Die VW Karmann Ghia Kaufberatung – Käfer in italienischen Gewand

Der VW Karmann Ghia kombiniert italienisches Styling mit deutscher Technik und bringt somit alle Zutaten für eine langlebige und erfüllende Oldtimer-Beziehung mit. 

Bereits in den 1950er Jahren war der deutsche Karosseriebauer Karmann an der Herstellung des Cabrio-Käfers beteiligt und erkannte die Vielseitigkeit der Plattform, als er mit dem Vorschlag für einen Sportwagen auf VW zuging, der gemeinsam mit Ghia entwickelt worden war. Das Projekt erhielt bald grünes Licht und ab 1955 lief der Karmann Ghia Typ 14 im Luigi-Segre-Stil vom Band.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung fand das Publikum sofort Gefallen an diesem doch recht außergewöhnlichen Auto. Mit dem Käfer als Unterbau waren sie mehr Cruiser als Racer, aber die kontinuierliche Weiterentwicklung und schrittweisen Verfeinerungen sorgten dafür, dass sich der Karmann Ghia während der gesamten Produktionsdauer großer Beliebtheit erfreute. Karmann Ghia

Zu den bemerkenswertesten Änderungen zählten das 12-Volt-Bordnetz ab 1967 und die Einzelradaufhängung hinten bei allen Modellen ab 1969. Es gab eine ganze Reihe von Änderungen im Styling, die die Karmann Ghia-Fans darüber spalten, welche Baujahre optisch am meisten überzeugen können.

1961 wurde der Typ 34 Karmann Ghia (Bild unten) eingeführt, ein größeres Auto, das von Sergio Sartorelli entworfen wurde und auf dem VW-Fahrgestell vom Typ 3 basiert. Er bot eine modernere Federung und Luxus-Extras wie ein elektrisches Schiebedach und eine Plüsch-Innenausstattung. Dieses Modell wurde neben dem ursprünglichen Karmann-Modell als luxuriösere Alternative verkauft, aber der höhere Preis und wenige Verkäufe in den USA begrenzten die Akzeptanz der Käuferschaft. Somit war die Ausführung weniger erfolgreich als die Originalversionen, so dass die Produktion 1969 mit rund 42.000 gebauten Einheiten beendet wurde.

Insgesamt wurden etwa 444.000 Karmann Ghias produziert, und dank der großen Verfügbarkeit von Ersatzteilen und der Beliebtheit der Autos gibt es auch heute zahlreiche überlebende Modelle. Die Mitgliedschaft in einem Karmann Ghia-Club ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, Zugang zu einer Vielzahl von Informationen über die Fahrzeuge selbst, sowie zu den besten Bezugsquellen für Teile und Zubehör zu erhalten.

KARMANN GHIA – MOTOREN UND GETRIEBE

Mechanisch gesehen sind die Ghias vom Typ 14 im wesentlichen VW Käfer. Das bedeutet preisgünstige Teile und gute Verfügbarkeit selbiger. Die Motoren haben einen Hubraum zwischen 1,2 und 1,6 Litern; ausnahmslos „Flat-Fours“ und lassen gerne mal ein wenig Öl in der Einfahrt zurück – wie jeder gesunde Käfer eben.

Regelmäßige Ölwechsel sind ein Muss, und die Besitzer bekommen mehr als 160.000 km aus gut gewarteten Motoren heraus, bevor eine Überholung erforderlich ist. Überhitzung ist hier der Killer Nummer eins, also überprüfen Sie Keilriemen und Ölkühler regelmäßig. Modifizierte Vergaser, verbesserte Krümmer und aufgebohrte Motoren sind keine Seltenheit.

Wie beim VW-Käfer sind die Getriebe robust und seit 1961 in allen Vorwärtsgängen synchronisiert. Seit 1968 ist ein halbautomatisches Dreiganggetriebe erhältlich. Die Teile sind leicht zu beschaffen, und dank der niedrigen Leistungs- und Drehmomentbelastungen halten die Kupplungen lange bevor ein Wechsel nötig ist. Prüfen Sie auf Klappern im Leerlauf, da dies auf verschlissene Lager hinweisen kann.

