Der VW Bus – Chronik einer Legende

VW Bus

Die Erfolgsgeschichte des VW Bus begann mit dem so genannten Plattenwagen, einem auf dem VW Käfer basierendem Fahrzeug für den werksinternen Transportverkehr. Ein niederländischer VW-Importeur sah das Gefährt bei einer Werksbesichtigung und ließ sich inspirieren – das Ergebnis war eine einfache Skizze, die später zur Grundlage einer Legende werden würde. Ziel war es, auf dem Käfer-Fahrgestell ein Transportfahrzeug mit viel Raum und einem Zuladegewicht von 750 kg zu konstruieren. Eine kleine Klarstellung zum Beginn: zum Zeitpunkt der Entwicklung baute Volkswagen lediglich ein Modell, den VW Käfer, der intern die Bezeichnung Typ 1 trug. Nachdem die Produktpalette mit dem VW Transporter erweitert wurde, wurde die interne Verkaufsbezeichnung Typ 2 eingeführt – hierbei handelte es sich allerdings um die erste Generation des VW Transporters, nicht zu verwechseln mit dem T2, der zweiten Generation des Transporters.

Die Herkunft des oft verwendeten Spitznamens „Bulli“ ist bis heute nicht ganz geklärt – eine Theorie besagt, dass es sich um eine simple Verbindung der Anfangsbuchstaben von „Bus“ und „Lieferwagen“ handelt, eine andere Theorie schreibt den Namen dem Adjektiv „bullig“ zu. Im englischen Sprachraum ist der Begriff Bulli negativ behaftet und fand deshalb dort keine Verwendung, geläufiger war der Begriff „Splittie“, der sich auf die geteilte Windschutzscheibe bezog.

VW Bus T1 – Der Bulli

Im März des Jahres 1950 begann die Serienproduktion des Typ 2 – später auch T1 genannt. Die ersten Entwürfe waren überarbeitet geworden, da der Plattformrahmen des Käfers mit den Ansprüchen an den Transporter nicht zu vereinbaren war wurden nur der Motor, das Getriebe und das Prinzip der Käfer-Vorderachse übernommen. Da erste Prototypen einen zu hohen Luftwiderstand und somit einen zu hohen Verbrauch aufwiesen wurde die Front entsprechend überarbeitet und der Cw-Wert sank auf 0,44. Der Vierzylinder-Boxermotor leistete zu Beginn der Produktion 25 PS und verbrauchte etwa 10 Liter auf 100 Kilometer. Bereits 1954 waren 100.000 Exemplare des Typ 2 hergestellt worden und der Absatz hatte die Erwartungen um Längen übertroffen – aus diesem Grund wurde die Produktion des Heckangetriebenen Transporters am 8. März 1956 vom Stammwerk Wolfsburg in das neue VW-Werk Hannover verlegt. Ein Jahr später wurde der Samba vorgestellt, eine ausschließlich für den Personentransport konzipierte Version des VW Transporters mit Panoramafenstern rund herum, einem Rolldach und jeder Menge Chrom – heute gehört diese Version zu den gesuchtesten Modellen überhaupt. Der VW Transporter stand ganz im Zeichen des Wirtschaftswunders und schnell entwickelte sich der Wagen zum Symbol für den Aufschwung. Was auch immer der VW T1 geladen hatte, er brachte es – wenn auch mit kleineren Verspätungen – sicher und unbeschadet an sein Ziel. Nicht nur Privatleute wussten die Haltbarkeit zu schätzen, auch Behörden, die Polizei, die Post und die Bahn setzten auf das Multitalent. 1952 wurde das Angebot um einen Transporter mit Pritsche erweitert – dieser Helfer mit einer 4m² großen Ladefläche wurde zum besten Freund der klein- und mittelständischen Bauhandwerker Westdeutschlands, 1958 war auch eine Version mit Doppelkabine erhältlich. Ab 1957 lief der T1 auch in Brasilien vom Band, wo im März 1953 eine Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns gegründet worden war. Die Firma Westfalia bot bereits ab 1950 eine Campingbox für den VW Transporter an, 1961 ging das Unternehmen eine enge Kooperation mit Volkswagen ein – Ergebnis war der VW T1 Westfalia, der ab Werk als Campingbus ausgeliefert wurde und gegen Aufpreis mit etlichem zusätzlichen Zubehör ausgestattet werden konnte.


