Mazda Classic Automobil Museum – Die Auto-Leidenschaft der Familie Frey

Mazda Classic Automobil Museum Frey Augsburg (11)

2021 feierte Mazda sein 100-jähriges Firmenjubiläum. 2022 jährt sich die Präsenz der japanischen Marke in Deutschland zum 50. Mal. Nahezu die gesamte Zeit ist der Augsburger Autohändler Walter Frey mit Mazda verbunden und hat meinen seinen Söhnen mit dem Mazda Classic – Automobil Museum Frey einen ganz besonderen Ort geschaffen.

In vielen Bereichen wird oft privates und bürgerschaftliches Engagement gefordert. Wozu das führen kann, sieht man seit 2017 in einem alten Straßenbahndepot in der Wertachstraße in Augsburg. Dort betreiben Walter Frey und seine Söhne Joachim und Markus Mazda Classic – Automobil Museum Frey, neben dem Werks-Museum am Stammsitz in Hiroshima die größte Ausstellung, die sich ganz der Marke Mazda verschrieben hat.

Der Weg der Familie Frey beginnt im Jahr 1971, als Walter Frey in Gersthofen bei Augsburg sein Autohaus gründet. Seit 1978 ist Auto Frey Mazda-Vertragshändler und damit einer der ersten Repräsentanten in Deutschland. Für Walter Frey fiel die Entscheidung für Mazda aus zwei Hauptgründen. „Damals gab es mehrere namhafte Hersteller zur Auswahl. Zum einen faszinierte mich der technische Innovationsgeist, der die Mazda-Modelle auszeichnete. Zum anderen wurde das große Vertrauen von der Mazda-Führung von Anfang der Gespräche an deutlich“, sagt Walter Frey zur Entscheidung für die japanische Marke. Eine Entscheidung, die sich recht schnell als goldrichtig herausstellen sollte. Nicht nur für den Unternehmer Frey, sondern auch für das Unternehmen Mazda. Mit dem Schritt nach Europa kann es keinen besseren Vertreter vor Ort geben, der die Autos nicht einfach nur verkauft, sondern sich mit ihnen und der Firmenkultur dahinter auseinandersetzt und identifiziert.

Der Kreiskolbenmotor als Antrieb für Freys Leidenschaft

Der Wankelmotor ist so ein technischer Aspekt, der Mazda auszeichnet. Über viele Generationen und Modelle hielten die Japaner an der Weiterentwicklung fest. Der technikbegeisterte Walter Frey war durch den Kreiskolbenmotor fasziniert, nicht umsonst ist eines der ersten Exemplare seiner Sammlung der legendäre Cosmo Sport. Er entdeckte und kaufte ihn 1980 in New Jersey, heute ist er eines der Prunkstücke seiner Sammlung.

Von dort an baute er sich Stück für Stück eine imposante Sammlung von Mazda-Fahrzeugen auf. Rund 120 Stück – Stand jetzt – sollen es aktuell sein. Zu seinem Glück hat Walter Frey seinen Söhnen Joachim und Markus nicht nur seine rechtschaffene Tüchtigkeit weitergegeben, sondern auch seine Begeisterung und Sammelleidenschaft für die Marke aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Im Gespräch mit Joachim Frey wird deutlich, wie alle drei für diesen Hersteller und dessen besondere Modelle brennen. Er erzählt von den zahlreichen Wochenenden, an denen Vater und Söhne nach Feierabend im Autohaus weiter in die Werkstatt gezogen sind und Autos der Sammlung restauriert haben.

Und in der Tat sind alle Fahrzeuge im Museum von den Freys restauriert worden. So kamen nach und nach mehr Autos hinzu, da liegt es nahe, die Ausstellung auch öffentlich zugänglich zu machen, aber wo? Mit Unterstützung des Augsburger Bürgermeisters wurde das alte Tramdepot am Senkelbach als potenzielles Objekt ins Auge gefasst.

Das Gebäude bot nicht nur die notwendige Fläche, sondern auch den historischen Charme. Errichtet wurde der Betriebshof für die elektrische Straßenbahn in den Jahren 1897 und 1898. 1914 und 1915 ergänzte die Stadt neue Betriebswerkstätten, 1934 eine Schalter- und Wartehalle. In den Jahren 1943 und 1944 folgten schließlich die Omnibusgaragen. Kurz darauf fielen die nördliche Wagenhalle, die Werkstätten und weitere Gebäude dem zweiten Weltkrieg zum Opfer, wurden anschließend allerdings schnell wiederaufgebaut. 1954 siedelten die Werkstätten, 1956 schließlich auch die Verwaltung um.

Das Depot wurde im Jahr 1960 geschlossen und diente bis 1989 nur noch als Zwischenlager für (Tram-) Oldtimer und nicht mehr eingesetzte Fahrzeuge. 1968 mietete das Polizeipräsidium Schwaben größere Gebäudeteile. Die Bayerische Landespolizei richtete 1975 sogar einen Schießstand im Keller des Anbaus Emilienstraße ein. Bis 1998 blieb die Polizei an diesem Standort. Zwischen 1989 und 1994 dienten die Gebäude zudem den „Freunde der Augsburger Straßenbahn e.V.“ als Heimat. In den Jahren 1995 bis 1999 kam es sogar kurzzeitig wieder zur Inbetriebnahme aller Gleise, weil der Straßenbahnbetriebshof in der Baumgartnerstraße umgebaut wurde. Ab 1999 folgten dann allerdings maximal noch Teilvermietungen, bis Familie Frey das Depot erwarb und zum Mazda Museum umbaute.

