930 Turbo – Leider geil!

Porsche 911 930 Turbo Green

Ob Dr. Alfred J. Büchi im Jahre 1911 wohl wusste, dass seine Ideen ca. ein halbes Jahrhundert später dafür sorgen sollten, einen 930 Turbo mit brachialer Gewalt in wenigen Sekunden auf Tempo 100 zu katapultieren? Eins ist sicher, er hat mit der Erfindung des Abgasturboladers dafür gesorgt, dass Diesel- und Benzinaggregaten ordentlich Leben eingehaucht werden konnte. Seinen ersten bedeutenderen Einsatz bekam der Abgasturbolader im Jahre 1923. Das deutsche Verkehrsministerium gab für den Ostpreussen-Dienst bei der Vulkan-Werft in Hamburg den Auftrag zwei Passagierschiffe, die „Preussen“ und die „Stadt Danzig“ zu bauen, deren Zehnzylinder Viertakt-Dieselmotoren mit Abgasturboladern ausgestattet wurden. Diese erhielten dadurch eine Leistungssteigerung von 1.750 PS auf 2.500 PS. Eine Steigerung von fast 50%. Dieses beeindruckende Ergebnis sollte Dr. Büchis Arbeit einen bedeutenden Schub geben.
Trotz seiner Überzeugenden Leistungsmerkmale fand der Turbomotor nur langsam seinen Weg in die Automobilindustrie. Nach vereinzelten Einsätzen bei der Deutschen Reichsbahn und in LKWs der Schweizer Firma Sulzer in den 30er Jahren, bahnte sich der Abgasturbolader nur langsam seinen Weg. General Motors traute sich in den frühen 60er Jahren den Versuch zu, die Turbotechnik zu beherrschen. Die Amerikaner scheiterten und mussten nach wenigen Versuchen, die Turbotechnik für den Serieneinsatz zu zähmen, aufgeben.

Porsche 930 turbo


Porsche macht den Turbo Salonfähig

Es sollte der Sportsgeist und der unersättliche Siegeswille eines jungen Ingenieurs sein, der unter der Obhut seines Onkels Ferry Porsche bei der Dr. Ing. h.c. F. Porsche KG die Entwicklungsabteilung leitete. Sein Name war Ferdinand Piëch. Unter Piëchs Aufsicht wurde Ende der 60er Jahre ein Zwölfzylinder Aggregat entwickelt, das durch den Einsatz im Porsche 917/30 und unter Befeuerung der Abgasturbotechnik von Büchi, Porsche den Gesamtsieg in Le Mans bescheren sollte. Mit den Gesamtsiegen in 1970 und 1971 machte der Turbolader den Zwölfzylinder von Porsche zum stärksten Rennaggregat in der Rennsportgeschichte. Der 917 verspricht Schub ohne Ende mit über 1.000 PS. So wurde der erfolgreiche Siegeszug der Turbotechnik eingeleitet.
Der Weg war also bereitet für den Einsatz in der Serie. Und endlich wurde es möglich das Gefühl für den heftigen Nackenschlag bei der Beschleunigung im „917“ käuflich zu erwerben – zugegebener Maßen auch schon damals eher nur für die finanziell etwas besser Gestellten. Das Ende der Ölkrise markierte den Punkt an dem Porsche sich dazu Entschied, eine automobile Rakete auf die Menschheit loszulassen. Die Schweizer Automobilrevue schrieb am 21.08.1975:

Über dieses außergewöhnliche Auto wird es keine übereinstimmende öffentliche Meinung geben. Je nach seiner Optik wird ihn ein kritischer Beobachter als Sportwagen von unnütz hoher Leistung, als technischen Markstein wegen seiner gelungenen Abgasturboaufladung oder als exquisites, voll alltagstaugliches Beispiel der Weltspitzenklasse der Höchstleistungsfahrzeuge bezeichnen.

