1964 | Triumph Herald 1200

Hier kommt der Triumph Herald 1200 Estate von 1964 – ein britischer Gentleman auf vier Rädern, der den Spagat zwischen Nutzfahrzeug und Stilobjekt meistert, als wäre er in einem James-Bond-Vorspann gelandet, nur mit mehr Picknickkörben und weniger explodierenden Kugelschreibern.

Ein Kombi, der den Union Jack atmet

Als der Herald 1200 Estate 1964 auf den Markt kam, war er das perfekte Auto für alle, die im Herzen immer noch einen Austin-Healey fahren wollten, aber eben auch Kinder, einen Hund und das sonntägliche Cricket-Equipment transportieren mussten.
Sein Design stammte aus der Feder von Michelotti – einem Mann, der offensichtlich wusste, wie man einem Familienkombi das gewisse Etwas verpasst. Das Ergebnis: scharfe Linien, großzügige Glasflächen und diese herrlich britische Front, die sich komplett nach vorne aufklappen lässt, um Mechanikern – und neugierigen Nachbarn – einen ungehinderten Blick auf den Motor zu gönnen.

Und ja, dieser Herald ist nicht nur einer von wenigen – er ist einer von nur 75 noch in Großbritannien zugelassenen Estate-Modellen. Ein rollender Gentleman’s Club, nur ohne Zigarrenqualm.

Restauriert wie eine viktorianische Standuhr

Vor rund 8–9 Jahren wurde er in einer aufwendigen Body-off-Restauration bis aufs blanke Metall zerlegt, fachgerecht entrostet, neu lackiert (natürlich im originalen Triumph 2K Gunmetal Grey/Blue) und technisch auf Vordermann gebracht.
Seitdem? Nur 2.000 Meilen gelaufen, nie im Regen gefahren – weil Regen in Großbritannien bekanntlich eher Ausnahme als Regel ist… hust.

Der originale 1,147-ccm-Vierzylinder springt an wie ein frisch geweckter Butler, läuft im Stand kultiviert und lässt sich mit seinem überholten 4-Gang-Synchrongetriebe butterweich schalten.
Alle Gänge flutschen so präzise, dass selbst ein Schweizer Uhrmacher anerkennend nicken würde.

Innenraum – Blau wie ein Gentleman’s Smoking

Die Kabine ist ein Zeitdokument in blauem Vinyl – original, gepflegt und erstaunlich komfortabel.
Das Holzarmaturenbrett erinnert daran, dass britische Autos damals nicht nur aus Metall und Öl bestanden, sondern auch aus einem Hauch von Teestube.
Dank der großzügigen Rundumsicht sieht man alles – und jeden – um sich herum. Besonders praktisch, wenn man auf dem Weg zur Oldtimershow noch eine Pfütze umfahren möchte, in der man seinen eigenen Wagen sehen könnte.

Fahrverhalten – Kleiner Wendekreis, große Show

Mit seiner Einzelradaufhängung vorne und hinten, separatem Rahmen und diesem fast schon lächerlich kleinen Wendekreis fährt sich der Herald wie ein London-Taxi auf Sonntagsausflug.
Er ist kein Rennwagen – 43 PS machen ihn eher zum entspannten Tourer – aber er fährt mit einer Gelassenheit, die man heute nur noch in Oldtimern findet. Und er schafft ohne Murren auch mal 100 Meilen am Stück, um auf einer Classic-Car-Show die Blicke auf sich zu ziehen.

Historie & Wert

• 61 Jahre alt, nur sechs Vorbesitzer
• Vollständige Fahrzeugakte mit allen TÜV-Berichten bis 2019
• Zeitgenössisches Kennzeichen RFO 465, kürzlich auf £1.995 geschätzt
• Rechnungen über £7.400 für Restaurationsarbeiten

Kurz gesagt: Das ist kein Wagen, den man kauft, um ihn zu „haben“. Das ist ein Wagen, den man kauft, um ihn zu genießen – auf Landstraßen, auf Oldtimertreffen oder einfach in der eigenen Garage, wenn man bei einem Glas Ale überlegt, ob man ihn nicht doch „Mr. Herald“ nennen sollte.

Fazit:
Dieser Triumph Herald 1200 Estate ist ein Stück britische Automobilgeschichte – charmant, praktisch, selten und gepflegt wie ein Oldtimer nur sein kann. Wer ihn kauft, bekommt nicht nur ein Auto, sondern einen fahrbaren Beweis, dass man in den 60ern nicht zwischen Stil und Nutzwert wählen musste.