In den Räumlichkeiten finden im Schnitt etwa 50 Exponate Platz. Durch das regelmäßige Durchmischen aus dem enormen Fundus der Familie Frey ist immer für Abwechslung gesorgt. Einige Highlights wie der Cosmo Sport sind aber feste Bestandteile und immer zu sehen.

Die Mischung macht’s bei Mazda Classic

Die aktuelle Sonderschau Rotation ist eine Hommage an den Kreiskolbenmotor, zuvor widmete sich die Ausstellung den Jubiläen 50 Jahre Mazda in Deutschland sowie fünf Jahre Mazda Classic Museum in den Vordergrund. So bekommt man einige vertraute Modelle, die man aus den vergangenen Jahrzehnten hierzulande bereits kennt, präsentiert. Aber ganz sicher werden Sie auch das ein oder andere Modell sehen, von dem Sie noch nie etwas gehört – geschweige denn auf der Straße gesehen haben. Modelle wie den Mazda Roadpacer. Nicht einmal 800 Stück wurden zwischen 1975 und 1979 gebaut. Das Auto basiert auf dem australischen Holden Premier. Motorlose, aber ansonsten komplette Premier-Modelle wurden von der australischen GM-Tochter nach Japan verschifft. Dort wurde ihnen anstatt der traditionellen Reihen-Sechszylinder und V8-Motoren der Mazda-Wankelmotor verpasst. Mit der umfangreichen Ausstattung sollte das Modell der oberen Mittelklasse auch entsprechend gut situierte Käufer anlocken. Das aber gleichermaßen träge, teure und ausgesprochen durstige Schlachtschifft kam aber passend zur Ölkrise am Verkaufstresen nicht vom Fleck.

Entsprechend selten sind auch heute noch Modelle aufzutreiben. Dass ausgerechnet eines dieser Exemplare den Weg von Australien über Japan nach Augsburg gefunden hat, ist etwas Glück und Hartnäckigkeit zu verdanken. Joachim Frey erzählt davon, wie er vor Jahren bei Durchforsten der Online-Marktplätze ein Exemplar in Australien aufgetan hatte. Er war aber zu spät dran und das Auto schon weg. Jahre später fand nicht etwa Frey, sondern der damalige Anbieter einen ähnlichen Roadpacer auf dem australischen Markt und erinnerte sich an den sympathischen Interessenten aus Germany. Diesmal zögerte Joachim Frey nicht lange und sicherte sich den Wagen. Allerdings ging das mit den Zahlungsmodalitäten nach Down Under nicht so einfach, also streckte der freundliche Tippgeber kurzerhand und ohne Sicherheiten das Geld vor, damit dem Museum nicht ein zweites Mal ein Roadpacer durch die Finger gleitet.

Joachim Frey hat viele solcher Geschichten zu erzählen, wenn er durch die Mazda Classic Sammlung führt. Zufallsfunde, Unterstützung und Zusammenhalt in der Szene sowie Enthusiasmus und Identifikation mit der Marke allenthalben. Vor allem sind es die Begegnungen, die bleibenden Eindruck hinterlassen.

Das Mazda Museum stellt seine Räumlichkeiten auch für private und Firmen-Feiern zur Verfügung sowie organisiert selbst Marken und Modell-Treffen. Beispielsweise fand sogar lange vor der Museumeröffnung 2009 in Augsburg das erste Cosmo Sport-Treffen außerhalb von Japan statt. 14 der Teilnehmer brachten aus Japan auf dem Seeweg über Antwerpen ihre Autos nach Augsburg. Weitere fünf kamen aus Europa – und natürlich aus Augsburg. Mit Tränen der Rührung in den Augen hat sich ein distinguierter Herr aus Japan bei Walter Frey bedankt, weil er zum ersten Mal mit seinem Cosmo mit 200 km/h über die Autobahn fahren konnte.

Es sind diese Momente und Rückmeldungen, die Joachim und Markus Frey – der Senior-Chef überlässt mehr und mehr seinen Söhnen die Bühne – darin bestärken, weiter nach unbekannten und bekannten Mazda-Modellen zu suchen und das Museum immer noch ein Stückchen weiterzuentwickeln.


Kontakt

Mazda Classic –
Automobil Museum Frey

Wertachstraße 29b
86153 Augsburg
Telefon: +49 821 420 607 30
Mail: [email protected]
www.mazda-classic-frey.de

Öffnungszeiten

Montags bis donnerstags
von 12 – 17 Uhr (über das Cosmo
Bistro Augsburg)
Freitags bis sonntags
(inkl. Museumsshop)
von 10 – 18 Uhr

Eintrittspreise

Erwachsene 7 €
Ermäßigt* 4 €
Frei für Kinder bis einschließlich
12 Jahren.

Stand: August 2024


Fotos Mazda Motor Europe

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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