote.

Der kompakte Sportler bediente eine Nische. Die hatte der BMW – Marketing-Vorstand Paul Hahnemann gefunden. Der 911 hatte keine Rückbank und war obendrein für junge Familienväter zu teuer. Also packte man die Ingredienzien der Neuen Klasse und macht aus einem leichten Auto, ein kompaktes kleines Auto. Den BMW 02.

Als 1600-2 war die Baureihe der erste Zweitürer von BMW nach dem 700. Gemeinsam mi der Typenbezeichnung BMW 02 wurden rund 260.000 Autos gebaut. Die “Survivor-Rate” ist erschreckend. In Deutschland sind gerade mal noch rund 500 Autos des 85 PS Vierzylinder zugelassen.

Unter den Volumenmodelle ist der 1,8 Liter mit 90 PS mit rund 80.000 gebauten Fahrzeugen eines der weniger gefragten BMW 02. Auch von dem durchzugsstarken Vierzylinder sind noch rund 550 Autos auf der Strasse.

Der 2002 ist wohl der klassische BMW 02 schlechthin. Ihn gab es als einzigen BMW 02 in allen vier Karosserievarianten als Touring, Cabrio, Limousine und auch als Targa. Damals satte 100 Vergaser-PS machten die Kompaktlimousine zum Aufsteiger-Auto schlechthin. Vom 2002 liefen satte 360.000 Exemplare vom Band im Münchner Stammwerk, die meisten im letzten vollen Produktionsjahr 1974. Die Preise des 2002 schwanken je nach Zustand stark, aber ein Neuaufbau ist meist nicht eingepreist. Mehr als 800 2002 sind noch beim Kraftfahrtbundesamt registriert.

Rennversionen des BMW 02 sind vielfältig und gefragt und kosten zwischen 20.000 und 100.000 Euro. Hier ein Werkswagen im Rallye-Trimm. Wer zeitgemäß tunt, kann auch die erforderlichen FIA-Papiere erhalten und das Feld aufmischen. Für diesen Umbau eines 1600-2 auf eine Rennsport-taugliche 2002 ti – Variante werden fast 30.000 Euro aufgerufen. Dafür hat man dann aber ne Menge Spass.

Nischen-Paule traute sich was. 1966, als offene Wagen nicht besonders hoch im Kurs standen, gab er bei Baur in Stuttgart die Öffnung des zweitürigen 1600 in Auftrag. Die meisten fielen dem Rostfraß zum Opfer. Aber auch hier sind die günstigen Zeiten vorbei.

Safety first sagte man sich in Stuttgart. Cabrios ohne steife Karosseriestruktur und Überrollbügel standen im Ruf, unsicher zu sein und so versah Baur das Cabrio ab 1973 mit einem entstellenden Überrollbügel. Die Anzahl der noch zugelassenen Wagen liegt bei unter 100, bei Classic Trader sind gleich mehrere im Angebot, der preiswerteste ist ein offensichtliches Restaurierungsobjekt für nur 3.500 Euro, das einer Komplettüberarbeitung bedarf, die sicher nicht unter 50.000 Euro zu machen sein wird. Das könnte sich lohnen, denn der Freiburger Händler Kleißer bietet ein zeitgenössisch giftgrün-metallic-farbenes Exemplar für 60.000 Euro bei Classic Trader.

1971 war Nischen-Paule seiner Zeit mal wieder voraus und brachte mit dem Touring ein Schrägheckmodell des BMW 02, das als Urahn des Lifestyle-Kombis gelten kann und neben der Heckklappe als weitere Innovation eine asymmetrisch teilbare Heckklappe bot. Da Golf-Bags damals noch nicht so verbreitet waren, konnte man wahlweise Gepäck für die Kleinfamilie oder ein paar kürzere Skier dort lagern. Mit Hecklappen assoziierte man damals aber eher Handwerker-Autos und für solch praktischen Anwendungen war die Ladekante schlicht zu hoch und der Stauraum zu klein.

Ti steht hinter der 02 für touring internazionale und bezeichnet die besonders sportlichen BMW 02 mit Doppelvergaser, die ein sattes Plus von 20 PS brachten. Die doppelte Flutung der Zylinder brachte vor allem zusätzliches Drehmoment und Elastizität, mit der man schneller aus dem Kurvenausgang beschleunigen kann. Wie dieses Exemplar, waren sie für den Tourenwagensport prädestiniert. Selten und teuer.

Der Vierzylinder “M10” ist der Antrieb des Wiederaufstiegs der Marke BMW. Die Konstruktion des Reihenvierzylinders von Alexander von Falkenhausen war eine Eigenmächtigkeit. Mit Kugelfischer-Einspritzung produzierte er 130 PS.

Unbezahlbar ist dagegen dieser 10 Jahre alte BMW 2002 tii im klassischen Orange, den BMW vor 10 Jahren komplett neu aufgebaut hat. Er weckt beim Fahrer neue Begehrlichkeiten, weil es sich um eine ultimative Fahrmaschine handelt, die noch ursprüngliche Dynamik vermittelt.

Als die Zeit des BMW 02 1975 zu ende ging, legte BMW noch für zwei Jahre ein Sparmodell auf, das zu Zeiten der Ölkrise gefragt war: Der 1502 hatte nur 75 PS, die aber mit dem Leichtgewicht keine großen Schwierigkeiten hatten. Gebaut wurden etwas mehr als 70.000 Stück des Einstiegmodells, von dem heute noch rund 500 Wagen zugelassen sind.

2016 präsentierte BMW bei der Villa d´Este eine krawallige Ausgabe des aktuellen Zweiers als Hommage an den 2002, die eher die strategische Falle des Retrodesigns ausmachte und eher als Vorlage für ein Zweier-Breitensportmodell taugt.

Autor: Carl Christian Jancke

Carl Christian Jancke ist Publizist (u.a. Handelsblatt, CICERO, WELTN24 Gruppe) und Analyst für die deutschsprachigen Märkte bei der Historic Automobile Group International (HAGI), die monatlich die Preisentwicklung historischer Automobile mit der HAGI-Index-Familie und dem Mercedes-Benz-Classic Index anhand von realen Verkäufen misst. Alle Artikel von Carl Christian Jancke →