Scuderia Azzurra im Classic Trader Händlerportrait
In den Classic Trader Händlerportraits stellen wir Ihnen regelmäßig ausgewählte Oldtimer-Händler vor, die unser aus 15 Fragen bestehendes Interview beantworten.
15 FRAGEN an Matthias Hinz und Michael Maasmeier von der SCUDERIA AZZURRA
Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor. Was ist das Spezialgebiet Ihres Unternehmens?
Maasmeier: Meine beiden Partner Matthias Hinz und Lukas Mühlemann sind genau wie ich leidenschaftliche Oldtimer-Liebhaber. Seit Jahrzehnten sammeln wir klassische Automobile. Diese Oldtimer-Begeisterung hat uns über Landesgrenzen hinweg zusammengebracht. Da unsere Suche nach der perfekten Restauration unerfüllt blieb, haben wir uns entschlossen, dieses Thema selbst in die Hand zu nehmen: So wurde die SCUDERIA AZZURRA gegründet. Wir bieten klassische Maserati, Alfa Romeo & Lancia auf dem internationalen Markt an – die ausschließlich von uns im Bestzustand restauriert wurden. Unsere Fahrzeuge restaurieren wir in unserer eigenen Werkstatt und legen dabei größten Wert auf originale Bauteile und eine Komplett-Restauration von Karosserie über Motor und Getriebe bis zur Technik.
Wann sind Sie dem „Virus“ klassischer Fahrzeuge verfallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit / Jugend, das Sie zum Oldtimer-Enthusiasten gemacht hat?
Hinz: Meinen ersten Oldtimer, damals wohl eher ein Youngtimer, habe ich mir mit 18 Jahren gekauft. Es war ein Käfer Cabrio von 1968, an dem ich unter Anleitung eines vermeintlichen Experten meine ersten Restaurationserfahrungen habe machen können. Meine Leidenschaft für Italienische Sportwagen entwickelte sich dann Anfang der 90er Jahre. Ich hatte in einer Oldtimerzeitschrift einen Bericht über ein Lancia Flaminia Touring Coupé gelesen: Das war Liebe auf den ersten Blick. Ich war so begeistert, dass ich die nächste Kaufgelegenheit nutzte und mir solch ein Auto ungesehen in den USA kaufte.
Maasmeier: Mein Vater war ein echter Sportwagenfan, irgendwann kaufte er dann einen Jaguar: Als ich mit sechs bei der Fahrt aus der Garage die Beifahrertür öffnete, lernte ich ganz schnell was eine Restauration ist – und warum das nötig ist.
Mein eigener erster Oldtimer war ein MG A Roadster. Ich habe ihn mit 18 gekauft und während des Studiums täglich gefahren. Danach war es um mich geschehen: Es folgten diverse Alfa Romeos, Lancia und Mercedes.
Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten – was am wenigsten?
Hinz: Oh, das fällt mir schwer, da ich viele Dinge an meinem Job mag. Das Schönste ist, den gesamten Prozess zu erleben, bei dem ein altes „Wrack“ langsam wieder zu neuem Leben erweckt wird. Wenn das komplett restaurierte Auto dann bei Scuderia Azzurra vor einem steht, fällt es schwer nachzuvollziehen, dass dies das gleiche Auto ist, was man vor 2-3 Jahren in einer Scheune gefunden hat. Weniger Spaß macht mir das viele Fahren. Ich bin sehr viel unterwegs, da ich jede einzelne Restaurations-Phase unserer Fahrzeuge sehr eng begleite.
Maasmeier: Dass es nicht mein Job ist, sondern eine leidenschaftliche Berufung.
Welche Marke(n) hat / haben es Ihnen angetan? Welches sind Ihre drei Lieblingsklassiker und warum?
Hinz: Meine absoluten Favoriten sind die Marken Maserati und Lancia. Was Modelle angeht, bin ich ein großer Fan vom Lancia Flaminia Zagato Super Sport. Das Zagato Design ist einfach spektakulär und in der technischen Entwicklung war Lancia den meisten Konkurrenten seiner Zeit weit voraus. Mein Lieblings-Cabrio ist ein Lancia Flaminia Touring, am besten in der 3C Motorausführung. Für mich – neben dem Maserati Vignale Spider – eines der schönsten Cabrios der 60er Jahre. Last but not least gefällt mir auch der Maserati 3500 GT sehr gut: klassische, zeitlose Linienführung mit ordentlich PS unter der Haube.
Maasmeier: Ich bin viele Jahre einen Aston Martin DB5 gefahren, bis ich die Marke Maserati entdeckt habe. Es sind einfach großartige Fahrzeuge, tolle Fahrzeugdesigns mit fantastischen Motoren. Für mich persönlich das Nonplusultra an Serienfahrzeugen aus der Zeit. Ich liebe meinen Mistral Spyder und den 3500 GT – und wer noch nie in einem Bora gesessen hat, sollte das schnellstmöglich nachholen.
Was war das außergewöhnlichste Fahrzeug, mit dem Sie es bisher zu tun hatten?
Maasmeier: Das war eindeutig der Aston Martin DB4 GT Zagato. Ein großartiges Design von Ercole Spada. Die Sanction-II-Serie von Richard Williams wäre es gewesen, leider eine der vielen verpassten Chancen im Leben eines Oldtimer Fans.
