Wartung und Pflege von Oldtimern – Tipps von der GTÜ
Feuchtigkeit ist der Feind jedes klassischen Fahrzeugs, ob Automobil, Motorrad oder Nutzfahrzeug. Wer seinen Oldtimer wirklich schätzt, der gönnt ihm einen trockenen, gut durchlüfteten Stellplatz und beugt mit regelmäßiger Wartung und Pflege Schäden vor. Die GTÜ, Gesellschaft für Technische Überwachung mbH, gibt Tipps.
Mehr als bei jedem anderen Gebrauchsgegenstand ist beim Oldtimer gute Vorsorge der Garant für lange Lebensdauer und geringen Verschleiß der Bauteile. Erstellen Sie deshalb als Erstes einen individuellen Serviceplan für ihr rollendes Schmuckstück. Er sollte alle wesentlichen Komponenten umfassen, die im Folgenden aufgeführt werden. Berücksichtigen Sie dabei auch Wartungsarbeiten und die Kontrolle solcher Bauteile, die sich einer oberflächlichen Kontrolle entziehen.
Wartung und Pflege von Oldtimern – Schmierdienst
Zu einem individuellen, auf das jeweilige Fahrzeug abgestimmten Serviceplan gehört unter anderem das regelmäßige Abschmieren von beweglichen Teilen, wenn dies die Betriebsanleitung des historischen Fahrzeugs fordert. Für die Konservierung von Lackoberflächen oder Chromteilen sind Spezialöle, die niedrig oder gar nicht legiert sind, gut geeignet. Generell sollten Reinigungs- und Pflegemittel ungiftig, biologisch abbaubar und nicht wassergefährdend sein. Achten Sie beim Einsatz von Schmiermitteln und Korrosionsschutz vor allem auf den Alkoholgehalt. Im Hinblick auf eine desinfizierende oder konservierende Wirkung kann dieser, zum Beispiel bei Kontakt mit Leder oder atmungsaktiven Stoffen, schädlich sein. Wichtig ist auch die Wasser verdrängende oder Schmutz lösende Wirkung der Pflegemittel oder Emulsionen. Sie ist am einfachsten über den pH-Wert (alkalische Eigenschaften) der Herstellerangaben zu ermitteln.
Neben der Konservierung von Oberflächen und technischen Teilen spielt bei Oldtimern auch die Auffrischung strapazierter Lacke eine große Rolle. Dies umso mehr, als bei älteren Baujahren nicht immer ein strapazierfähiger Klarlack die Farbschicht zusätzlich schützt. Wer auch mal selbst Hand anlegt, der kann sich entsprechender Polituren bedienen. Die GTÜ, Deutschlands größte amtlich anerkannte Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger, testete 2014 neun Lackpolituren und Wachse auf ihre Eignung hinsichtlich der Pflege von Oldtimern. Sieben Marken waren zu diesem Vorhaben mit zwei Produkten jeweils zur Politur und zur zusätzlichen Versiegelung angetreten. Der zusätzliche Aufwand für zwei Arbeitsgänge – Polieren und Konservieren – lohnte sich. Fazit der GTÜ-Prüfer: Die Anwendung von Lackpolitur und Wachs ist gerade im Oldtimerbereich eine wirkungsvolle Maßnahme. Mit den besten Produkten lassen sich die Oldies problemlos auch in der Hand von Laien wieder zu echten Glanzstücken aufpolieren.
Wartung und Pflege von Oldtimern – Einlagerung
Das Problem Luftfeuchtigkeit sollte im Rahmen der Unterbringung des Fahrzeugs gelöst werden. Hierbei sind unbedingt ein paar wichtige Umgebungsvariablen zu beachten: Der beste Stellplatz ist eine sehr gut belüftete Garage mit kontinuierlich trockener Umgebung, auch in den kalten Wintermonaten. Längere Standpausen sollten zudem entlastend auf die Federung des Fahrzeugs wirken, was mit Unterstellböcken gut zu bewerkstelligen ist. Ausnahmen bilden hier vor allem die alten Porsche– und VW-Modelle, bei denen beim Aufbocken die Drehstabfederung beschädigt werden kann.
Weitere Schwachstellen bei der saisonalen Einlagerung sind eventuell vorhandene Scheibenwaschanlagen, Kühler oder andere mit Flüssigkeit befüllte Behälter wie etwa Klimaanlagen. Hier ist es ratsam, die Behältnisse komplett zu leeren und mit Brennspiritus (Scheibenwaschanlage), Frostschutzmittel oder anderen geeigneten Flüssigkeiten zu befüllen. Um die Fahrzeugumgebung trocken zu halten, haben sich einfache Silikatbehälter aus dem Baumarkt bewährt, die der Luft Feuchtigkeit entziehen. Zwei oder drei solcher Behälter sind für eine normale Garage vollkommen ausreichend.
Wartung und Pflege von Oldtimern – Originale Ersatzteile
Um den Wert eines Oldtimers zu erhalten, sollte man bei Reparaturen nach Möglichkeit ausschließlich originale Ersatzteile verwenden. Bauelemente, die nicht mehr im Original erhältlich sind, sollte man ggf. von einer Fachwerkstatt individuell nachfertigen lassen. Die fachgerechte Wartung und Pflege von Oldtimern setzt meist tiefer gehende und spezielle Kenntnisse der Fahrzeugtechnik oder Materialbeschaffenheit voraus.
Generell gilt: Wenn spezielle Werkstatthandbücher und Betriebsanleitungen vorhanden sind, sollte man zugreifen und die Erfahrungen von Gleichgesinnten und Besitzern ähnlicher Fahrzeuge nutzen. Das Wissen über die korrekte technische Funktion eines alten Fahrzeugs ist bei der Wartung und Pflege genauso wichtig wie die Erhaltung der Originalsubstanz und der gesamten optischen Erscheinung. Grundsätzlich sollte so viel Originalität erhalten bleiben wie möglich. Das gilt auch für die wertvolle alte Patina des Wagens.
Die GTÜ ist die größte amtlich anerkannte Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger in Deutschland. Über 2.500 selbstständige, hauptberuflich tätige Kfz-Sachverständige und deren qualifizierte Mitarbeiter prüfen bundesweit in mehr als 18.000 Kfz-Betrieben sowie in eigenen Prüfstellen.
Weitere Informationen zu Wartung und Pflege von Oldtimern unter:
www.gtue.de/classic
Text Herbert F. Schulze Fotos GTÜ, Ballistol, Sonax
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