Lancia Fulvia Kaufberatung – Coolness und Sportlichkeit aus Turin

Lancia Fulvia Kaufberatung seitlich

Als der Lancia Fulvia im Jahr 1963 im Rahmen des Genfer Automobilsalons präsentiert wurde, staunte das versammelte Publikum – das gewöhnungsbedürftige Design musste erst einmal verdaut werden. Nachdem der erste Schreck überwunden war zeigte man sich begeistert, seinerzeit war der Lancia Fulvia das erfolgreichste Auto des Herstellers und ist bis heute ein gefragter Oldtimer. Im Rahmen der Lancia Fulvia Kaufberatungen werden die zwei Serien vorgestellt und berichtet, was es beim Kauf zu beachten gibt.

Lancia Fulvia Kaufberatung – Serie 1

Der Lancia Fulvia gilt heute als Nachfolger des Lancia Appia, der von 1953 bis 1963 gebaut wurde. In Lancia Tradition – die mit dem Lancia Aurelia begründet wurde – war auch der Fulvia nach einer klassischen Römerstraße benannt – in diesem Falle nach der Via Fulvia. Zu Beginn der Produktion war der Wagen ausschließlich als viertürige Limousine erhältlich, im Frühjahr 1965 wurde das Angebot um ein Coupé erweitert, das auf dem Turiner Autosalon vorgestellt wurde. Das Coupé wurde von Pietro Castagnero entworfen und gilt heute als sein zeitlosestes Meisterwerk. Ende desselben Jahres kam der Fulvia Sport hinzu, der auch als Zagato-Version erhältlich war. In technischer Hinsicht überzeugte der Wagen mit dem fortschrittlichen Frontantrieb, Einzelradaufhängungen und Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Etliche technische Komponenten wurden vom Lancia Flavia übernommen, nicht aber der Boxermotor – der Fulvia wurde mit einem neu entwickelten, äußerst kompakten Vierzylinder-V-Motor ausgestattet. Je nach Version leistete dieser bis zu 90 PS in der Straßenversion, für den Rallyesport konzipierte Versionen leisteten bis zu 158 PS. Die Sportversion entstammt Ercole Spadas Feder, der zu diesem Zeitpunkt bei Zagato angestellt war. Mit der aerodynamisch günstigeren und leichteren Karosserie erreichte der Fulvia Sport der ersten Generationen eine Höchstgeschwindigkeit von 169 km/h – Fahrspaß garantiert! Im Laufe der Produktion wurden die Versionen der ersten Generation mehrfach überarbeitet und technisch wie auch optisch überarbeitet.



Lancia Fulvia Kaufberatung – Serie 2

Infolge der Übernahme Lancias durch Fiat wurden die drei Versionen des Fulvia überarbeitet, gerade in technischer Hinsicht gab es einige Neuerungen. Unter anderem wurden das Bremssystem und das Getriebe überholt und auch optisch gab es Änderungen. Kühlergrill, Rückleuchten, Stoßstangen und einige weitere optische Details an der Karosserie wurden dem Zeitgeist angepasst, im Innenraum gab es Änderungen am Armaturenbrett und im Fondbereich. Die Produktion der Limousine wurde im Oktober des Jahres 1972 eingestellt, das letzte Coupé lief Anfang 1976 vom Band. Die zweite Generation des Fulvia Sport wurde von 1970 bis 1972 hergestellt, die Karosserie wurde nun vollständig aus Stahl gefertigt. Im Produktionszeitraum von 1963 bis 1976 wurden insgesamt 336.000 Lancia Fulvia hergestellt, davon etwa 189.000 Berlina, 140.000 Coupés und 7.000 Sport Zagato.

