Uwe Wiessmath: Der deutsche „Mister Mille Miglia“

Uwe Wiessmath

In den Classic Trader Portraits stellen wir Ihnen regelmäßig ausgewählte Oldtimer-Enthusiasten vor, die unser aus 11 Fragen bestehendes Interview beantworten.

11 FRAGEN AN UWE WIESSMATH


Bitte stellen Sie sich kurz vor. Beschäftigen Sie sich privat oder beruflich mit Oldtimern?

Mein Name ist Uwe Wiessmath, geboren im Jahr der Vorstellung des Lamborghini Miura. Meine Leidenschaft zu Oldtimern habe ich eigentlich erst Ende der 80er Jahre entdeckt. Seit 1992 besuche ich regelmäßig die Mille Miglia und daraus erwuchs die Leidenschaft zu den Rennsportwagen der 50er Jahre und vor allem der kleinen italienischen Rennwagenmanufakturen. In 2006 habe ich eine Oldtimer-Rallye, den Altmühltal Classic Sprint (www.classic-sprint.de), ins Leben gerufen. Zwischenzeitlich bin ich mehrmals die Mille Miglia gefahren und habe mich intensiv mit dieser Veranstaltung auseinandergesetzt. Mittlerweile haben wir einige Mille Miglia Autos und Startplätze vermitteln können. Durch diese Verbindungen entstand auch ein kleiner Handel mit Oldtimern, den wir mittlerweile auch durch ausgewählte Reisen zu Events ergänzt haben. Die Keimzelle des Ganzen ist und bleibt aber der Altmühltal Classic Sprint.



Wann sind Sie dem „Virus“ klassischer Fahrzeuge verfallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit / Jugend, das Sie zum Oldtimer-Enthusiasten gemacht hat?

Uwe Wiessmath:
Ich denke, dieses Gen hatte ich schon von Geburt an – es musste nur aktiviert werden. Als Kind konnte ich schon die Autos am Geräusch erkennen und verblüffte meine Oma damit. Damals hatte ich einen Trettraktor und mein Cousin einen Tretrennwagen. Wir haben immer die Fahrzeuge getauscht, da er lieber den Porsche Traktor und ich lieber den Rennwagen fuhr. Mein Cousin hat heute übrigens einen Gartenbaubetrieb und ich befasse mich mit Oldtimern und Rennsportwagen. Das Gen wurde also aktiviert!

Worin liegt für Sie der Reiz an klassischen Fahrzeugen?

Uwe Wiessmath:
Es ist für mich eine Zeitreise. Es ist unglaublich faszinierend, wenn man mit einem alten Rennwagen durch Italien fährt und von älteren Damen und Herren mit „Forza“ rufen angefeuert wird. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man diesen Leuten die Erinnerungen ihrer Jugend zurückbringt, als diese die Rennen live erlebt hatten. Weiter ist es die Faszination, sich wie die alten Rennfahrerlegenden zu fühlen und in ihren Fußstapfen zu wandeln, auch wenn wir nur annähernd erahnen können, was die Helden damals geleistet haben.

Welche Marke(n) hat / haben es Ihnen angetan? Welches sind Ihre drei Lieblingsklassiker und warum?

Uwe Wiessmath:
Die italienischen Rennsportikonen: Maserati 300 S, Alfa Romeo 8C Monza, Ferrari 512 M
Weil diese Wagen nur mit einem Ziel gebaut wurden – schnell zu fahren! Dies ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Fahrers.

Was war das außergewöhnlichste Fahrzeug, mit dem Sie es bisher zu tun hatten?

Uwe Wiessmath:
Viele Fahrzeuge sind in ihrer Art ziemlich außergewöhnlich. Persönlich finde ich meinen Alfa Romeo 2 (Alfa Kleinbus) ziemlich lässig. Dieser ist ein ehemaliges Blutspendefahrzeug aus Monselice und ein absolutes Einzelstück.


Uwe Wiessmath


Können Sie bestimmte Oldtimerveranstaltungen, Events oder Ausfahrten empfehlen?