Thema Wertsteigerung / -erhalt: Auf welches Pferd sollte man jetzt setzen? Wie glauben Sie wird es mit der Wertentwicklung in den nächsten Jahren weitergehen?
Hinz: Wie ja allgemein bekannt ist, sind die Preise in den letzten zwei bis drei Jahren stark angestiegen. Dafür ist viele Jahre davor auch relativ wenig passiert. Aktuell denke ich, dass es gut ist, wenn sich der Markt auf dem aktuellen Niveau etwas beruhigt, was anscheinend ja auch passiert. Man kann deutlich erkennen, dass die Käufer selektiver werden und sehr auf Qualität achten, was übrigens unserer Restaurations-Philosophie sehr entgegen kommt.
Generell sehe ich es eher kritisch, wenn bei potentiellen Käufern die Hauptintention beim Oldtimerkauf die Wertsteigerung ist. Man sollte sich das Auto kaufen, was man schon immer haben wollte. Wenn dann die Preise tatsächlich mal fallen sollten, kann man sich zumindest noch an dem Auto seiner Träume erfreuen.
Welches ist der aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzte oder überschätze Klassiker und warum?
Hinz: Schwierige Frage. Was unterschätzte Klassiker angeht, fällt mir spontan das Lancia Flaminia Cabrio ein: So wunderschön wie ein Maserati Spyder – zu einem Bruchteil des Preises. Bei überschätzten Klassikern kann ich Ihnen kein spezielles Fahrzeug nennen, aber ich frage mich schon manchmal, warum Fahrzeuge mit mittelmäßiger Technik, die in teilweise recht hohen Stückzahlen produziert wurden, 6-stellig gehandelt werden.
Maasmeier: Ich teile die Sichtweise meines Freundes. Und bin nach wie vor der Überzeugung, dass klassische Maseratis im Verhältnis zu einem DB4 und DB6 noch unterschätzt werden.
Sehen Sie einen personellen Generationswechsel im Markt für klassische Fahrzeuge? Wenn ja, wie stehen Sie dazu?
Maasmeier: Jede Generation hatte sein Autoquartett und spezielle Fahrzeuge, von denen man geträumt hat. Daher ist es für mich nur logisch, dass Vorkriegsklassiker an Boden verlieren und Fahrzeuge wie ein Montreal, Bora oder ein BMW 635 CSI spannend werden.
Was ist für Sie ein absolutes „Tabu“ in Sachen Klassiker?
Hinz: Wir versuchen bei unseren Restaurationen darauf zu achten, die Wagen wieder soweit wie möglich in den Originalzustand zu bringen. Das klingt leichter als es ist, da es teilweise sehr schwierig ist herauszufinden, was genau dieser Originalzustand war. Hat man den richtigen Farbton für die Lackierung, die richtige Lederqualität, den richtigen Teppich, stimmen die ganzen Details? Ein Tabu wäre es für mich zum Beispiel, den Wagen in einer Farbe zu lackieren, die damals nicht vom Hersteller angeboten wurde, oder den Wagen technisch zu verändern.
Wo hört für Sie das Thema „Klassiker“ auf und vor allem warum?
Maasmeier: Sobald ich für Design und Fahrzeugtechnik kein Herzblut mehr spüre und nur noch Massenware treffe, hat das Thema Klassiker ein Ende. Für mich persönlich als Sammler um 1975, danach gab nur noch wenige spannende Gran Turismo für mich.
Welche modernen Fahrzeuge haben für Sie das Potenzial, in 30 Jahren ein wirklicher Oldtimer zu werden?
Maasmeier: Ganz eindeutig: der Maserati 3200 GT.
Wie sehen Sie die Zukunft des Klassikerhandels und welche Herausforderungen gibt es?
Maasmeier: Die Branche ist auf dem Sprung vom Hinterhof über die Wallstreet zum seriösen Sammler- und Anlagemarkt.
Dazu bedarf es komplett neuer Händlerkonzepte und auch der Typus „klassischer Autoverkäufer“ greift hier zu kurz, zumindest im gehobenen Klassikersegment. Es geht vielmehr um echte Substanz, hochwertige Fahrzeuge und um das Kuratieren von wertvollen Sammlungen.
Welches Fahrzeug möchten Sie unbedingt noch einmal fahren und vor allem warum?
Hinz: Ich habe vor einiger Zeit bei einem Händler einen original Ferrari Testarossa aus den 50er Jahren gesehen. Es wäre schon ziemlich cool, mit dem einmal die Mille Miglia zu fahren.
Maasmeier: Die Antwort ist einfach: „Mother Gun!“
Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Strecken, die man mit einem Oldtimer „erfahren“ kann?
Maasmeier: Morgens vor dem Verkehr bei Sonnenaufgang die Moyen Corniche an der Côte d´Azur – und dann einen Kaffee im Hafen von Nizza genießen.
Was würden Sie einem „Oldtimer-Neuling“ am liebsten mit auf den Weg geben?
Maasmeier: Kümmere Dich nicht um den Wertzuwachs, sondern fahre das, was Dir Spaß macht. Es gibt mehr als Porsche und Pagoden…
Kontakt zur Scuderia Azzurra
Scuderia Azzurra GmbH
Michael Maasmeier, Matthias Hinz
Kamekestrasse 21
50672 Köln
Tel.: +49 151 401670808
[email protected]
Fotos Scuderia Azzurra
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