Tipps & Tricks für die nächste Oldtimer-Rallye

Mille Miglia 2019 Alfa Romeo (7)

Mit dem Oldtimer übers Land zu fahren, ist für die meisten Klassiker-Liebhaber zumeist ohnehin schon eine Wonne. Für viele wird es in Gemeinschaft und in freundschaftlichem Wettbewerb bei einer Oldtimer-Rallye allerdings noch schöner.

So finden quer über die Saison verteilt zahlreiche Fahrevents statt, von bequemen Oldtimerwanderungen mit Klubkollegen bis zu ambitionierten, dynamischen Oldtimer-Rallyes.

Auch wenn der Spaß aller Beteiligen im Vordergrund steht, auf dem letzten Platz des Gesamtklassements möchte dennoch wohl kaum jemand landen. Daher gibt es eine Menge Tipps und Tricks, die man sich vor dem Start – theoretisch oder in einem praktischen Seminar – zu Gemüte führen sollte, um sich keine Blöße auf der Straße zu geben.

Oldtimer-Rallye Start1

Was sind Oldtimer-Rallyes?

Die meisten Veranstaltungen sind touristische Ausfahrten, mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Schwierigkeitsgraden. Eine gewisse Geschicklichkeit und genaues Timing kann nicht schaden, generell sind aber sämtliche Veranstaltungen für jeden Führerscheininhaber und Enthusiasten geöffnet. Man sollte sich aber schon darüber im Klaren sein, dass das Fahren im Vordergrund steht und man schon mindestens 100 bis 200 Kilometer pro Tag zurücklegt und die meiste Zeit im Auto verbringt.

Welche ist die richtige Oldtimer-Rallye für mich?

Welche Veranstaltung für einen das richtige ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Der ambitionierte, solvente Fan von Fahrzeugen aus den Baujahren 1927 bis 1947 wird kein größeres Glück empfinden, als an der Mille Miglia teilzunehmen. Aber die Warteliste ist lang und die Zulassungsvoraussetzungen streng und undurchschaubar. Da kann es schon vorkommen, dass man trotz eines tauglichen Autos Jahr für Jahr abgelehnt wird.

Wer es eleganter mag und wen es in die Berge zieht, fühlt sich gewiss bei der Passione Carraciola oder der Passione Engadina wohl. Die beiden bilden aber auch eher das obere Spektrum der Klassiker-Veranstaltungen, sowohl was den hochwertigen Rahmen und die Schönheit der Landschaft angeht; aber eben auch das Startgeld. Es geht vom Nenngeld auch deutlich günstiger, die Rallyes des ADAC, der Motor Klassik oder der Autobild Klassik sind da zu nennen.

Oder auch die Creme 21, die sich vor allem an jüngeres Publikum und jüngere Fahrzeuge richtet und daher auch von den Regeln und Prüfungen ungezwungener daherkommt. Aber auch ganz kurze, eintägige Rallyes finden mit Sicherheit in Ihrer Region statt, man muss ich nur an den entsprechenden Stellen informieren. Schauen Sie sich die Ausschreibungen aber bitte genau an, damit es keine Überraschungen im Hinblick auf die Ausrichtung der Rallye gibt.

Oldtimer-Rallye Passione Caracciola

Was für Autos kann ich dafür nutzen?

Wie die Bezeichnung Oldtimer-Rallye schon sagt, sind Klassiker das Fortbewegungsmittel der Wahl. Je nachdem, um welche Rallye es sich handelt, gibt es unterschiedliche Schwerpunkte, die die Regeln möglicherweise vorgeben. So wir bei der frühesten Form der Rallye, dem London to Brighton Veteran Car Run, an dem nur Fahrzeuge mit einem Baujahr vor 1905 zugelassen sind.

Ansonsten hat jede Rallye ihren eigenen Schwerpunkt, von Vorkriegsautos bis Youngtimer. Und sei es, dass keine ausgesprochene Vorgabe gegeben wurde, was am Ende nicht anderes heißt, dass jede Form von Klassiker willkommen ist.

Was sind die Startbedingungen?

Eine Oldtimer-Rallye ist keine Ausdauer-Sport-Veranstaltung, zu der man einige Wochen ins Höhentrainingslager fahren sollte. Es gibt auch keinen strengen Türsteher, der darauf achtet, was man trägt und wie gülden die Kreditkarten glänzen. Die gemeinsame Freude an der Oldtimerei steht bei allen Veranstaltungen im Vordergrund. Ein Startgebühr ist in den meisten Fällen erforderlich, aber das variiert je nach Dauer der Veranstaltung und der Exklusivität der Rahmenbedingungen. Tagesevents liegen inklusive Verpflegung teilweise unter 100 EUR. Mehrtagesveranstaltungen können schon mehrere hundert oder gar mehrere Tausend Euro kosten. An der Spitze stehen Veranstaltungen vom Schlage einer Mille Miglia oder eines Gran Premio Nuvolari, die schon in Richtung eines fünfstelligen Nenngelds liegen.

Oldtimer-Rallye Mille Miglia 2019

Welche Hilfsmittel benötige ich?

