Toyota Supra – Ein Kult-Gefährt mit vielen Gesichtern

Toyota Supra MA70

Wer über legendäre Sportwagen sinniert, denkt sofort an die üblichen Verdächtigen – die Marken, die Le Mans dominierten oder ihre Karosserien bei Pininfarina, Bertone oder Zagato zeichnen ließen. Man träumt von amerikanischen V8-Triebwerken, italienischen Zwölfzylindern, britischen Holz-Chassis und deutscher Perfektionssucht. An das Land der aufgehenden Sonne denken nur die wenigsten – dabei gab und gibt es in Japan auch eine erkleckliche Anzahl interessanter Sportwagen, bestes Beispiel ist der Toyota Supra. 

Toyota stieg 1967 nach dem entzückenden kleinen Sports 800 (von dem zwischen 1965 und 1969 exakt 3.131 Exemplare entstanden) mit dem 2000 GT gleich in der Top-Klasse ein. Der 2000 GT feierte 1965 auf der Tokyo Motor Show Weltpremiere und wurde dann von 1967 bis 1970 in kleinsten Stückzahlen gefertigt: Ganze 351 Coupés sollten entstehen, dazu wurden für den James Bond-Film „You only live twice“ zwei Cabriolets gefertigt. Der 150 PS starke Reihen-Sechszylinder wurde von Yamaha entwickelt und gebaut – während die betörende Figur bei Toyota gezeichnet wurde. Heute ist jeder 2000 GT ein Vermögen wert.

Von der Celica Supra zum eigenständigen supra – Modell

Mit der 1970 präsentierten Celica betraten die Japaner dann die große Bühne – nicht weniger als rund 700.000 Exemplare entstanden von 1970 bis 1975 von der ersten Generation der Celica, die ihren Namen von dem spanischen Wort „Celestial“ – zu Deutsch „himmlisch“ – bezog. Mit einem 1,4-Liter-Reihenvierzylinder und 86 PS Leistung war diese erste Celica-Generation das Ur-Muster eines Alltags-Coupés für die ganze Familie.

Und das dem Motorsport nie ablehnend gegenüberstehende Haus Toyota sorgte auch rasch dafür, dass sich die Celica auf der Rennstrecke zu bewähren hatte – und das geschah mit großem Erfolg. Und bis 2005 entstanden nicht weniger als sieben Celica-Generationen, die unter anderem auch 1990, 1992, 1993 und 1994 die Fahrerwertung der Rallye-Weltmeisterschaft gewinnen konnten.

Nach Deutschland kam die Celica dann im Herbst 1971, wobei die 1,6-Liter-Variante am erfolgreichsten war – sportlicher ging es dann von Herbst 1972 an zu, als mit der Celica GT eine 1,6-Liter-Variante mit Doppelvergasern, zwei obenliegenden Nockenwellen und 107 PS Leistung bei den Händlern stand.

Von nun an waren die Celica GT auch verstärkt auf den Rennstrecken Europas zu sehen, wo sie beachtliche Erfolge einfahren konnten. Wie so oft gab es aber immer auch Kunden, die nach mehr Leistung verlangten – und Toyota sollte diese Wünsche erhören. Der erste Supra trat vom Frühjahr 1978 bis zum Sommer 1981 zuerst in Japan und dann in den USA noch als Celica XX Supra an.

Mit einem etwas verlängerten Radstand und einem 2,6-Liter-Reihensechszylinder und 110 PS Leistung erwarb sich der Wagen rasch Freunde – in einigen wenigen Exemplaren stand auch ein 2-Liter- Sechszylinder mit Turbolader und 145 PS zur Verfügung. Auch die zweite Generation, die im Herbst 1981 Premiere feierte, wurde noch als Celica Supra angeboten – er kam nun auch nach Europa, zuerst in die Schweiz, dann auch in die anderen Märkte und hier leistete der mittlerweile auf 2,8 Liter Hubraum vergrößerte Sechszylinder 170 PS.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h und einer Beschleunigung in 8,7 Sekunden auf Tempo 100 konnte diese Version bereits als echter Sportwagen gelten – und das Toyota- Management erkannte, dass hier vor allem in den USA noch größere Marktanteile zu gewinnen waren.

