Original Eleanor – ChromeCars fängt das Einhorn

Ein Auto, das fast 35 Jahre nach dem Erscheinen eine völlig neue Generation genauso begeistert wie die ursprüngliche, muss wahrlich etwas Besonderes sein; so wie der Shelby Mustang GT 500 „Eleanor“ aus dem Film „Nur noch 60 Sekunden“. 1967 beeindruckte die kompromisslose Sportversion des Ford Mustang amerikanische Musclecar-Fans, im Jahr 2000 schwärmten Kinobesucher gemeinsam mit Nicolas Cage für Eleanor und ihren drallen Hintern. (Ja, wir meinen das Heck von Eleanor, nicht das von Angelina Jolie!)

Der Classic Trader-Partner ChromeCars macht seinem Slogan „Automotive Archeologists“ seit Jahren alle Ehre. Man denke nur an die beiden GM Futurliner, die sie ihr Eigen nennen; oder jüngst den makellos originalen Porsche 356 A 1600 Speedster, den sie in den USA auftrieben. Nun entdeckten und erstanden sie ebenfalls in den USA das originale Filmauto aus dem Blockbuster Gone in 60 Seconds, einen Shelby GT 500, auch bekannt unter dem Codenamen „Eleanor“.

Hauptrolle für den Shelby Mustang GT 500 „Eleanor“

Im Spielfilm, der in der deutschen Fassung „Nur noch 60 Sekunden“ heißt, spielte Nicolas Cage den meisterhaften Autodieb Randall „Memphis“ Raines, der sich zwar zur Ruhe gesetzt hatte, aber für einen letzten großen Auftrag noch 50 Fahrzeuge innerhalb von drei Tagen stehlen muss, um seinen kleinen Bruder Kip aus den Fängen eines Gangsterbosses zu befreien. Die auserwählten 50 Fahrzeuge sind fast alle hochwertige Klassiker und Sportwagen, von Aston Martin DB4, über Ferrari Testarossa, Ford Thunderbird und Jaguar XJ220 bis zum Mercedes-Benz Flügeltürer. Es gibt aber ein Auto, was selbst in dieser Liste noch hervorsticht: Das Einhorn, der unerreichte Traum: ein Shelby GT 500 mit dem schönen Codenamen Eleanor. Memphis hatte mehrfach versucht, dieses Auto zu stehlen, aber stets misslang es ihm. Mehr noch, bei wilden Verfolgungsjagden hätte sie ihm beinahe das Leben gekostet. Nun stellt er sich wieder der Herausforderung, das Objekt seiner Begierde einzunehmen.

Ob es im Film gelingt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, was aber gesagt werden kann ist, dass das originale Filmfahrzeug nun bei ChomeCars in Jena steht. Für den Film wurden 11 Exemplare angefertigt, neun davon waren Attrappen, von denen wiederum fünf bei den Filmarbeiten zerstört wurden. Bleiben drei Exemplare, die fahrtüchtig gebaut wurden und in jüngerer Vergangenheit auf dem Markt aufgetaucht sind. Eines dieser sogenannten „Hero Cars“ steht nun bei ChromeCars. Diese Filmautos haben mit der Ausgangsbasis technisch wenig gemein, sie sind waschechte Perfomance-Cars. Sie sind bestückt mit einer 9 Zoll Lincoln Hinterachse, einem kompletten Fahrwerks-Upgrade samt Gewindefahrwerk, Performance Querlenkern, „Rack and Pinion“ Servolenkung und Stabilisatoren von TCP (Total Control Products) und 351 cui High Performance Motoren aus dem Hause Ford Racing.

