Sascha Keilwerth im Classic Trader Händlerportrait
In den Classic Trader Händlerportraits stellen wir Ihnen regelmässig ausgewählte Oldtimer-Händler vor, die unser standardisiertes Interview bestehend aus 15 Fragen beantworten.
15 Fragen an Sascha Keilwerth vom Porsche Zentrum Berlin-Potsdam
Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor. Was ist das Spezialgebiet Ihres Unternehmens?
Mein Name ist Sascha Keilwerth. Als Porsche Classic Koordinator beim Porsche Zentrum Berlin-Potsdam benötige ich vor allem technische Erfahrung und ein umfangreiches Netzwerk bzgl. klassischer Porsche. Ich kümmere mich um die Beschaffung, Vermarktung und den Verkauf unserer Fahrzeuge weltweit. Auch die Koordination unseres inzwischen recht groß gewordenen Classic-Kundenstammes in Punkto Service, Recherche, Veranstaltungen und Classic-Rallyes stehen dabei auf der Tagesordnung. Ein Punkt ist mir immer sehr wichtig: die persönliche Betreuung meiner Kunden.
Das Porsche Zentrum Berlin-Potsdam zählt zu den ersten offiziellen Porsche Classic Partnern. Lange im Voraus lag ein Fokus bereits auf klassischen Porsche im Service und Handel. Unsere Passion begründet sich aus der Liebe zu Legenden.
Wann sind Sie dem „Virus“ klassischer Fahrzeuge verfallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit / Jugend, das Sie zum Oldtimer-Enthusiasten gemacht hat?
Das muss so weit zurückliegen, dass ich mich nicht bewusst erinnern kann. Ich habe als Kind nie Fußballspielen gelernt, da ich das alte Porsche 356 Coupé meines Vaters in der Garage wesentlich interessanter fand. Wobei man sagen muss, es war nicht fahrbereit und es sollte auch noch dauern, bis ich endlich die Pedalerie erreichte. Nach meinem Studium, während meiner Kfz.-Meisterausbildung, legte ich mir einen 1957er Porsche 356 Speedster zu. Die waren damals ja recht günstig zu haben. Ich hatte meinen aus Ohio aus einem Erstbesitz mit ca. 34.000 Meilen auf dem Tacho für 12.000 Dollar. Seit einigen Jahren stand das Auto dort in einer Scheune, mit Motorschaden. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit das Fahrzeug wieder für den deutschen TÜV fertig gemacht hatte, war es endlich soweit. Ich schob den Speedster aus der Halle, setzte mich rein, Zündung an, und dann – die erste Explosion im Verbrennungsraum und das Geräusch des Motors beginnt im Heck sein Konzert zu spielen. Sowas vergisst man nie und spätestens da erwischt es wohl Jeden.
Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten – was am wenigsten?
In meinem Job geht es vor allem um die Emotionen, gepaart mit Investmenthintergründen. Einen Klassiker muss man wie ein Kunstwerk betrachten. Das Auffinden von „Schätzen“ gehört dabei zu den spannendsten Teilen. Als Porsche Classic Partner arbeiten wir natürlich direkt mit dem Werk und dem Archiv zusammen. Da macht die Recherche natürlich als Porsche Enthusiast besonders viel Spaß. Die Begegnung mit den Menschen um deren Klassiker ist dann der wunderbar emotionale Part. Jedes Fahrzeug hat seine Geschichte und die ist manchmal zwar recht dürftig, aber in den meisten Fällen erzählen ihre Besitzer abendfüllende Geschichten oder das Fahrzeug hat einen beeindruckenden, historischen Charakter. Es ist jedes Mal wie die Übergabe der Braut durch den Brautvater, wenn der Besitzer einem erklärt, wie man z. B. das Fahrzeug starten muss. Es gibt in meinem Job eigentlich nichts was mir keinen Spaß macht. Zumal man diese Tätigkeit auch nicht als Job, sondern vom Ursprung des Wortes Beruf abgeleitet, einfach als meine definitive Berufung bezeichnen möchte.
Welche Marke(n) hat / haben es Ihnen angetan? Welches sind Ihre drei Lieblingsklassiker und warum?
