Unterwegs im Oldtimer. Mit Sicherheit!
Im Frühjahr sind sie zurück – nein, die Rede ist nicht von Zugvögeln. Natürlich geht es um die Oldtimer, die mit den ersten Sonnenstrahlen das Straßenbild bereichern. Da bei Oldtimer laut Straßenverkehrszulassung die Erstzulassung mindestens dreißig Jahre zurückliegen muss, gibt es aus Sicherheitsgründen einiges zu beachten – Fahrzeug und Passagiere sollen ja gesund und munter wieder in der heimischen Garage ankommen.
Oldtimer Sicherheit – Damals und Heute
Vor lauter Freude am klassischen Vehikel sollte man eines nicht vergessen: Zwischen dem technischen Stand aktueller Fahrzeuge und dem des Oldtimers liegen meist mehrere Jahrzehnte. Gerade in Sachen Sicherheit hat sich hier einiges getan, längst gehören Sicherheitsgurte, Airbags und Co zum Standard – das war nicht immer so. Bastian Schonauer, Klassik Referent bei der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ mbH) berichtet, dass erste Crashtests 1959 in den USA durchgeführt wurden, üblich in der Automobilentwicklung wurden sie aber erst rund 20 Jahre später. Auch weiß er zu berichten. dass steife Sicherheitszellen zu jener Zeit nicht üblich waren. Aus diesem Grund sollte man Sicherheitsupdates des geliebten Klassikers in Erwägung ziehen.
Gerade bei längeren Standzeiten sollte man darauf achten, diverse Komponenten am Fahrzeug auf ihre Funktionalität zu prüfen. Ein Test der Elektrik ist schnell durchgeführt – einfach die Beleuchtungsanlage testen. Durchgebrannte Sicherungen lassen sich am besten mit einem kurzen Blick in den Sicherungskasten erkennen – alles was geschmolzen ist, muss raus und ersetzt werden! Durch eine funktionierende und fehlerfreie Verkabelung der Elektronik lassen sich Fahrzeugbrände vermeiden. Aussetzer des Motors lässt sich am besten mit regelmäßiger Wartung und Einstellung des Motors vorbeugen, brenzligen Situationen im Straßenverkehr kann so aus dem Weg gegangen werden.
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Oldtimer Sicherheit – Bremsen & Reifen
Besonders Augenmerk sollte auf die Bremsen gelegt werden. Schonauer berichtet, dass Flecken auf dem Boden neben den Rädern oder ein gesunkener Pegel im Bremsflüssigkeitsbehälter auf undichte Stellen im Bremssystem hinweisen. Gerade bei älteren Fahrzeugen mit Einkreisbremsen führt das schnell zum sofortigen Komplettausfall der Bremse – oft mit fatalen Folgen. Grundsätzlich sollte Bremsflüssigkeit alle zwei bis drei Jahre gewechselt werden, da die enthaltenen Chemikalien der Luft Feuchtigkeit entziehen. Auf diesem Weg wird der Wasseranteil im Bremssystem gesteigert und die Bremswirkung verschlechtert sich. Im Fachhandel gibt es spezielle Bremsflüssigkeiten für Oldtimer, die die antiken Kunststoffe und Dichtungen nicht angreifen und zusätzlich nicht hygroskopisch sind. Beim Wechsel ist unbedingt zu beachten, dass die DOT-Nummer der Bremsflüssigkeit und das Fahrzeug kompatibel sind.
Eine Komponente, die oftmals – völlig zu Unrecht – außer Acht gelassen wird, ist die Bereifung des Oldtimers. Auch die Reifen überdauern die Zeit nicht unbeschadet, aufgrund der meist geringen Laufleistungen befinden diese sich zwar optisch in gutem Zustand, unter dem Mikroskop sieht die Welt aber schon anders aus. Altert die Gummimischung vor sich hin werden die Reifen porös – Reifenplatzer sind vorprogrammiert. Auch die kalte Jahreszeit hinterlässt ihre Spuren: zwar befinden sich die Oldtimer zu dieser Zeit in der behaglichen Garage, durch die langen Standzeiten bilden sich allerdings Beulen in der Lauffläche. Diese führen zu schlechterer Fahrstabilität und stellen somit ein Sicherheitsrisiko dar.
Nach der Inspektion der Technik kann es dann endlich losgehen. Doch auch unterwegs gibt es einiges zu beachten. Stichwort Reifen: in der Vor- und Nachkriegszeit waren deutlich schmalere Reifen als heutzutage Gang und Gäbe. Da die Auflagefläche entsprechend kleiner ist, hat man deutlich weniger Bodenhaftung und sollte gerade bei nasser Straße wohldosiert und rechtzeitig bremsen. Auch wenn der eine oder andere Oldtimer zur sportlichen Fahrweise anregt, sollte man sich vor Augen führen, dass man sich hier einem unnötigen Risiko aussetzt. In den siebziger Jahren waren so genannte Diagonalreifen weit verbreitet – nach heutigen Standards zeichnen sich diese vor allem durch eine sehr schlechte Seitenführung bei schneller Kurvenfahrt aus. Angeblich ist schon die ein oder andere Reifendecke bei schnelleren Kurvenfahrten von der Felge gesprungen. Mit modernen Gürtelreifen ist das zum Glück undenkbar. Wie bei vielen anderen Komponenten gilt auch bei den Reifen: Lieber zu früh als zu spät wechseln – Gesundheit und Sicherheit gehen immer vor.
Oldtimer Sicherheit – Unterwegs im edlen Blechkleid
Wegen fehlenden Hilfestellungen durch ABS, ESP und Abstandswarner sollte man sich eine vorausschauende Fahrweise aneignen, diese ist in Kombination mit zeitigem und behutsamen Bremsen Gold wert. Kommt es zu einem – ABS unterstützten – abrupten Bremsen des Vordermanns ist man froh, ausreichend Abstand gehalten zu haben. Grundsätzlich sind die damals üblichen Trommelbremsen nicht wesentlich schlechter als zeitgemäße Scheibenbremsen – das Problem ist allerdings, das Trommelbremsen bei Feuchtigkeit eine verminderte Bremswirkung haben.
Ein Info am Rande: hatte der Oldtimer ab Werk keine Sicherheitsgurte, so ist man von der Anschnallpflicht befreit. Trotz aller Bemühungen, den Originalzustand des Oldtimers zu erhalten, sollte man darüber nachdenken, Nachrüstgurte einzubauen. Hierbei ist auf einen fachgerechten Einbau zu achten, denn schon die ersten Crashtests zeigten, dass der Mensch beim ungebremsten Aufprall immer den Kürzeren zieht. Zwei- und Dreipunktgurte zum Nachrüsten sind schon für wenig Geld zu haben.
Wer noch mehr über Sicherheit im Oldtimer erfahren möchte: die großen Automobilclubs bieten regelmäßig Fahrsicherheitstrainings speziell für Oldtimer an, hier kann man die Grenzbereiche des Fahrzeugs kontrolliert austesten.
Alle sicherheitsrelevanten Teile wie Reifen, Bremsen sowie Zubehör findet man auf www.bjooli.com, dem Marktplatz für Teile und Zubehör für klassische Automobile – selbstverständlich von qualifizierten und geprüften Anbietern.
Text www.bjooli.com // Fotos Classic Trader
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