Der Weg vom Ford Mustang zu Eleanor

Ursprung des Shelby Mustang GT 500 „Eleanor“ ist unübersehbar der Ford Mustang Fastback. Eine Ikone seiner Zeit, ein Erfolgsmodell und Stilvorbild über Jahrzehnte. Auch Caroll Shelby konnte sich dem Reiz dieses Autos nicht entziehen, es bedurfte lediglich einer Aufwertung der Leistungsdaten durch seine Konstruktionsfirma. 1965 erschien die erste Shelby-Version GT 350 des Mustangs. Unter der Motorhaube wirkte ein modifizierter K-Code Windsor V8, der aus 289 Kubikzoll Hubraum 306 PS erzeugte. Optisch waren alle 1965er Modelle in den klassischen US-Rennfarben gehalten, weiß mit zwei parallelen blauen Balken von der Motorhaube bis zum Heck. Auf den Türschwellern prangte der Schriftzug GT 350. 1966 gab es mehr Farbauswahl und im Interieur andere Optionen. Shelby schloss mit dem Autovermieter Hertz eine Kooperation, die eine Bestellung von 1000 speziellen Mustang GT 350 beinhaltete. Shelby fertigte 936 Stück dieser Wagen; etwa 800 in schwarz mit goldenen Streifen. Eigentlich war die Idee wirtschaftlich für Hertz erfolgreich – für Shelby sowieso, aber der Vermieter hatte die Rechnung ohne die Kunden gemacht. Die Mieter bestellen nicht umsonst die kraftvollen Autos, sie wollten die PS auch spüren. Und so gaben die den gemieteten GT 350H Shelbys derart die Sporen, dass die Kosten für Wartung und Reparatur für Hertz explodierten, sie die Reißleine zogen und das Projekt vorzeitig beendeten.

1967 kam neben dem GT 350 auch erstmal ein Shelby GT 500 heraus. Der Hubraum des Motors betrug nun 428 cubic inch und die Leistungsangabe des Herstellers wurde mit 335 PS angegeben. Ein Wert, der bei Tests durchaus überboten wurde. 1968 lief die Produktion bei Shelby aus. Zwei Jahre sind in der Automobilgeschichte eine recht kurze Zeit, die Wirkung des Fahrzeugs reichte weit über die Bauzeit hinaus. So sehr, dass man in Hollywood noch dreißig Jahr später an den Shelby GT 500 als Basis für die heimliche Hauptrolle dachte. Sie beauftragten Illustrator Steve Stanford, einen Shelby Mustang GT 500 zu zeichnen, der das Original verkörpert, aber auch ins Jahr 2000 passt, ohne Traditionalisten vor den Kopf zu stoßen. Die Vorschläge gefielen offensichtlich und so wurde der Fahrzeugbauer Chip Foose beauftragt, die Pläne umzusetzen und Eleanor zu bauen.

Das Fahrzeug begeisterte das Team von ChromeCars und viele weitere Zuschauer im Kino, wo Eleanor die anderen automobilen Schätze überstrahlte. Und in der Realität, wo zahlreiche Um- und Neuaufbauten die Optik von Eleanor aufgreifen, bis hin zum aktuellen Mustang-Modell, welches sich stark daran orientiert. Aber nur drei Autos können von sich behaupten, eine Stilikone, ein veritables Muscle Car und ein Kinostar neben Nicolas Cage und Angelina Jolie zu sein. Die drei Helden-Autos wurden an Sammler verkauft. Ein Fahrzeug ging an einen bekannten Lamborghini-Händler in den USA, ein weiteres ging an einen privaten Sammler, dessen Identität unbekannt ist. „Dieses Fahrzeug wurde 2013 bei ‚Mecum Auto Auctions’ in den USA versteigert und erzielte den unglaublichen Wert von 1.000.000“, erzählt Chris Zöllner von ChromeCars. Der Kaufpreis und die Wirkung dieses Filmautos war ein Meilenstein auf dem Markt der Movie Cars. Und eines der Originale steht nun bei ChromeCars. Zu schade nur dass nach Aussagen von den Auto-Jägern aus Jena, diese originale Eleanor vorerst nicht zum Verkauf auf den Markt kommt. Wer dennoch etwas Hollywood-Luft schnuppern will, für den stehen etliche Shelby GT 500 Modelle zum Kauf bereit.

Fotos ChromeCars

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981. Alle Artikel von Paolo Ollig →