Meine Affinität gegenüber der Marke Porsche ist sehr stark ausgeprägt. Am meisten berühren mich hier die Modelle 356 der ersten Serie, also die Porsche 356 vor A bis Baujahr 1955. Das sind die Modelle, bei denen man noch die Hände am Lenkrad halten muss und man sich beim Bremsen jedes Mal überraschen lassen muss, ob der Wagen nach links oder rechts ziehen möchte. Man hat auch beim Schalten alle Hände voll zu tun und kommt gar nicht in die Verlegenheit am Handy zu spielen oder zu telefonieren. Und genau das macht es aus: die Freude am Fahren. Man ist gezwungenermaßen ganz bei sich und dem Fahrzeug.
Das nenne ich dann Extrarendite durch Fahrspaß.
Lieblingsklassiker sind für mich Fahrzeuge mit Kontaktzündung und diese, welche mit Liebe designed wurden. Vor allem Autos die zu seiner Zeit für Performance gebaut wurden, wie zum Beispiel der 550 Spyder aus der Vor A Serie für die La Carrera Panamericana oder ein Bugatti Typ 35 aus den Ende 20er Jahren. Ein paar Runden mit einem 906 würden mich allerdings auch sehr reizen. Mir ist es wichtig Fahrzeuge zu fahren und nicht von entmündigenden Helferlein gefahren zu werden. Die notwendige Verschmelzung zwischen Mensch und Maschine ist hierbei das, was mich anspornt.
Was war das außergewöhnlichste Fahrzeug, mit dem Sie es bisher zu tun hatten?
Das außergewöhnlichste Fahrzeug was mir je begegnete, ist ein 1972er 911 2,6 S Prototyp. Dieses Auto wurde auf Wunsch eines Einzelnen von Porsche gebaut. Es beinhaltet etliche 2,7 RS-Komponenten , welche erst wesentlich später beim berühmten 1973er 2,7 RS in Serie gingen. Dieses Auto ist immer noch in seinem Originalzustand.
Thema Wertsteigerung / -Erhalt: Auf welches Pferd sollte man jetzt setzen? Wie glauben Sie wird es mit der Wertentwicklung in den nächsten Jahren weitergehen?
Das Thema Wertsteigerung kann keiner voraussehen. Erfahrungen zeigen aber über die letzten Jahrzehnte, dass man mit einem Porsche in der Regel nie falsch liegt. Zitat Ferdinand Porsche: „Wir bauen Autos die keiner braucht, aber Jeder haben möchte“. Wertsteigerungspotenzial haben Autos die nur in geringen Stückzahlen produziert wurden. Das sind ganz klar Porsche 356 der A und Vor A-Serie und 911 F-Modelle der 1. Generation – am besten noch mit kurzem Radstand. „Die erste Rendite bei Porsche ist schon mal der ausbleibende Wertverlust!“.
Welches ist der aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzte oder überschätze Klassiker und warum?
Völlig überschätzte Klassiker gibt es für mich nicht, da es hier sehr viel mit Emotionen zu tun hat. Ich möchte mir nicht anmaßen über Emotionen anderer Menschen zu urteilen. Unterschätzt finde ich vereinzelte französische und italienische Klassiker aus dem damaligen Alltag. Hier gibt es für verhältnismäßig geringes Geld schöne Autos mit denen „emotionale Zeitreisen“ möglich sind.
Sehen Sie einen personellen Generationswechsel im Markt für klassische Fahrzeuge? Wenn ja, wie stehen Sie dazu?
Ich begrüße diesen stattfindenden Generationswechsel der Interessenten an klassischen Fahrzeugen. Ich erlebe täglich, dass die Begeisterung für Porsche Klassiker keine direkte Altersgrenze hat. Es macht mir sehr viel Freude zu beobachten, wie der Enthusiasmus vererbt wird.
Was ist für Sie ein absolutes „Tabu“ in Sachen Klassiker?
Ich empfinde es nicht als Tabu einen Klassiker zu modernisieren. Aus technischer Sicht finde ich es toll, was es hier für Möglichkeiten gibt und welche Kreativität die Ingenieure beflügelt. Emotional raubt man einem Klassiker jedoch seine Seele. Daher bieten wir auch hauptsächlich Fahrzeuge in originalem, bzw. restaurierten originalen Zustand an.
