1959 | Lamborghini Lamborghinetta

Lamborghini Lamborghinetta DL20 – Der Lamborghini für die Reben

Bevor Ferruccio Lamborghini in den 1960er-Jahren beschloss, Ferrari das Fürchten zu lehren, baute er Maschinen für eine ganz andere Kundschaft: Winzer, Landwirte und Menschen, die nicht mit 250 km/h über die Autostrada, sondern mit 20 km/h durch enge Weinbergterrassen fahren wollten. Der Lamborghini Lamborghinetta DL20 aus dem Jahr 1959 ist genau so ein Gerät – und noch dazu in einer besonders schmalen Sonderausführung mit gerade einmal 70 cm Breite. Das ist weniger als die meisten Kühlschränke und schmal genug, um zwischen zwei Rebstöcken hindurchzufahren, ohne einen einzigen Traubenstiel zu streifen.

Dieser hier ist nicht nur ein seltener Überlebender, sondern wurde 2024 fachmännisch restauriert – glänzend, technisch fit und bereit, erneut seinen Dienst zu tun.

⸻

Technik – Klein, aber oho

Unter der schmalen, nach vorn aufklappenden Motorhaube werkelt ein 1.4-Liter-Zweizylinder-Dieselmotor, luftgekühlt, solide wie ein Banktresor und mit etwa 21 PS bei nur 2.000 U/min. Klingt nach wenig, aber für einen Traktor mit unter einer Tonne Gewicht ist das mehr als genug, um Wagen, Fässer oder halbe Weinfelder zu bewegen.

Das Getriebe ist ein echtes Stück Ingenieurskunst der 50er Jahre: sechs Vorwärtsgänge – drei lang, drei kurz – plus zwei Rückwärtsgänge. Die Handbremse funktioniert wie am ersten Tag, und die polierten Leichtmetall-Schalthebel klicken in Position, als wären sie direkt aus einer Espresso-Maschine entnommen.

Neue Reifen mit tiefem Profil sorgen für Grip, und die kleinen Gummistifte aus der Produktion sind noch dran – quasi der „Neuwagen-Geruch“ für Traktorfreunde.

⸻

Design – Rustikaler Charme mit italienischem Stil

Karosserie und Oberflächen zeigen sich unversehrt, und überall finden sich liebevoll restaurierte Details: • Rote „Lamborghini“-Schriftzüge an beiden Seiten und am Heck. • Ein filigranes Dreispeichenlenkrad aus Bakelit mit originalem Markenknopf. • Geschmiedete Lamborghini-Felgen an der Front – als hätte jemand Sportwagenräder an einen Weinbergsschlepper montiert. • Ein Sitz, der auf einer geschwungenen Feder ruht und mehr Komfort bietet, als man von einem Arbeitstier erwartet.

Es gibt nur ein Instrument: die Öldruckanzeige – schließlich ist das Wichtigste am Motor, dass er läuft, nicht wie schnell er läuft.

⸻

Geschichte & Persönlichkeit

Die Lamborghinetta war in den späten 50ern die Antwort auf eine ganz praktische Frage: Wie bringt man Kraft in enge Reihen, ohne den halben Weinberg zu zerstören? Und sie war das Modell, mit dem Lamborghini zeigte, dass selbst ein Arbeitsgerät Charakter, Stil und einen Hauch Dolce Vita haben kann.

Dieser Traktor ist kein musealer Staubfänger – er ist eine voll einsatzfähige Maschine, die genauso gut als Schaustück auf einem Oldtimer-Event wie als funktionierender Helfer auf einem Hof glänzt. Er kommt mit originalen italienischen Papieren und Zulassung.

⸻

Fazit: Ein Lamborghini muss nicht 12 Zylinder haben, um Herzen zu erobern. Manchmal reichen zwei, 21 PS und eine Breite von 70 cm. Die Lamborghinetta DL20 ist ein Stück italienische Industriegeschichte – charmant, selten und mit einem Namen, der jedem Oldtimerfreund ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Wer ihn kauft, bekommt nicht nur einen Traktor, sondern ein rollendes Stück Ferruccio-Legende