KARMANN GHIA – Aufhängung und Bremsen

Bei Ghias dreht sich alles um das Modelljahr: Die frühen Autos hatten rundherum Trommeln, nach 1967er Typ 14er erhielten sie Frontscheibenbremsen. Eine Schräglenker-Hinterradaufhängung ersetzte 1969 die Pendelachsen, was wissenswert ist, wenn man eine handlichere Variante sucht oder einfach nur ein Originalexemplar haben will. Prüfen Sie die Reifen auf ungleichmäßige Abnutzung, da dies auf abgenutzte Aufhängungskomponenten hindeuten kann.

KARMANN GHIA – KAROSSERIE

Sie sollten Ihre Aufmerksamkeit bei der Beurteilung eines Exemplars vorwiegend auf die Karosserie fokussieren, da diese für eventuelle Reparaturkosten erheblich ist. Rost oder Beschädigungen an einer Reihe von Verkleidungsteilen können dazu führen, dass es aus finanzieller Perspektive unvernünftig wird, ein Auto zu restaurieren, da sowohl die Kosten für die Teile als auch die Arbeitskraft, die zur Durchführung der Reparaturen erforderlich ist, zu hoch sind. Überprüfen Sie die folgenden Bereiche gründlich auf Rost:

Schweller-/Schwellerverkleidungen, die bei Cabrios besonders wichtig sind, da durch diesen Bereich verstärkende Träger verlaufen, die die Karosseriesteifigkeit gewährleisten. Diese Teile waren früher unmöglich zu bekommen, können aber jetzt wieder beschafft werden, so dass Rost hier nicht mehr ganz so unheilbar ist wie früher.

Überprüfen Sie den hinteren Kofferraumdeckel, die Reserveradmulde und die Umgebung der Batterie, wo verschüttete Säure mit der Zeit Korrosion verursachen kann. Die aus einem Stück gefertigten Bugnasen können im Austausch oder in der Reparatur unerschwinglich teuer sein, prüfen Sie also auf Anzeichen von Unfallschäden.

KARMANN GHIA – INNENRAUM

Eine schlampige Innenausstattung auf einem ansonsten soliden Typ 14 sollte Sie nicht von einem Kauf abhalten. Verkleidungen sind leicht erhältlich, und komplette Neuverkleidungen sind weitaus kostengünstiger als umfangreiche Karosserie- oder mechanische Arbeiten.

Die Karmann Ghias vom Typ 34 basierten auf dem neueren Typ-3-Fahrgestell und sind mechanisch identisch mit anderen Typ-3-Fahrgestellen, zu denen auch die 1500 ccm und 1600 ccm großen Stufenheck- und Fastback-VWs dieser Ära gehörten.

MODELLGESCHICHTE DES KARMANN GHIA

1955: Typ 14 Karmann Ghia als Coupé-Karosserie eingeführt, nur als Linkslenker erhältlich

1957: Markteinführung eines Cabrio-Modells als Linkslenker

1959: Sowohl Coupé- als auch Cabrio-Modelle jetzt auch als Rechtslenker erhältlich. Das Armaturenbrett ist für mehr Sicherheit gepolstert

1960: Scheinwerfer angehoben und Rückleuchten vergrößert, um neuen Vorschriften gerecht zu werden

1961: Das Karmann Ghia Coupé Typ 34 mit 1500ccm-Motor wird neben dem bestehenden Typ 14 angeboten

1962: Elektrische Schiebedach-Option für Typ 34 nur bei Linkslenker-Modellen eingeführt

1964: Rechtslenker-Typ 34-Modelle werden jetzt auch mit Schiebedachoption angeboten

1966: 1300-ccm-Motor für ein Produktionsjahr für Typ 14 verfügbar

1967: 1500cc-Motor serienmäßig in allen Karmann Ghias, sowie Scheibenbremsen vorne. Einführung des halbautomatischen Dreiganggetriebes

1969: Die Produktion von Typ 34 endet mit 42.498 hergestellten Fahrzeugen. Typ 14 erhält eine überarbeitete Federung

1970: Einführung des 1600-ccm-Motors und Neukonzeption der Stoßstangen. Cabrios erhalten eine Heckscheibe aus Glas

1974: Die Produktion von Typ 14 endet mit 444.300 hergestellten Fahrzeugen

WELCHEn KARMANN GHIA sollte man KAUFEN?