Wo hört für Sie das Thema „Klassiker“ auf und vor allem warum?
Klassiker sind für mich endlich hergestellte Fahrzeuge mit geringem Bestand. Daher sind höchstens Sondermodelle in limitierter Auflage interessant.
Welche modernen Fahrzeuge haben für Sie das Potenzial in 30 Jahren ein wirklicher Oldtimer zu werden?
Hier sind für mich ganz klar traditionell bewährte Bauformen interessant. Der Porsche 911 Targa wird auch in seiner moderneren Bauform ein Klassiker werden – vielmehr ist er das ja immer geblieben. Ich bezeichne sowas als modernen Klassiker.
Wie sehen Sie die Zukunft des Klassikerhandels und welche Herausforderungen gibt es?
Die Zukunft des Klassikerhandels erklärt sich für mich positiv in Form der Kapitalanlage, die gerade in Krisenzeiten enormen Zulauf findet. Hier gibt es einen Wertzuwachs aus einfachem Grund: Die Zahl der Oldtimer ist endlich – und die Zahl der Kaufinteressenten wächst. Schwer wird es für den Käufer und Verkäufer originale Raritäten zu finden. Aber gerade das ist die Herausforderung auf die ich mich jeden Tag freue.
Welches Fahrzeug möchten Sie unbedingt noch einmal fahren und vor allem warum?
Mein persönlich größter Wunsch wäre es noch einmal einen Porsche 550 Spyder „richtig“ auf einer Rallye zu fahren. Das Auto verhalf Porsche neben dem Speedster zu Welterfolgen und dadurch zu Weltruhm. Vor allem ist es aber ein Fahrzeug, welches Anfangs mit dir fährt, bevor Du anfängst das Fahrzeug zu fahren – und genau da verspüre ich den Reiz.
Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Strecken, die man mit einem Oldtimer „erfahren“ kann?
Eine schöne Oldtimer-Strecke hängt für mich ganz klar vom Charakter des Fahrers ab. Auf der Suche nach Adrenalin gibt es nur „off tracks“, die einem alles abfordern und das Fahrzeug an seine Grenzen bringen. Aber auch Alpenstraßen sind für mich spannend, genauso wie das Brandenburger Land rund um meine Heimat Berlin. Hier gibt es sehr schöne Landschaften, die einem das Gefühl der Zeitreise ermöglichen können. Wir veranstalten von unserem Porsche Zentrum Berlin-Potsdam aus seit Jahren Klassik Ausfahrten um Berlin und Brandenburg und ernten dafür sehr viel Lob, für die tollen Strecken, Alleen und Straßen, welche in Vergessenheit geraten sind und eine Automobile Zeitreise perfekt abrunden. Wichtig ist doch aber, das man seinen Klassiker bewegt und selbst mit der Familie gibt es Ausflugsziele die bequem mit dem Klassiker erfahrbar sind. Mein Motto: „get out and drive!“
Was würden Sie einem „Oldtimer-Neuling“ am liebsten mit auf den Weg geben?
Im Porsche Zentrum Berlin-Potsdam können wir Sie perfekt beraten und mit ausgesuchten Fahrzeugen in einwandfreier Qualität bedienen. Vertrauen sollten Sie nur demjenigen, der sich vorab mit Ihnen persönlich beschäftigt um rauszufinden was Sie für einen Klassiker suchen und wofür Sie ihn benutzen möchten. Finden Sie gemeinsam mit uns heraus, welcher Klassiker zu Ihnen passt. Ein offenbar günstiges Angebot auf dem freien Markt beinhaltet oft Risiken in Punkto Qualität oder Historie und kann schnell in einem finanziellen Fiasko enden.
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Kontakt zum Porsche Zentrum Berlin-Potsdam
Sascha Keilwerth
Porsche Classic Koordinator
Albert-Einstein-Ring 49
D-14532 Kleinmachnow
Tel. +49 (0) 170 911 45 32
Tel. +49 (0) 30/978 911 356
Fax: +49 (0) 30/978 911 313
Text Sascha Keilwert, Classic Trader // Fotos Porsche AG, Porsche Zentrum Berlin-Potsdam
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