In den Classic Trader Händlerportraits stellen wir Ihnen regelmäßig ausgewählte Oldtimer-Händler vor, die unser aus 15 Fragen bestehendes Interview beantworten.

15 Fragen an Klaus Flettner von der Klassik Garage Kronberg

Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor. Was ist das Spezialgebiet Ihres Unternehmens?

Die KLASSIK GARAGE KRONBERG ist ein anerkannter Fachbetrieb für historische Fahrzeuge. Seit vielen Jahren sorgen wir mit einem hochqualifizierten Team von Enthusiasten – darunter drei Meister – für den Erhalt und die Aufwertung von historischen Fahrzeugen aller Marken. In unser Aufgabengebiet fallen Service und Wartung sowie die Reparatur und Restaurierung von Oldtimern. Außerdem unterstützen wir unsere Kunden bei der Suche und dem Import von Oldtimern, begleiten Sie auf Auktionen und schätzen für Sie den tatsächlichen Marktwert von historischen Fahrzeugen ein.

Seit September 2014 organisieren wir jedes Jahr eine eigene Rallye – die so genannte „Klassik Tour Kronberg“. Sie ist mittlerweile eine Institution und steht wie die Vorbilder „Mille Miglia“, „Ennstal-Classic“ und die „Silvretta Alpenrallye“ im Zeichen der Begeisterung und des Herzbluts für echte Klassiker. Prominente Teilnehmer aus Wirtschaft, Film und Kultur, abwechslungsreiche Strecken durch den Taunus, ein buntes Abendprogramm und spannende Challenges machen den besonderen Charakter der Klassik Tour aus. Bei der letzten Tour durften alle 200 Teilnehmer beispielsweise exklusiv die Opel Testrecke in Dudenhofen befahren.

Wann sind Sie dem „Virus“ klassischer Fahrzeuge verfallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit / Jugend, das Sie zum Oldtimer-Enthusiasten gemacht hat?

Ich bin von Autos begeistert seit ich denken kann. Schon als Kind nannte ich mein Tretauto „Porsche“. Die Begeisterung für diese Kultmarke hat sich dann über viele Jahre fortgesetzt und auch im historischen Rennsport wiedergefunden. Interessanterweise reichen diese prägenden Schlüsselerlebnisse im gesamten Team in die Kindheit zurück. Mein Kollege Stefan Hillers beispielsweise war als Kind sehr schnell vom technologisch Machbaren bei Mercedes S-Klassen begeistert, was sich bis heute nicht geändert hat. Im Laufe der Zeit kamen dann andere Marken und Modelle dazu.

Wir alle in der Klassik Garage Kronberg verstehen unsere Arbeit mit Oldtimern als eine Berufung. Wir teilen die Liebe zu zeitlosen Ikonen und die Leidenschaft und Passion diese zu hegen und zu pflegen.

Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten – was am wenigsten?

Zu den schönsten Dingen in unserem Beruf zählt eindeutig der Moment, in dem wir einen Oldtimer nach der Reparatur zum ersten Mal Probe fahren. Für meine Kollegen und mich ist das immer eine ganz besondere Belohnung getaner Arbeit, wenn so ein historisches Fahrzeug zu seiner alten Größe zurückfindet. Auch auf die Gefahr hin, pathetisch zu klingen, aber dieser Moment hat etwas von einer Wiedergeburt – und damit meine ich nicht nur das Auto: Du steckst den Zündschlüssel ins Schloss, hörst, dass der Motor wieder wie geschmiert läuft, und bist einfach glücklich.

Zu den weniger schönen Dingen zählt sicherlich großer Zeitdruck für Restaurationsarbeiten. Vor allem dann, wenn vorprogrammiert ist, dass es bei den festgelegten Arbeiten nicht bleiben wird. Und die zunehmend schwierigere Ersatzteilsuche und -beschaffung, gerade bei seltenen Fahrzeugen, kann schon extrem nervend sein.

Welche Marke(n) hat / haben es Ihnen angetan? Welches sind Ihre drei Lieblingsklassiker und warum?