Wenn Sie auf Geschwindigkeit aus sind ist der Karmann Ghia nicht das richtige Auto für Sie: Das Käfer-basierte Untergestell sorgt selbst in 1,6-Liter-Ausführung bestenfalls für eher gemächliche Beschleunigung. Bei diesem Auto handelt es sich um ein stilvolles Fortbewegungsmittel, das in entspannterem Tempo genossen werden kann (und muss).

Aus praktischer Sicht hatten die in den Modelljahren 1960 und 1967 gebauten Ghias vom Typ 14 eine Menge maßgefertigter Teile, die einzigartig für diese Baujahre waren. Wenn Sie also eines dieser Modelle kaufen, sollten Sie darauf achten, dass sie sich in einem möglichst vollständigen Zustand befinden. Autos, die bis Ende 1959 gebaut wurden, werden wegen ihrer unterschiedlichen Scheinwerfer- und Rückleuchtenkonstruktionen als „Low Light“-Modelle bezeichnet und sind viel seltener als die letztgenannten Autos. Cabriolets aus dieser Epoche sind wohl die sammlungsstärksten.

Modifizierte Ghias sind recht häufig zu finden, da viele Besitzer Motoren und Aufhängungskomponenten nachgerüstet haben. Dies kann das Fahrerlebnis verbessern, wenn Sie nicht allzu sehr um Originalität bemüht sind. Karosserieteile sind teuer und Rost ist ein großes Problem. Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie sich potenzielle Restaurierungsprojekte ansehen. Die Jagd nach Blech-, Chrom- und Interieurteilen für frühe Karmann-Modelle wird selten belohnt und der Erfolg ist fast immer mit einer saftigen Rechnung verbunden. Selbst Kleinteile wie Türgriffe oder Blinker sind fast Gold wert.

Die Werte sind in den letzten zehn Jahren gestiegen und werden höchstwahrscheinlich auch weiterhin steigen. Dennoch sind nicht alle Autos gut gepflegt worden, also machen Sie Ihre Hausaufgaben, bevor Sie sich festlegen. Sie können es sich leisten, wählerisch zu sein, denn es gibt nach wie vor ausreichend angebotene Modelle auf dem Markt.

Das Rezept des Karmann Ghia – erschwingliche Mechaniken mit schönen Karosserieteilen – lässt leicht nachvollziehen, warum sich der Wagen so großer Beliebtheit erfreut – damals wie heute. Wenn Sie den richtigen kaufen, können Sie alles an Oldtimer bekommen, das Sie jemals brauchen werden.

VW KARMANN GHIA – Technische Daten

Motor: 1,2-Liter-Motor
Leistung: 34 PS
Höchstgeschwindigkeit: 122 km/h
0-100 km/h: 31 Sekunden
Motor: 1,3-Liter-Motor
Leistung: 40 PS
Höchstgeschwindigkeit: 128 km/h
0-100 km/h: 27 Sekunden
Motor: 1,5-Liter-Motor
Leistung: 54 PS
Höchstgeschwindigkeit: 136 km/h
0-100 km/h: 23 Sekunden
Motor: 1,6-Liter-Motor
Leistung: 50 PS
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
0-100 km/h: 21 Sekunden

Wie teuer ist ein VW Karmann Ghia in der Versicherung?

VW Karmann Ghia mit geschätztem Fahrzeugwert von 25.000,- EUR in der Zustandsnote 2-3

Beitrag schon ab 180,- EUR p.a. (inkl. KFZ-Haftpflicht und Vollkasko, Stand September 2021)

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Ausgewählte Karmann-Ghia Clubs

Karmann Ghia Club Karlsruhe e.V.
Itzsteinstraße 73, 76187 Karlsruhe, www.karmann-ghia-club.de

Karmannfreunde Bayern e.V.
Stadl 3a, 93179 Brennberg, www.karmannfreunde.de

Karmann Ghia IG Südheide
Nordweg 3, 38173 Dettum, www.karmann-ghia-suedheide.de

*Mit freundlicher Unterstützung der OCC Assekuradeur GmbH

Text John Tallodi  Fotos Volkswagen

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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