Vokswagen Bulli T1


VW Bus T2 – Ein schweres Erbe

Zwei Jahre vor dem legendären Woodstock-Festival wurde 1967 in Hannover der Nachfolger des treuen Bullis vorgestellt – der VW T2. Der Vorgänger wurde in vielerlei Hinsicht überarbeitet, verbessert und modernisiert. Zu den Verbesserungen gehörte eine deutlich verbesserte Straßenlage, gesteigerter Komfort und eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 110 km/h – der T2 wurde zum neuen Zugpferd des Volkswagen-Konzerns. Zwar wurde die Karosserie ebenfalls einem Facelift unterzogen, die Verwandtschaft zum VW Bulli war jedoch unverkennbar und stieß auf viel Zuspruch. Wie auf der Vorgänger war der T2 in einer Vielzahl von Varianten lieferbar, neben den bekannten Versionen als Kastenwagen, Bus und Pritschenwagen überraschte VW das Publikum mit einem Hochraumkastenwagen. Dieser wurde mit einem profilgeformten, leichten Kunststoffdach ausgeliefert, unter dem 6,2 m² Laderaum zur Verfügung standen – zusätzlich hatte sich die Nutzlast auf 950 kg erhöht und der T2 vertrug somit ein Viertel mehr als der Vorgänger. Die größeren Fensterflächen, eine serienmäßige Schiebetür und der altbewehrte, luftgekühlte Boxermotor (der allerdings platzsparender geworden war) – all das Trug zur großen Beliebtheit des T2 bei. Auch das Thema Sicherheit wurde, vor allem wegen des wichtigen amerikanischen Markts, in den Vordergrund gerückt und der Bus wurde mit einigen Sicherheitsfeatures ausgestattet, gegen Aufpreis war auch erstmals ein Automatikgetriebe lieferbar. Der VW T2 ließ die Grenzen zwischen Nutzfahrzeug und Freizeitmobil verschwinden, je nach Bedarf und Wunsch war der Bus in verschiedensten Ausführungen erhältlich und konnte nahezu jeden Wunsch erfüllen – vor allem den Wunsch nach grenzenloser Freiheit, der Wochenende für Wochenende die Campergemeinde in die Natur trieb. Viele Amerikaner konnten sich für den T2 begeistern, den sie entweder ab Werk in Campingausführung bestellten oder unter eigener Regie in ihr rollendes Wochenenddomizil verwandelten. Auch bei Westfalia boomte die Nachfrage, Anfang der 1970er Jahre beschäftigte das Unternehmen bereits über 1000 Mitarbeiter in der Fertigung – 1972 wurden täglich bis zu 125 Busse mit Westfalia-Ausstattungen veredelt. Später folgte der Helsinki, der bereits andeutete wie später einmal der Innenraum des legendäre California Coach geschnitten sein sollte. 1981 stieg sogar der damalige Nobelhersteller + Bischoff ins T2-Veredlungsgeschäft ein und lieferte den begehrten Volkswagen LT. Zwölf Jahre nach Beginn der Produktion wurde die Produktion des T2 eingestellt, die nächste Generation stand bereits in den Startlöchern.


Volkswagen T2 Westfalia
Volkswagen T2 Pritsche


VW Bus T3 – Der Enkel des Klassikers

30 Jahre VW Transporter, 5.500.000 Hergestellte Exemplare – die Messlatte für die dritte Generation des Transporters war hoch gelegt, als dieser 1979 eingeführt wurde. Der neue Transporter war deutlich kantiger geworden und entsprach technisch dem Stand der Dinge, die Vorteile der Frontlenk-Bauweise und des Heckmotors wurden perfekt kombiniert und resultierten in einem modernen, zeigemäßen Fahrzeug. Das Typenprogramm war wie gewohnt breit aufgestellt, nach wie vor waren unter anderem Pritschenwagen, Großraumpritschen mit Doppelkabine, Kastenwagen, Kombis mit und ohne Sitzeinrichtung und natürlich Busse in Luxusausführung erhältlich. Darüber hinaus ergänzten Ausführungen als beispielsweise Feuerwehr-, Kranken-, und Montagewagen die Produktpalette – nach wie vor war der VW Transporter ein absolutes Multitalent, das für jeden Zweck einsetzbar war. Ausstattungsvarianten wie Caravelle, Multivan und California boten alles, was das Camper- und Outdoorherz begehrte. Die neue – breitere – Karosserie bot deutlich mehr Platz für Fahrgäste und Gepäck, die Nutzlast betrug nun eine Tonne. Ein neues Fahrwerk mit Schräglenker-Hinterachse und Doppelquerlenker-Vorderachse sorgten für eine ungewohnt bequeme Straßenlage und komfortables Handling bei jeglichen Straßenwidrigkeiten. Auch in Sachen Sicherheit hatte sich erneut viel getan, gerade die strikten Sicherheitsvorschriften der USA hatten Volkswagen dazu gebracht, viel Zeit und Geld in den Sicherheitsaspekt zu investieren – mit Erfolg, in einer Reihe spektakulärer Crashtests wurde der Transporter auf Herz und Nieren überprüft und überzeugte mit Bestnoten. Nachdem die Motorpalette zu Beginn des Angebots recht unverändert vom T2 übernommen wurde erfolgten sechs Jahre nach dem Debut einige neue Motorisierungen, unter anderem wurden die Benzinmotoren mit Katalysator ausgestattet und der Dieselmotor wurde mit einem Turbolader aufgewertet. Der allradgetriebene Syncro mit Viskokupplung zur variablen Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse erfreute sich sofort großer Beliebtheit, der erste Katalog versprach „Ein Allradantrieb, der neue Maßstäbe setzt“. Insgesamt liefen etwa 1,3 Millionen VW T3 vom Band, 1992 wurde der treue Weggefährte vom T4 abgelöst.
Bis heute hat kaum ein Fahrzeug den Kultstatus des VW Transporters erreicht, gerade Exemplare der ersten und zweiten Generation rufen heute Rekordpreise auf und sind in gutem Zustand schwer zu bekommen. Der Roadtrip im eigenen VW Transporter fasziniert seit Generationen und inspirierte zahllose Filme, Bücher und TV-Serien.


Volkswagen T3 Typ2


Text Jan Fröhlich // Fotos Classic Trader


 

 

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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