Das ist eine schwierige Frage bei den vielen großartigen Marken, die es gibt! Aber wir versuchen es mal: Besonders angetan haben es mir der Porsche 356 Speedster, der Ferrari Dino und der Ferrari Testarossa. Warum? Ganz einfach: Das Fahrerlebnis dieser drei Oldtimer ist etwas ganz Besonderes. Vom Sound mal ganz zu schweigen … Natürlich stehen alle drei Modelle auch in unserem Showroom, wo wir sie ausgiebig bewundern können.

Was war das außergewöhnlichste Fahrzeug, mit dem Sie es bisher zu tun hatten?

In den letzten Jahren war das ein Cadillac V16 von 1930. Schließlich passiert es auch Oldtimer-Narren wie uns nicht alle Tage, dass wir einen der weltweit ersten Serien-PKW mit einem Sechzehnzylindermotor und automatischem Ventilspielausgleich in die Finger bekommen. Ein Highlight war auch ein Elektro-Morris 12/4 von 1939. Als vollfunktionierendes Elektroauto war es seiner Zeit weit voraus. Im Moment restaurieren wir einen Bocar XP5 von 1959. Auch dieses Auto ist außergewöhnlich: Es ist ein individuell handgefertigter Rennwagen, von dem es schätzungsweite weltweit weniger als zehn gibt.

Thema Wertsteigerung / -erhalt: Auf welches Pferd sollte man jetzt setzen? Wie glauben Sie wird es mit der Wertentwicklung in den nächsten Jahren weitergehen?

Unsere Erfahrung besagt, dass sich Marken wie Porsche und Mercedes-Benz nach wie vor steigern werden. Dasselbe gilt für seltene Cabrios und Coupés mit besonderem Design wie ein Alfa Romeo 2600 oder ein Citroën DS Cabrio.

Grundsätzlich gilt: Authentizität, Substanz und einwandfreie Historie sind gesucht und bringen entsprechenden Return.

Welches ist der aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzte oder überschätze Klassiker und warum?

Über diese Frage, bzw. die Antwort könnte man tagelang grübeln und kontrovers diskutieren. Auf den Punkt gebracht: Am meisten unterschätzt wird der individuelle Spaß, denn jeder sollte das historische Fahrzeug kaufen, das ihm am meisten am Herzen liegt. Am meisten überschätzt werden die „Verkäufergeschichten“. Deshalb gilt genaue Analyse und Beurteilung durch Profis vor Kauf.

Sehen Sie einen personellen Generationswechsel im Markt für klassische Fahrzeuge? Wenn ja, wie stehen Sie dazu?

Der Oldtimermarkt hat sich in den letzten Jahren in der Tat gewandelt. Wir beobachten einen Trend für Klassiker aus den 70-er und 80-er Jahren. Entsprechend verjüngt hat sich auch die Kundengruppe: Die Interessenten, die sich Modelle aus den 70-ern und 80-ern zulegen, kennen die Autos aus ihrer Kindheit. Heute sind sie in den 50-ern, ihre Sprösslinge aus dem Haus und sie erfüllen sich mit den alten Autos einen Kindheitstraum. Im Vergleich dazu verlieren Limousinen aus den 50-ern an Nachfrage, weil die Generation mittlerweile in einem Alter ist, in dem die Anschaffung eines Oldtimers für die meisten kein Thema mehr ist.

Betrachten wir das Ganze aus unserer Perspektive als Restauratoren, fällt zunächst einmal positiv auf, dass es junge Leute gibt, die ihre Leidenschaft für Oldtimer entdecken. Das mag bei den immer größeren technischen Sprüngen, die wir machen, überraschen. Andererseits erweckt zunehmende Technisierung den Wunsch nach „Hand anlegen können und dürfen“. Oldtimer sind authentisch. Sie haben Ecken und Kanten und auch die ein oder andere liebenswerte Macke, die sich nicht wegdiskutieren lässt. Wer einen Oldtimer fährt, entscheidet sich ganz bewusst für ein Fahrgefühl, das weit weg ist von Komfort und modernster Technik. Nah an jeder Unebenheit der Straße, am „Blubbern“ des Motors, am Geruch von altem Leder. Es sind diese Eigenschaften, die uns als Restauratoren faszinieren und die auch die junge Generation begeistern kann. In der Klassik Garage bilden wir junge Kollegen zum Mechatroniker mit Schwerpunkt historische Fahrzeuge aus und geben unser langjähriges Wissen an sie weiter. So versuchen wir die Tradition zu bewahren.

