Vor 80 Jahren: Rudolf Caracciola stellt Rekorde auf
Im Herbst des Jahres 1936 feierte Mercedes-Benz den 50. Geburtstag des Automobils mit einem Fest der besonderen Art.Der Grand-Prix Europameister von 1935, Rudolf Carcciola, ging mit einem Stromlinien-Mercedes auf Rekordjagd und fuhr fünf Weltrekorde in der Klasse B für Fahrzeuge mit 5-8 Liter Hubraum ein.
Rudolf Caracciola – Zwischen Frankfurt und Heidelberg
In der Vorkriegsära hatten Rekordfahrten einen anderen Stellenwert als heute, seinerzeit bewiesen die Automobilhersteller ihre Technologiekompetenz und konnten so ihren Ruf und Bekanntheitsgrad verbessern. Seit 1934 traten diverse Hersteller jährlich zu Rekordfahrten über verschiedene Distanzen mit stehendem und fliegendem Start an und erhöhten so die Messlatte Stück für Stück. Am 26. Oktober 1936 fand der erste „Reifenversuch“ auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Heidelberg statt, die Bezeichnung „Reifenversuch“ war in der damaligen Presseeinladung verwendet worden. Besagte Autobahn ist heute übrigens als A5 bekannt. Schon hier wurde bei der Fahrt über einen Kilometer mit fliegendem Start ein neuer Rekord aufgestellt: als Mittelwert für Fahrten aus beiden Richtungen wurden 364,39 km/h ermittelt – trotz widerspenstigen Gegenwinds, der auf der Hinfahrt die dünnwandige Karosserie eindrückte und entsprechend die Aerodynamik des Wagens verschlechterte. Im Anschluss wurde bei der Fahrt über eine Meile mit fliegendem Start ein weiterer Rekord für Mercedes-Benz eingefahren: die Höchstgeschwindigkeit von 327,102 km/h. Es folgte ein Lauf über fünf Kilometer mit fliegendem Start, bei dem der Klassenrekord von 312,419 auf 340,554 km/h verbessert werden konnte. Wegen immer stärkeren Windes wurde die bis dahin äußerst erfolgreiche Veranstaltung abgebrochen und am 11. November 1936 fortgesetzt – auch hier konnten verschiedene Weltrekorde aufgestellt werden. Neben den Spektakulären Erfolgen auf der Strecke überzeugte Mercedes-Benz auch auf einem anderen Gebiet: ein Teil der Rekordfahrten wurde von einem über der Autobahn fliegenden Flugzeug gefilmt – da wir uns bereits an Hochleistungsaufnahmen von ferngesteuerten Drohnen gewöhnt haben, mag dies heute wenig beeindrucken, im Jahr der Olympischen Spiele in Berlin war dies eine kleine Sensation.
Rudolf Caracciola – Der Rekordwagen
Rudolf Caracciola trat in einem eigens für die Rekordfahrten konzipierten Fahrzeug an, das schon in optischer Hinsicht mit seiner Stromlinienkarosserie Aufmerksamkeit erregte. Der Wagen basierte auf dem ersten Silberpfeil-Rennwagen W25, der von 1934 bis 1936 gebaut wurde. Eine bahnbrechende Neuerung war allerdings die aerodynamisch optimierte Karosserie, die auch die Räder integrierte. Noch im Vorjahr war Mercedes-Benz mit einem herkömmlichen Rennwagen an den Start gegangen, auf eine Initiative des jungen Konstrukteurs Josef Müllers hin entschied man sich dann für die neue Karosserietechnologie. Bereits 1935 hatte man im Windkanal Versuche angestellt, die zum Entschluss führten, die Räder der Rekordjäger künftig in der Karosserie zu verbauen. Bei seinen Fahrten im Herbst 1936 hatte Rudolf Caracciola die Wahl zwischen einer gebogenen und einer flachen Windschutzscheibe – er entschied sich für die flache Version, die zwar eine bessere Sicht, im Gegenzug aber eine schlechtere Aerodynamik brachte. Motorisiert war der Wagen mit einem neuartigen Zwölfzylinder-Kompressormotor mit 5,58 Litern Hubraum, der anfangs 616 PS (453 kW) erbrachte. Sowohl vor der Leistung der Ingenieur als auch den Fahrkünsten Rudolf Caracciolas muss auch heute noch der Hut gezogen werden.
Text Jan Fröhlich // Fotos Daimler AG // Quelle Daimler AG
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