Aber nun genug mit dem Vorgeplänkel. Kommen wir zu den Stars der Turbogeschichte. Das Zeitalter in dem der Turbo Einzug in den Porsche 911 hielt. Der Porsche 930 Turbo.


Porsche  930 Turbo 3.0 Liter | Baujahr 1974–1977

Viele Designelemente aber vor allem auch technische Elemente erbte der erste Porsche 930 Turbo vom 911 Carrera RS 3.0. Der Porsche 911 Turbo wurde im Oktober 1974 erstmals auf dem Pariser Automobil-Salon der Öffentlichkeit präsentiert. Anders als bei dem Pariser Debüt des Urelfers (901), durfte der 930 Turbo seine Nummer behalten. Dank seiner Turboaufladung mobilisierte der Motor des 930 (930/50) 260 PS. 30 PS mehr als der RS 3.0. Mit dem modifizierten Viergang-Schaltgetriebe (930/30-32) erreichte der 1.140 Kg schwere Porsche Turbo einen Top-Speed von erstaunlichen 250 km/h. Dabei hatte er ein Leistungsgewicht von 4,4 Kg/PS. Von null auf 100 km/h benötigte er nur 5,5 Sekunden. Es wurden letztlich ca. 2.850 Fahrzeuge gebaut.

Porsche 911 930 Turbo 3-0 Liter


Porsche 930 Turbo 3.3 Liter | Baujahr 1977-1989

Trotz der Meinung Vieler, der Turbo sei Ausdruck „unnütz hoher Leistung“, gab es doch genügend „Turbo-Jünger“, die vom Rausch der Geschwindigkeit gebannt waren und denen „unnütz hohe Leistung“ noch lang nicht genug war. Das wollte sich Porsche nicht zweimal sagen lassen, reagierte prompt und entwickelte bereits schon im Jahre 1977 auf Basis des 930 3.0 eine leistungsfähigere Variante. Heraus kam ein Sportler in leicht geändertem Gewand und optimierter Technik. Der 911 Turbo 3.3 leistete nun 300 PS. 40 PS mehr als sein Vorgänger (Motor-Typ: 930/60-68). Die Leistungssteigerung wurde durch die Vergrößerung des Hubraums um 0,3 Liter erreicht. Zusätzlich wurde die Verdichtung des Sechszylinder-Boxermotors unter Einsatz eines Ladeluftkühlers erreicht. Der Ladeluftkühler bewirkte, dass das Aggregat bei gleicher Kompression mit mehr Luft versorgt wurde, eine geringere Temperatur in den Brennräumen erreicht wurde und so auch eine höhere Verdichtung erreicht werden konnte. Durch seine Modifikationen brachte der 930/3.3 nun 1.335 Kg auf die Waage. Bis zum Jahr 1988 hatte der Turbo weiterhin das Viergang-Schaltgetriebe (930/34-36). Mit dem Baujahr 1988 wurde dieses beim 930 durch das G50-Getriebe mit 5 Gängen abgelöst. Beim Carrera 3.2 wurde das Fünfgang-Getriebe bereits 1986 eingeführt. Der 930 erreichte nun einen Top-Speed von 260 km/h. Von null auf 100 km/h benötigte er nur noch 5,4 Sekunden. Es wurden letztlich ca. 17.791 Fahrzeuge gebaut, die zuletzt in der Coupé-Version zu einem Preis von 125.000 DM angeboten wurden. Der Targa kostete 132.000 DM und das Cabrio kostete 145.000 DM.


Text Torsten Claus // Fotos Porsche


Autor: Franz Woll

Franz ist egal ob auf der Straße, im Gelände oder in der Luft seit frühster Kindheit extrem fasziniert von allem was motorisiert und schnell ist. Er ist Classic Trader seit der Gründung in 2013 sehr verbunden und geht seiner Leidenschaft sowohl auf der Rennstrecke als auch hinter dem Laptop nach.

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