Was ist für Sie ein absolutes „Tabu“ in Sachen Klassiker?

Repliken.

Wo hört für Sie das Thema „Klassiker“ auf und vor allem warum?

Wir sehen eine klare Zäsur Ende der 80-er Jahre. Das war die Zeit, in der Steuergeräte und Mini-PCs Einzug Automobilbau hielten und die Masse der hergestellten Modelle riesig wurde.

Welche modernen Fahrzeuge haben für Sie das Potenzial, in 30 Jahren ein wirklicher Oldtimer zu werden?

In unseren Augen sind das nur sehr wenige Sport- oder Nischenfahrzeuge. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, dass der BMW Z8 solch ein Fahrzeug ist. Der Z8 sticht heraus, weil er im Gegensatz zu den Millionensellern, die heute verkauft werden, in limitierter Auflage in Handarbeit produziert wurde. Er hat eine außergewöhnliche Form und verkörpert einen besonderen Lebensstil – eine widersprüchlich anmutende Mischung aus Hedonismus, Askese und Sportlichkeit.

Wie sehen Sie die Zukunft des Klassikerhandels und welche Herausforderungen gibt es?

Die größte Herausforderung ist, substanziell authentische Fahrzeuge zu finden. Darüber hinaus gilt es, die Expertise zu erhalten und das internationale und individuelle Netzwerk zu pflegen und auszubauen.

Welches Fahrzeug möchten Sie unbedingt noch einmal fahren und vor allem warum?

Ich selbst will einmal in meinem Leben einen Vorkriegssportler wie einen Bentley Blower fahren. Und auch einen 917 mal auf der Rennstrecke bewegen gehört zu meinen Träumen.

Mein Kollege Stefan Hillers möchte unbedingt einmal einen Facel Vega und einen Monteverdi fahren. Beide Modelle haben etwas gemeinsam: Sie sind extrem selten und waren ihrer Zeit um eine Generation voraus.

Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Strecken, die man mit einem Oldtimer „erfahren“ kann?

Grundsätzlich gilt: Je mehr Kurven, je enger desto besser. Oldtimer sind nicht für Autobahnen und Schnellstraßen gemacht. Und wenn man schon schnell und sportlich fahren will, dann ab auf die (historische) Rennstrecke.
Und: Vor jeder Oldtimergarage gibt es auch schöne Strecken! Dies erleben die Teilnehmer unserer „Klassik-Tour-Kronberg“ jedes Jahr im Herzen Deutschlands und Europas.

Was würden Sie einem „Oldtimer-Neuling“ am liebsten mit auf den Weg geben?

Einen ganz einfachen Satz, der eigentlich für jedes Hobby gilt, so auch für Oldtimer: Hört auf euer Gefühl. Tut nichts, was euch keinen Spaß bereitet. Und denkt immer daran, dass es um „ältere Damen und Herren“ geht, die von Zeit zu Zeit Zipperlein offenbaren, die man akzeptieren und respektieren sollte.

Dafür wird man mit viel Freude belohnt, öfter als mit jedem Neuwagen auch mal bewundert und dies bei garantiertem Werterhalt!
Ganz viel Spaß wünscht die Klassik Garage Kronberg.

KONTAKT ZUr Klassik Garage Kronberg GmbH & Co. KG

Klaus Flettner
Rudolf-Diesel-Straße 20b
D-65760 Eschborn

Tel. +49 6173 783131
[email protected]

Text Klaus Flettner // Fotos Klassik Garage Kronberg

Autor: Classic Trader

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