Lancia Fulvia Kaufberatung – Karosserie

Das größte Problem beim Kauf eines Lancia Fulvia ist zweifellos Rost. An allen möglichen, unmöglichen, sichtbaren und unsichtbaren Stellen ist mit Rost zu rechnen – eine genauste Inspektion ist unumgänglich. Beginnt man seinen Rundgang an der Front des Autos, sollte man sich den Übergang vom Frontblech zum Kotflügel ansehen, auch der Bereich um die Scheinwerfer bedarf eines prüfenden Blicks. Da die Kotflügel verschweißt sind und sich entsprechend nicht entfernen lassen, sollte man hier keine Experimente wagen. Bei der Inspektion sollte auf die Vollständigkeit der Embleme, Zierleisten und sonstigen Dekorelemente geachtet werden. Zwecks „HF-Optik“ wurde hier des Öfteren das ein oder andere Teil abmontiert. Auch die Motorhaube neigt zum Rost, hier ist ebenfalls ein prüfender Blick angebracht. Falls es Unstimmigkeiten bezüglich des Modells gibt hilft das Typenschild an der rechten Seite des Motorraums weiter. Wirklich kritisch wird es beim Hilfsrahmen, der ebenfalls oft mit Rostbefall zu kämpfen hat und ungünstiger Weise nicht uneingeschränkt einsehbar ist. Sollten hier größere Mängel zu sehen sein, ist vom Kauf dringend abzuraten – hier sollten wirklich nur Profis Hand anlegen. Selbstverständlich haben sollen auch die Schweller und die Bodenwanne untersucht werden, eine Hebebühne ist hier natürlich von Vorteil.



Lancia Fulvia Kaufberatung – Motor und Technik

Wurde der Motor fleißig gewartet (Kontrolle der Ventile und regelmäßige Ölwechsel) und nicht von Hobbyrennfahrern überstrapaziert sind auch hohe Laufleistungen keine Seltenheit. Essenziell für die Laufruhe des V4-Motors sind unter anderem die Doppelvergaser, die nach Möglichkeit gut synchronisiert sein sollten. Gibt der Motor ein gut vernehmbares Ticken von sich, ist dies ein Indiz für größeres Ventilspiel. Rasselt der Motor ist die Steuerkette womöglich locker. Die im Fulvia verbauten Getriebe gelten als sehr zuverlässig, die Synchronisation des zweiten Gangs ist hier die Ausnahme, da sie mitunter schneller verschleißt als bei den anderen Gängen. Sie sollten bei der Besichtigung unbedingt den Zustand der Bremsanlage prüfen – kam es zu langen Standzeiten, könnte es zwischen Aluminium-Sätteln und stählernen Bremskolben zu Kontaktkorrosion gekommen sein. Ein regelmäßiger Wechsel – alle zwei Jahre – der Bremsflüssigkeit ist unabdingbar und sollte nicht vernachlässigt werden.

Lancia Fulvia Kaufberatung – Innenraum und Fazit

Hat man die Inspektion des Außenbereichs abgeschlossen, sollte man sich dem Innenraum zuwenden. Gerade die Kunstlederbezüge neigen dazu, an den Nähten aufzureißen. Aufgrund der aufwändigen Lehnenstruktur ist ein Auswechseln der Bezüge äußerst kostspielig. Ein Blick gen Himmel schadet nicht, der Himmel sollte im besten Fall nicht herabhängen und keine Flecken aufweisen. War das Fahrzeug über längere Zeiträume hinweg der Sonne ausgesetzt, könnte es zu Rissen am Armaturenbrett gekommen sein. Werfen Sie den Motor an und überprüfen Sie die Funktionalität der Instrumente – sollten hier Defekte auftreten ist guter Rat teuer – und Ersatzteile sogar noch teurer. Grundsätzlich ist die Ersatzteillage für den Lancia Fulvia durchwachsen, häufig gibt es Engpässe und einige Komponenten sind praktisch gar nicht mehr erhältlich. Entsprechend teuer können selbst kleinere Reparaturen werden. Als Fazit der Lancia Fulvia Kaufberatung lässt sich festhalten, dass sie bei der Besichtigung äußerst penibel vorgehen sollten, um nicht die Katze im Sack zu kaufen. Fachkundige Begleitung ist unbedingt zu empfehlen, denn vier Augen sehen bekanntermaßen mehr als zwei.

Wie teuer ist ein Lancia Fulvia in der Versicherung?

Lancia Fulvia mit geschätztem Fahrzeugwert von 20.000,- EUR in der Zustandsnote 2-3

Beitrag schon ab 200,- EUR p.a. (inkl. KFZ-Haftpflicht und Vollkasko, Stand September 2021)

(Alle Beiträge in Brutto)

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Text Jan Fröhlich  // Fotos Classic Trader


Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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