Die dritte Generation – „The strict Supra”

So wurde konsequenterweise die dritte Generation entwickelt, die erstmals auf die Bezeichnung Celica verzichtete. Nachdem die Produktion der Celica Supra im Sommer 1985 eingestellt wurde, feierte der neue Supra im Februar 1986 Weltpremiere – nun als völlig eigenständiges Modell, denn die neue Celica erschien 1986 mit Frontantrieb, während der Supra weiterhin mit Heckantrieb angeboten wurde. Die Japaner feierten den bis dahin stärksten Toyota schlicht als 3000 GT, für die Amerikaner war er „The strict Supra“ und für alle europäischen Fans einfach nur der ultimative Supra seiner Ära.

In Europa feierte der A70 – so die interne Bezeichnung – seine Premiere auf dem Genfer Automobil-Salon im März 1986, wo er von den Medien als „Die Faust im Nacken“ oder „Japans schnellster Stürmer“ kommentiert wurde. In den beiden Folgejahren wurde er durch Facelifts mit Turboaufladung und dreiteiligem Heckspoiler weiter aufgerüstet.

Während die 2,0- und 2,5-Liter- Triebwerke Japan vorbehalten waren, gelangte der Supra mit einem neu konstruierten 3,0-Liter-Sechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen, Vier-Ventil-Technik sowie einem neuen Fahrwerk mit Doppelquerlenkern und MacPherson-Federbeinen rundum in den Export. Der Motor leistete 204 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h.

1968 Toyota Supra

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 19. September 1986: „Wenn der Preis eines Fahrzeugs die 40.000-Mark- Grenze überschritten hat, wird die Kaufentscheidung entscheidend vom Image des Produkts geprägt. Dies gilt vor allem auch dann, wenn das Modell sportlichen Touch ausstrahlen soll.

Firmen wie Porsche oder Maserati haben da nichts zu fürchten. Schwieriger haben es da schon japanische Marken, dennoch will Toyota jetzt mit seinem Supra auf dem deutschen Markt ein Wörtchen mitreden. Rund 1.000 Fahrzeuge sollen 1987 zum Preis von 49.200 Mark abgesetzt werden. Der 204 PS (150 kW) starke und 220 km/h schnelle Supra (Null bis 100 km/h in 8,2 sec.) stellt zwar ausreichend Leistung zur Verfügung, doch ist das Toyota-Modell kein kompromissloser Sport-Flitzer, sondern eher ein Gleiter mit sportiven Look.

Etwas mehr Durchzugskraft aus mittleren Drehzahlen und eine nicht ganz so harte Gangart des Triebwerks beim Beschleunigen wären von Vorteil. Die 16-Zoll-Reifen sorgen – zusammen mit der Fahrwerksabstimmung – durch ihre geringe Höhe für eine direkte Übertragung kurzer Fahrbahnstöße in den Innenraum. Die Ausstattung ist – wie aus Fernost gewöhnt – üppig und ausreichend. In der Preisklasse um 50.000 Mark stehen die Kunden nicht Schlange. Inwieweit es ausreicht, nur das bessere Preis- Leistung-Verhältnis zu bieten, wird der Markt beantworten.“

Bis August 1988 war die 204 PS-Variante im Angebot, dann sorgte der mit einem Turbolader auf 235 PS (173 kW) erstarkte 3-Liter-Motor für deutlich mehr Temperament. Nun mit einem Drehmoment von 324 Nm (bei 4.000/ min) ausgestattet, waren bis zu 245 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich – und mit dem wahlweise erhältlichen Fünfgang-Getriebe wurde Tempo 100 nach 6,3 Sekunden erreicht. Wahlweise war auch eine Viergang-Automatik erhältlich, die zwar das Temperament etwas zügelte, dafür aber das Dahingleiten mit dem in der Turbo-Version serienmäßigen Targadach erfreulicher gestaltete.

