Mini-Serie „Die eilige Dreifaltigkeit“ – Maserati Merak
Sportlichkeit scheint in der DNA italienischen Automobilbaus zu liegen. Nicht umsonst kommen mit Ferrari, Lamborghini und Maserati drei der großen Sport-Marken aus Italien. Athlet ist aber nicht gleich Athlet, die größeren und kleineren Unterschiede machen eine Menge aus, wie man bei den drei Beispielen Maserati Merak, Ferrari 308 und Lamborghini Countach aus unserer Mini-Serie „die eilige Dreifaltigkeit“ sehen kann.
Maserati Merak – Der Einsteiger
Die Welt ist glücklicherweise aber nicht nur schwarz und weiß, es gibt meist mindestens eine weitere Variante. Die dritte Spitze feuriger italienischer Sportwagen kommt aus Modena. Dorthin verlegte Maserati in den 1940er-Jahren seinen Hauptsitz. Die Geschichte der Straßensportwagen mit dem markanten Dreizack im Logo ist ähnlich wie bei Ferrari. Auch Maserati kommt ursprünglich aus dem Motorsport. Um die Teilnahme an den Rennsportveranstaltungen weiterhin zu sichern, vollzog Maserati in den 50er-Jahren den Schritt, Straßensportwagen herzustellen. Der erste Serienwagen A6 war noch eher eine Kleinserie, aber schon mit dem 3500 GT produzierte man eine vierstellige Anzahl Autos.
Der Maserati Merak ist Ein Maserati Bora im Mini-Format
Bei den Fahrzeugen handelte es vor allem um edle Supersportwagen. Anfang der 70er-Jahre kam man bei Maserati aber auch auf den Trichter – befeuert auch durch den Erfolg des Porsche 911 – dass ein kleinerer Sportwagen für den wirtschaftlichen Erfolg Not tut. Was liegt dann näher, als dem Spitzenmodell Bora einem „Downsizing“ zu unterziehen. Das Ergebnis ist der Merak, der von 1972 bis 1982 etwa 2.000 Mal in verschiedenen Versionen gebaut wurde. Äußerlich ist er eng verwandt mit dem großen Bruder, entspringen sie doch beide derselben Designschmiede von Giorgio Giugiaro. Vorderwagen und Fahrgastzelle entsprechen dem Bora, das Heck ist allerdings eigenständig. Zwei schräg verlaufende, nicht verglaste Kunststoffstreben verbinden die hintere Dachkante mit dem Heckab- schluss. Auch verfügt der Merak über zwei Notsitze, worauf der Bora verzichtet.
Der Maserati Merak als Schönling auf Citroën Basis
Unter dem Blech kann man die Geschichte von Maserati zu dieser Zeit gut nachvollziehen. Der Motor entspricht – leicht vergrößert – dem V6-Aggregat, das für den Citroën SM zuvor entwickelt wurde. Aus 2.965 cm3 Hubraum erzeugte der Motor zunächst 140 kW/190 PS. Auch das Getriebe und Details wie Türgriffe oder Lenkrad sowie die Scheibenbremsen stammen aus dem Citroën-Familienregal. Verantwortlicher Konstrukteur war, wie bei den Straßensportwagen zuvor, Giulio Alfieri. Allerdings war sein Weg 1975 bei Maserati beendet, da der neue Eigentümer Alejandro de Tomaso auf seine Mitarbeit fortan keinen Wert mehr legte und ihn kurz nach der Übernahme vor die Tür setze. Downsizing bedeutet aber auch ein Verlust von Leistung. Gerade gegen die direkten Konkurrenten Ferrari 308 und den Urraco von Lamborghini kam der Merak allzu schmalbrüstig daher. Daher wurde der Merak SS mit überarbeitetem Motor im Frühjahr 1975 präsentiert.
Dieser erreichte zunächst 162 kW/220 PS, ab 1979 leicht abgesenkt 153 kW/208 PS. Für die Besonderheit des italienischen Marktes, dessen Steuergesetze für Fahrzeuge über 2.000 cm3 Hubraum 38% anstatt 19% Um-satzsteuer vorsehen, erschien 1976 der Merak 2000 GT. Zunächst erreichte er dank der 125 kW/170 PS die Spitzengeschwindigkeit von 220 km/h. Später wurde die Leistung auf 117 kW/159 PS reduziert, was die Spitzen des Dreizacks doch recht stumpf machte.
Wenn man sich allein schon diese drei Marken vor Augen führt – die zahlreichen weiteren Anbieter mal ausgeklammert – kann man durchaus zum Schluss kommen dass Sportlichkeit in der DNA italienischen Automobilbaus liegt. Dabei handelt es sich nicht nur um in der Realität nahezu unfahrbare Extremisten vom Schlage eines Countach oder F40, es kann auch ein verhältnismäßig günstiger Einsteiger wie der Merak oder später die Biturbo-Modelle sein. Die Vielfalt ist jedenfalls da.
Fotos: Automobili Lamborghini, S.p.A. Cartique , RUOTE DA SOGNO S.R.L
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