Porsche 550 Spyder – Rekordpreis für die Legende

Ganz nüchtern betrachtet kann man bei dieser Summe nur den Kopf schütteln – ein Porsche 550 Spyder wurde beim Goodwood Revival für 4,6 Millionen Pfund versteigert, umgerechnet knapp 5,5 Millionen Euro. Auf der anderen Seite wurden nur knapp über 100 Exemplare des Sportwagens hergestellt und das hier versteigerte Exemplar ist in einzigartigem, unrestauriertem Zustand. Der Wagen mit der Chassisnummer 550-0090 wurde 1956 fertiggestellt und seitdem nur technisch in Stand gehalten, ansonsten ist das Fahrzeug praktisch im Auslieferungszustand – vermutlich der letzte Porsche 550 Spyder in diesem Zustand. Das Auktionshaus Bonhams hatten die Rarität anlässlich des diesjährigen Goodwood Revivals angeboten.



PORSCHE 550 SPYDER – ENTSTEHUNG DER LEGENDE

Der Porsche 550 Spyder geht auf den sogenannten Glöckler-Porsche zurück, den der VW-Händler Walter Glöckler mit seinem Betriebsleiter Hermann Ramelow entwickelte. Hierbei handelte es sich um einen Roadster mit Mittelmotor, der auf Grundlage des Porsche 356 konstruiert wurde. Bei Porsche war man begeistert, ab 1953 ging der geistige Nachfolger des Glöckler-Porsche in Serie: die Legende war geboren. Der Sportwagen wurde offen als Roadster – im Porsche Terminus Spyder genannt – und geschlossen mit Dach angeboten. Zur Legendenbildung des Porsche 550 Spyder haben zwei äußerst verschiedene Persönlichkeiten beigetragen: zum einen der junge Schauspieler James Dean, zum anderen der legendäre Rennfahrer Hans Hermann. Während James Dean 1955 im Porsche 550 Spyder tödlich verunglückte, fuhr Hans Hermann den Wagen 1954 bei der Carrera Panamericana mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,19 km/h am absoluten Limit und wurde zur lebenden Legende – Dean war dies nicht vergönnt.


Porsche 550 Spyder Panamericana


Porsche 550 Spyder – Hintergründe zum Porsche Klassiker

Als der Wagen Ende des Jahres 1954 debütierte, kostete ein Exemplar stolze 24.600 DM – nach heutigen Maßstäben natürlich lachhaft, die wenigen erhaltenen und begehrten Roadster werden für Millionenbeträge gehandelt. Neben Hermanns erfolgreicher Teilnahme beim Rennen von Panamericana konnten auch bei der Mille Miglia und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans beachtliche Erfolge verbucht werden. 1953 erreichten die Teams Richard von Frankenberg/Paul Frère und Helm Glöckler/Hans Herrmann im 550 die Plätze eins und zwei in der Klasse bis 1500 cm³. Ein Jahr später belegte das Team  Hans Herrmann/Herbert Linge trotz technischer Schwierigkeiten den sechsten Platz ihrer Klasse – ein nicht zu verachtendes Ergebnis.


Porsche 550 Spyder Verdeck


PORSCHE 550 SPYDER – FAKTEN ZUM „LITTLE BASTARD“

Ob der Name 550 auf die verwendete Konstruktionsnummer oder auf das Gesamtgewicht des Fahrzeugs zurückgeht, ist nicht abschließend geklärt. Zu Beginn der Produktion wurde der Porsche 550 Spyder mit einem Flachrahmen ausgeliefert, ab 1956 griff man auf einen Gitterrohrrahmen zurück. Letzterer war leichter und trotzdem verwindungssteifer und brachte entsprechend einige Vorteile mit sich. Nachdem bei der ersten Generation sogar das Armaturenbrett als tragendes Karosserieteil benutzt wurde, konnten mit der Verwendung der Gitterrohrrahmentechnik auf viele tragende Karosserieteile verzichtet werden. Der Porsche 550 Spyder war äußerst spartanisch eingerichtet, bequeme Sitze und sonstigen Komfort sucht man hier vergeblich. Ausgestattet mit einem Furmann-Motor (Vierzylinder-Boxermotor mit Luftkühlung) leistete der Motor anfangs 110 PS, später 135. Abhängig von der Motorisierung erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 225 bis 240 km/h. Obwohl der Sportwagen primär für den Motorsport konzipiert war, war der Wagen durchaus straßentauglich – der Weg zur Rennstrecke lässt sich ohne Problem im Porsche 550 Spyder zurücklegen, ein Trailer für den Transport wird also nicht mehr benötigt – in der Theorie.


collage


Text Jan Fröhlich // Fotos Porsche AG, Bonhams


Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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