Lamborghini wird 100 Jahre

Ferruccio Lamborghini

Ferruccio Lamborghini feiert 100. Geburtstag. Für uns ein guter Grund sich eingehender mit dem Leben des Gründers und Namensgebers einer der schillerndsten Sportwagen-Schmieden der Welt zu beschäftigen. Am 28. April 1916 kommt Ferruccio Lamborghini im italienischen Städtchen Renazzo nahe Bologna zur Welt. Der Sohn eines Landwirts entdeckt schon früh seine Leidenschaft für Technik und Mechanik. Seiner Neigung folgend, studiert Lamborghini dann auch Technik an der Technischen Universität von Bologna. Kurz nach seinem Abschluss bricht der Zweite Weltkrieg aus und Ferruccio Lamborghini wird zum Militärdienst eingezogen. Während seiner Dienstzeit avanciert er zum Leiter der Reparaturwerkstatt für Militärfahrzeuge auf Rhodos (Griechenland). Nach dem Krieg erkennt Lamborghini schnell den dringenden Bedarf an landwirtschaftlichen Maschinen. Er kauft alte Militärfahrzeuge auf und baut sie zu Carioche, traktorähnlichen Schleppern, um. Bereits 1949 gründet er in Cento mit „Lamborghini Trattrice“ sein erstes Unternehmen zum Bau von Traktoren. Weil geeignete Motoren auf dem Markt jedoch nicht zu bekommen sind, beginnt Lamborghini damit, auch die Motoren für seine Schlepper selbst zu konstruieren, so dass Lamborghini Traktoren bereits 1952 mit Zwei-, Drei- und Vierzylinder Dieselmotoren lieferbar sind. Zudem bietet Lamborghini ab 1954 als erster Traktorenhersteller Triebwerke mit Direkteinspritzung und Luftkühlung an. Nicht zuletzt durch diesen technologischen Vorsprung avanciert „Lamborghini Trattrice“ bald zum größten Hersteller von Traktoren in Italien. Während einer Reise in die USA lernt Ferruccio Lamborghini den Komfort von Klimaanlagen bei heißem Wetter zu schätzen. Von der Klimatechnik fasziniert – und vom Markterfolg überzeugt – gründet Lamborghini 1959 mit „Lamborghini Bruciatori“ ein Unternehmen zur Produktion von Klimaanlagen für den italienischen Markt.

Ein Streit mit Enzo Ferrari als Initialzündung.
Durch seine Erfolge als Unternehmer zu Wohlstand gelangt, kauft Lamborghini einen Ferrari Sportwagen. Bei der Auslieferung des Fahrzeugs finden sich jedoch eine Reihe von Mängeln in der Detailverarbeitung und für einige technische Lösungen glaubt Ferruccio bessere Alternativen anbieten zu können, was er Enzo Ferrari in einem Brief umgehend mitteilt. Der „Commendatore“ ist indes wenig begeistert von den Vorschlägen und Ideen Lamborghinis. Als Konstrukteur erfolgreicher Renn- und Sportwagen benötige er die Ratschläge eines Traktorenbauers nicht schreibt Ferrari hochnäsig zurück. Jetzt fühlt sich auch Lamborghini brüskiert. Sein Ehrgeiz ist geweckt und er beschließt Sportwagen zu bauen, die leistungsstärker, besser verarbeitet und technisch ausgefeilter sind als jene aus dem Hause Ferrari.

Ferruccio Lamborghini – Die Anfänge

1963 eröffnet Lamborghini in Sant‘ Agata Bolognes die „Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A.“, die 1964 die Auslieferung der ersten Lamborghini vom Typ 350 GT aufnimmt. Aus dem Lamborghini 350 GT wird bald der leistungsstärkere 400 GT. 1966 feiert dann der Lamborghini Miura, benannt nach einem berühmten spanischen Kampfstier, seine Premiere. Als erstes Serienautomobil ist er mit einem quer zur Fahrtrichtung eingebauten Zwölfzylinder-Mittelmotor ausgerüstet. Diese Anordnung beschert dem Sportwagen nicht nur ein viel dynamischeres Handling als bei einem Frontmotor, sie sorgt auch für vergleichsweise kompakte Abmessungen, gepaart mit einem breiten, geduckten Auftritt.

Espada und Islero sorgen in der Fachwelt für Staunen.
1968 greift der Lamborghini Islero das Konzept der Modelle 350 GT und 400 GT mit einer modernen Formensprache wieder auf. Im selben Jahr debütiert auch der Espada als erstes viersitziges Modell der Marke. Im Gegensatz zum begehrten Espada bleibt der 1970 vorgestellte, ebenfalls viersitzige Jarama glücklos – was möglicherweise an seiner eigentümlichen Optik mit kurzem Radstand und voluminösen Überhängen liegen mag. Ebenfalls 1970 kommt mit dem Urraco der erste Lamborghini mit Achtzylinder auf den Markt. Durch den hinter dem 2+2-sitzigen Passagierabteil angeordneten Heck-Mittelmotor sind auch seine Proportionen eigenwillig, wenn gleich die Optik weit gefälliger ausfällt als die des Jarama.

Lamborghini Islero

Lamborghini Espada

Die Lamborghini Ikone Countach wird geboren.