Uwe Wiessmath:
Für mich ist es wichtig, dass ich bei Veranstaltungen viele ungewöhnliche und verschiedene Fahrzeuge sehe. Das haben wir beim Altmühltal Classic Sprint wunderbar hinbekommen. Da kommen Bentleys und Bugattis. Originale Mille Miglia Fahrzeuge wie z.B. ein Ferrari 500 Mondial, AC´s, und Siata´s, aber auch die Fahrzeuge unserer Kindheit wie Fiat 500, Opel Kadett und VW Käfer. Bei uns gibt es keine Standesdünkel, VIP-, oder abgesperrte Bereiche und der Zuschauer kommt mit jedem Fahrer ins Gespräch.
Die Mille Miglia zählt natürlich unbedingt dazu. Diesen Auftrieb an Autos in der wunderschönen Kulisse muss man einfach gesehen haben. Am besten, in Verbindung mit einem Italienurlaub – besser noch als Teilnehmer, falls man einen Startplatz bekommt.
Das Goodwood Revival gehört auch unbedingt auf die to do Liste. Goodwood verbindet Racing mit dem eintauchen in eine längst vergangene Welt. Ein Geheimtipp ist die „La leggenda di Bassano“. Dort starten nur zweisitzige Rennsportwagen bis Bj. 1960.
In Deutschland gibt es zwischen Berlin und Berchtesgaden noch einige Veranstaltungen die empfehlenswert sind.

Welches ist der aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzte oder überschätze Klassiker und warum?

Uwe Wiessmath:
Unterschätzt finde ich viele Limousinen der 50er bis 70er Jahre. Diese Fahrzeuge kommen preislich bestimmt noch aus ihren Tälern.
Mit den momentanen Preisen des Mercedes 190 E Evo 2 werde ich mich wohl nie anfreunden können – aber das muss ich auch nicht, da dieser Wagen absolut nicht in mein Portfolio fällt.
Letztlich ist ein Klassiker immer das wert, was der Käufer dafür bezahlen will, oder diskutieren wir über den Preis einer Mona Lisa? Gewisse Fahrzeuge sind einfach Ikonen und die Originale sind endlich.

Schrauben Sie selber am Oldtimer oder werden Reparaturen extern durchgeführt?

Uwe Wiessmath:
Beides. Kleinere Dinge mache ich selber. Seit wir in eine neue Halle und Werkstatt eingezogen sind haben wir einen Pool von Spezialisten in verschiedenen Fahrzeugklassen und bieten auch Service und Reparaturen für Oldtimer und Youngtimer an. Die Mechaniker sind alles Flying Mechanics (falls es den Begriff gibt), die auf Projektbasis arbeiten übernehmen. Aufgrund dieser Konstellation haben wir eine völlig andere Kostenstruktur wie gewöhnliche Werkstätten. Daher lehnen wir auch Aufträge ab, bei denen wir der Meinung sind, dass wir diese nicht optimal bearbeiten können.
Dies ist ein völlig neues Konzept in diesem Bereich und kommt beim Kunden sensationell an.


Uwe Wiessmath WerkstattUwe Wiessmath Classic Sprint


In welchem Fahrzeug haben Sie fahren gelernt?

Uwe Wiessmath:
Oh mein Gott! VW Jetta in Braun/Anthrazit. Der wird wohl nie Kult werden.

Welches Fahrzeug möchten Sie unbedingt noch einmal fahren und vor allem warum?

Uwe Wiessmath:
Überhaupt einmal! Maserati 300 S, den Alfa Romeo 8C Monza und Ferrari 512 M. Diese Mythen sollte man einfach mal gefahren haben. Weiter würde mich ein Formel 1 interessieren. Aber nur aus der Zeit, als die noch Motoren und nicht elektrobetriebene Staubsauger verbaut hatten – auch wenn ich mit einem solchen Auto vermutlich völlig überfordert bin.

Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Strecken, die man mit einem Oldtimer „erfahren“ kann?

Uwe Wiessmath:
Die Dolomiten, die französischen Seealpen und die Toskana. Durch das Streckenscouting für meine Oldtimerrallye weiß ich, dass es vor jeder Haustür tolle Strecken gibt. Man muss sie nur suchen.


Uwe Wiessmath Siata OldtimerUwe Wiessmath Rossfeld Rennen 2016


Kontakt zu Uwe Wiessmath

Altmühltal Classic Sprint / Squadra Franconia
Uwe Wießmath
Hördlertorstr. 2
91126 Schwabach

Tel. +49-179-546 25 94
Mail: [email protected]


Text Classic Trader, Uwe Wiessmath // Fotos Classic Trader, Herbert Steves


 

Autor: Classic Trader

Die Classic Trader Redaktion besteht aus Oldtimer-Enthusiasten, die Euch mit spannenden Geschichten versorgen. Kaufberatungen, unsere Traum Klassiker, Händlerportraits und Erfahrungsberichte von Messen, Rallyes und Events. #drivenbydesire

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