Der durstige Gran Turismo supra

Mit seinen 245 km/h Höchstgeschwindigkeit, die zum Leben auf der Überholspur verführten, war der Supra zu einem echten Sportwagen gereift, für den Toyota in den USA sogar für ein „Life in the fast Lane“ warb. Was allerdings keinesfalls als Aufforderung zum Rasen zu verstehen war. Denn Siege in Serie sammelte der Supra vor allem auf Rennstrecken. Auf der Straße hingegen hielt der Toyota Supra die Wettbewerber durch seine Talente als reinrassiger Gran Turismo für große Reisen auf Distanz.

So überraschte die Kanzel des Coupés durch viel Platz für die Besatzung und eine komplette Komfortausstattung, wie sie sonst kaum zu finden war. Inklusive eines herausnehmbaren Dach-Mittelteils, das freie Sicht zum Himmel und Horizont gewährte. Dieses T-Top transformierte den Toyota Supra zum schnellen ganzjahrestauglichen Cabriolet ohne die Nachteile eines Roadster-Verdecks.

Ganze sieben Jahre war die dritte Supra-Generation auf dem Markt – genauer gesagt von Februar 1986 bis zum Mai 1993. Und man muss diesem Coupé zugestehen, dass es auf den Straßen ziemlich viel Spaß bot. Es neigte jedoch bei artgerechter Bewegung zu großem Durst.

Ich erinnere mich an eine zügige Fahrt von München nach Frankfurt und retour, bei der ich am Abend in München die dritte Tankfüllung bezahlte – als ich im Verlag die drei Tankquittungen einreichte, wurde die Bezahlung zuerst verweigert, bis der mitgefahrene Geschäftsführer den Vorgang mit der Bemerkung „der trinkt tatsächlich so viel” abzeichnete. Man sollte vielleicht auch noch sagen, dass der Turbo-Motor zuweilen mit technischen Problemen wegen defekten Zylinderkopfdichtungen zu kämpfen hatte und deshalb Probleme mit der Standfestigkeit hatte.

Die Nachfolger des toyota supra

Im Juli 1993 kam dann noch die vierte Supra-Generation auf den Markt, die sich optisch vor allem durch einen riesigen Heckflügel auszeichnete, der von dem Großteil der damaligen Kritiker als nicht wirklich schön eingestuft wurde. Die Fahrzeuge wurden nun nur noch in Japan produziert – und wegen der immer schärfer werdenden Abgasgesetze war der nun 330 PS (243 kW) leistende Sportler in Europa nur noch bis Frühjahr 1996 lieferbar, 1999 endete der Verkauf in den USA und 2002 wurde die Produktion dann eingestellt.

In Deutschland gab es nur eine Variante – der Supra kam nur als Targa zu den Händlern, während die Schweiz auch noch das Coupé anbot. Neben den 330 PS sorgten noch 441 Nm Drehmoment für Temperament in allen Lebenslagen: Tempo 100 lag nach 5,1 Sekunden an, während die Höchstgeschwindigkeit auf 250 km/h limitiert war. Der Supra konnte in nur sechs Farben bestellt werden: Weiß, Schwarz, Rot, Silber-Metallic, Türkis-Metallic und Graphit Metallic. Und natürlich war die Ausstattung wieder komplett und reichhaltig.

Heute sind die Supra-Varianten gesuchte Klassiker – und die Zeit wird zeigen, dass auch der neueste Supra, der 2019 präsentierte Supra GR, der gemeinsam mit BMW entwickelt wurde und von BMW-Vierzylindern (2 Liter / 258 PS) und -Sechszylindern (3 Liter / 340 PS) angetrieben wird, zum Klassiker reifen wird.

Wolfgang Peters schrieb 2012 in dem Buch Die Sportwagen von Toyota: „In der Geschichte von Toyota hat es immer wieder Sportwagen gegeben. Sie markierten den Stand der Technik und gleichzeitig zeigten sie Wege in die Zukunft. Ihr Inhalt war immer die Leidenschaft für Hochleistung, für das Herantasten an die Grenze des technisch Machbaren, und daraus entstand sie Suche nach dem Quell der Freude, wie sie nur ein Sportwagen schenken kann.“ Der Supra hat zu dieser Erkenntnis entscheidend beigetragen.

Fotos Toyota Deutschland GmbH

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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