Als 1974 der Lamborghini Countach (sprich Kuntatsch) ins Rampenlicht rollt, ist dies die Geburtsstunde einer Ikone, die für nahezu die nächsten 20 Jahre alles verkörpert, was die Marke Lamborghini ausmacht. Der radikal gestylte Super-Sportwagen wird von einem V12-Mittelmotor mit zunächst 3,9 Liter Hubraum und 375 PS angetrieben, der über die Jahre auf 5,2 Liter wächst und auf 490 PS erstarkt.

Lamborghini CountachLamborghini Countach 1

Damit das Unternehmensgeschick nicht allein am Countach hängt, versucht Lamborghini 1976 mit dem Silhouette eine kompaktere Modellreihe zu lancieren, die gegen den Ferrari 308 positioniert wird. Der Erfolg ist mäßig: Lediglich 55 Silhouette werden produziert. 1981 wird einer neuer Anlauf unternommen: weitgehend gleiches Auto, anderer Name. Doch als Jalpa bleibt der Erfolg aus. Zu mehr als 420 produzierten Sportwagen hat es nicht gereicht. Mit dem LM002 stellt Lamborghini ab 1986 dafür einen wahren Super-Geländewagen auf die Räder. Zu seiner Zeit ist kein Geländegänger größer oder schneller (Höchstgeschwindigkeit 223 km/h). Und keiner ist exklusiver motorisiert, denn im LM002 sorgt das V12 Aggregat aus dem Countach mit 455 PS für ordentlich Spektakel. 1990 wird der angejahrte Countach durch den Diablo ersetzt. 2001 kommt mit dem Murcielago der erster Lamborghini unter der Ägide von Audi auf den Markt. Mit dem Gallardo unternimmt Lamborghini ab 2003 erneut den Versuch eine kleinere Baureihe auf dem Markt zu etablieren. Diesmal mit Erfolg: Der Gallardo entwickelt sich zum erfolgreichsten Modell in der Geschichte von Lamborghini. Mit den aktuellen Modellen Aventador (seit 2012) und Huracan (seit 2014) setzt die Marke aus Sant‘ Agata ihre erfolgreiche Entwicklung in der Gegenwart fort.

Lamborghini LMLamborghini DiaboloLamborghini Diabolo 1Lamborghini Diabolo 2

Stürmische Zeiten und häufige Eigentümerwechsel.

Als Anfang der 1970er Jahre die erste Öl-Krise die Weltwirtschaft erheblich unter Druck setzt, gerät in Folge der wegbrechenden Nachfrage auch Lamborghini in die Krise. Um einen Bankrott zu verhindern, verkauft Ferruccio Lamborghini seine Anteile am Traktorenhersteller „Lamborghini Trattrice“ an die Same Group. Seine Anteile am Sportwagenbauer „Lamborghini Automobili S. p. A.“ muss Ferruccio ebenfalls abstoßen. In den 1970er übernehmen zunächst die Schweizer Unternehmer Rosetti und Leimer das Sportwagengeschäft. Nach einer Insolvenz steigt 1980 der Investor Mimram bei Lamborghini ein. 1987 schließlich wird Lamborghini von Chrylser übernommen und ab 1994 gehörte Lamborghini zum indonesischen MegaTech-Konzern. 1998 kauft Audi lauft Audi die „Lamborghini Automobili S. p. A.“. Bis heute ist Lamborghini eine Marke des Volkswagen Konzerns.

Lamborghini Miura

Ferruccio Lamborghini hat sich seit dem Verkauf seiner Geschäftsanteile gänzlich aus dem Fahrzeugbau zurückgezogen und widmet sich auf seinem Gut Borgo Panicale in Umbrien dem Weinbau. Doch auch dabei schlägt Lamborghini erneut seinen ganz eigenen Weg ein. Die für die Gegend typischen italienischen Rebsorten verschneidet Ferruccio mit der aus Frankreich stammenden Rebe Cabernet Sauvignon. Doch wegen dieser „untypischen“ Herstellung bleibt den Lamborghini Weinen das Qualitätssiegel DOC versagt und sie müssen als einfache Landweine vermarktet werden. Bald schon jedoch spricht sich die außergewöhnliche Qualität der Lamborghini Weine herum und ab Anfang der 1990er sind sie mit Flaschenpreisen von 40 Euro im internationalen Hochpreissegment angekommen.

Noch zu Lebzeiten wird Ferruccio Lamborghini für seine Verdienste um die Arbeitnehmerschaft mit dem Orden „Commendatore“ ausgezeichnet und zum Cavalliere del Lavoro (Ritter der Arbeit) ernannt.

Den letzten Besitzerwechsel beim Sportwagenbauer mit seinem Namen erlebt Ferruccio Lamborghini jedoch nicht mehr. Er stirbt am 20. Februar 1993 im Alter von 76 Jahren in Perugia. Sein Name überdauert als Inbegriff für Super-Sportwagen mit höchstem Leistungsvermögen und spektakulärer Ästhetik, die schon im Stand schneller aussehen, als die meisten Autos zu fahren in der Lage sind.


Text Malte Dringenberg // Fotos Lamborghini


 

 

Autor: Classic Trader

Die Classic Trader Redaktion besteht aus Oldtimer-Enthusiasten, die Euch mit spannenden Geschichten versorgen. Kaufberatungen, unsere Traum Klassiker, Händlerportraits und Erfahrungsberichte von Messen, Rallyes und Events. #drivenbydesire

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