Es ist wie bei so vielem, man kann unvorbereitet und ohne Equipment losfahren. Man kann sich aber quer durch das Zubehörregal kaufen und vollausgestattet an den Start gehen. Je spezieller die Veranstaltung, desto spezieller das Equipment. Für Zeitprüfungen ist gewiss eine Stoppuhr unabdingbar. Von mechanischen über digitale Stoppuhren bis zu Tripmastern mit eingebauten Computern ist alles möglich, so die Regeln keine Einschränkungen vorsehen. Beispielsweise gibt es Events der „Sanduhren-Klasse“, bei denen so gut es geht auf technische Hilfsmittel verzichtet werden soll und nur analoge Uhren gestattet sind. Diese gibt es für einen niedrigen dreistelligen Betrag im Fachhandel, wie bei Vintagedriver. Es empfiehlt sich, zwei davon zu haben. Zum einen zur Sicherheit, wenn eine ausfällt. Zum anderen bedingt der Prüfungsaufbau mancher Wertungsprüfungen teilweise die Nutzung von zwei Uhren. Wenn man nicht in der „Sanduhren-Klasse“ unterwegs ist, kann man sich natürlich auch digitale Stoppuhren kaufen. Diese können dann auch durchaus mehrere Zeiten anzeigen und abmessen, da muss aber jede Starterin und jeder Starter selbst entscheiden, ob ihr oder ihm dann nicht zwei analoge Uhren übersichtlicher sind. Für die große Lösung empfiehlt sich ein Tripmaster, gerade wenn man in einem Auto unterwegs ist, bei dem der Entfernungszähler des Fahrzeugs in einer anderen Einheit ist oder gar nicht so genau misst. Tripmaster werden an die Tachowelle angeklemmt und messen auf zehn Meter genau die Entfernungen. Unter anderem ist der deutsche Hersteller Prestel+Gemmer für seine Präsizions-Instrumente in der Szene bekannt.

Trip- oder in der doppelten Ausführung Twinmaster gibt es digital für einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich und analog, so wie früher richtige Rallyes gefahren wurden. Diese sind im Original aber rar, selten und somit sündhaft teuer.

Oldtimer-Rallye Uhr

Wie lese ich Roadbooks?

Wenn man zum ersten Mal ein Roadbook aufschlägt, fühlt man sich möglicherweise, als hätte man eine ganz andere Sprache vor sich. Nicht umsonst werden die Symbole auch „Chinesen-Zeichen“ genannt. Bei genauerer Betrachtung ist es aber deutlich einfacher, eine Route mit einem Roadbook zu lesen, als die Gedichte von Rumi oder die Schriften Maos im Original. Der Veranstalter gibt durch Richtungspfeile, die eine bestimmte charakteristische Situation im Straßenverlauf darstellen die zu fahrende Strecke an, wie eine Kreuzung, ein Ortseingangsschild, eine Kurve oder ähnliches. Daneben wird noch eine Wegstreckenangabe angezeigt. Ab dem Start, seit der letzten Aufgabe, bis zum Ziel; je nachdem, welchen Schwierigkeitsgrad der Veranstalter anschlägt.

Oldtimer-Rallye Roadbook Passione Caracciola

Was sind Prüfungen?

Im Verlauf einer Oldtimer-Rallye durchfahren die Teilnehmer zahlreiche Durchfahrts- und Zeitkontrollen oder Gleichmäßigkeitsprüfungen. Bei allen Aufgaben gilt es, so wenig Strafsekunden wie möglich zu erhalten. Die meisten Prüfungen werden im Roadbook angegeben, manchmal finden versteckte Prüfungen statt, je nachdem wie schwierig die Rallye angelegt ist. Auf der Straße weisen von der FIA standardisierte Schilder den Weg: Von der Ankündigung einer Prüfung bis zum Ziel.

Im Großen und Ganzen ist das kein Hexenwerk und als „Spaßveranstaltung“ mit ein wenig Konzentration natürlich leicht zu bewältigen. Dennoch prasselt auf einen Neuling viel Unbekanntes bei der ersten Rallye ein. Vor der allerersten Rallyeteilnahme mag das für manchen Starter beunruhigend wirken, die Sorgen nimmt Patrick Weber jedoch im Vorfeld.

Mit seinem Unternehmen Oldtimer Rallye Training hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen über die Aufgaben, Regeln und Fallstricke von Rallyes zu vermitteln und Teilnehmer sowohl theoretisch als auch praktisch in Kursen auf die Veranstaltungen vorzubereiten.

Warum also bei einer Oldtimer-Rallye teilnehmen?

Die Gründe für eine Teilnahme sind vielfältig, vielleicht ist es gerade diese Vielfalt, die den Reiz ausmacht: Man kann den Klassiker seiner Bestimmung zuführen und ausgiebig bewegen; man sieht eine große Anzahl an Marken und Modellen inmitten einer zumeist schönen Landschaft und vor allem lernt man eine Menge interessanter und sympathischer Personen kennen. Das ist wohlgemerkt nicht der Werbeslogan eines Rallyeprospekt, sondern die Einschätzung von jemandem, der es wissen muss. Armin Schwarz muss man Motorsport- und Rallyefans wahrlich nicht vorstellen, als Veranstalter und Rallyeleiter wie bei der OCC-Küstentrophy und vieler anderer Veranstaltungen ist er seit vielen Jahren auch in der Classic Rallye-Szene unterwegs. Ganz so sportlich wie bei seiner aktiven Rallye-Karriere geht es nicht zu, dennoch für TeilnehmerInnen seiner Lehrgänge sicher nochmal ein besonderer Bonus, Tipps und Tricks aus solch renommierter erster Hand zu erfahren.

Oldtimer-Rallye Ziel Sekt


Fotos Paolo Ollig, 1000 Miglia S.r.l.

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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