Motorräder der 80er – Nichts ist unmöglich

Motorräder der 80er BMW K1

Das Motorrad erlebte in den 80er Jahren so etwas wie ein Revival. Spätestens als Tom Cruise in „Top Gun“ auf einer Kawasaki (und ohne Helm) in den Sonnenuntergang ritt, wollte jeder ein Motorrad haben. Eine Sehnsucht, die viele weitere Klassiker beflügelte und Motorräder der 80er besonders begehrenswert macht.

Die 80er waren bunt, wild und vielfältig. Das trifft auch auf die Zweiradwelt zu. Denn nie zuvor war das Angebot an Motorrädern auf dem Weltmarkt so abwechslungsreich. Die romantisch kolorierte Fahrt von Tom Cruise in den Sonnenuntergang, gedreht 1985, war vielleicht nicht der Auslöser für diesen Boom. Aber durchaus ein Schlüsselmoment im Leben vieler Menschen, die das Motorrad als Mittel der Rebellion aus dem Auge verloren hatten. Auf einmal war sie wieder da, die leicht verkitschte Sehnsucht nach Freiheit und maßvoller Unangepasstheit.

Motorräder der 80er – Facettenreich und voller Abwechslung

Eine vollverkleidete und rasend schnelle Kawasaki GPZ 900 R passte da voll ins Bild. Denn mit der Neuerfindung des Biker-Begriffs fiel in den 80ern auch das gängige Klischee vom unangepassten Outlaw in sich zusammen. Natürlich hatte das Motorrad – genau genommen sogar bis heute – wenig von seiner rebellischen Seite verloren. Doch dank eines nie zuvor dagewesener Facettenreichtum konnte man es sich in den 80ern leisten, als Motorradfahrer mehr zu sein als eine billige Kopie von Peter Fonda oder Marlon Brando. Das Bild des Bikers hatte sich verändert. Man war auf einmal Entdecker, Genießer, PS- Junkie, Traditionalist – oder eben Sportler.

Die kämpferische Ninja – heute eher als Tourer denn als Renner verstanden – war nur ein Beispiel für diese Entwicklung. Denn die Phalanx japanischer Hersteller hatte die Welt mit einer Flut potenter Vierzylinder-Maschinen regelrecht überrollt. Beispielsweise war Suzukis GSX-R (ab 1985) mit ihrem leichten Alubrückenrahmen ein absoluter Game Changer, wie man heute sagt. Über 100 verwertbare PS waren aber auch bald bei Honda, etwa in Form einer Bol D ́Or (ab 1978) oder der progressiv gezeichneten Suzuki Katana (ab 1981) zu haben. Mit der Yamaha Vmax wurde 1985 sogar an der 150 PS-Marke gekratzt, wenngleich ihr Konzept eher einem Dragster glich.

Motorräder der 80er – Klassiker aus Japan und Deutschland 

Dank gesteigerter Leistung und besserer Zuverlässigkeit war es auch möglich, endlich viele tausend Kilometer am Stück ohne größere Hürden abzuspulen. Kein Vergleich zu den 60ern und 70ern. So emanzipierten sich viele Abenteurer rund um den Globus und brachen mit ihrer neuen BMW R 80 G/S (ab 1980), später vielleicht auch im Sattel eine Honda Africa Twin (ab 1988) zu epochalen Reisen auf. Doch beim Spieltrieb auf fremden Kontinenten wollte man es nicht belassen. Vor allem die Japaner versuchten zusätzlich, relativ bürgerliche Straßenmotorräder mit Chopper-typischen Anbauteilen – höheren Lenkern, vorverlegten Fußrasten, Chromteilen oder einer Sissybar – an die Frau oder den Mann zu bringen. Heute belächelt man diese halbherzig umgestalteten Softchopper, was nichts daran ändert, dass etwa die Yamaha Virago-Reihe (ab 1981) ein großer Erfolg war. Wesentlich geringere Stückzahlen, aber eine ähnliche Konsolidierung hatte das Erscheinen der Ducati Pantah (ab 1980) zur Folge. Die überraschend schlanke Sportmaschine wies mit ihrem Zahnriemen-Motor in die Zukunft und bewahrte die Marke vor dem Ruin. Sie wurde zur Mutter so begehrter Klassiker wie Ducati TT, F1 oder 851. Bis in die 2000er lässt sich die DNA ihres Antriebs nachverfolgen.

Motorräder der 80er – Harley-Davidson

Völlig anders, nämlich erwartungsgemäß, verhielt sich hingegen Harley-Davidson. Die amerikanische Kultur, gefördert durch Hollywood und MTV, war in den Eighties in aller Munde, so dass man sich in Milwaukee auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen konnte. Zumal die Big Twins spätestens in den 80ern jenen Kultstatus erreichten, der auch heute noch gefeiert wird. Dass Sportster, Softail oder Dyna Glide wenig Innovatives boten war gelinde gesagt egal. Denn wer technische Meisterleistungen suchte, kaufte sowieso in Japan. Oder neuerdings wieder bei BMW, wo man mit der K75 (ab 1985) und der noch wesentlich eindrucksvolleren K1 (ab 1988) absolutes Neuland betrat. Die 80er, sie kannten wirklich keine Grenzen.

Fotos BMW AG, Ducati Motor Holdings spa, Ruote de Sogno Srl

Autor: Sven Wedemeyer

Auf einem Bein kann man nicht stehen, weiß der Volksmund. Deshalb schreibt Sven Wedemeyer nicht nur spannende Berichte für Classic Trader oder Lifestyle- und Fachmagazine, sondern blickt als Fotojournalist auch gern durch den Sucher seiner Kamera. Im Fokus hat der Petrol Head vor allem automobile Klassiker und besondere Motorräder // Traum-Klassiker: Bugatti 35B // Aktueller Klassiker: MGB GT V8

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