Max Hoffman – Vater der Ikonen

Max Hoffman Showroom

Max Hoffman war mehr als nur Autoimporteur und Geschäftsmann – mit seiner ausgeprägten Kenntnis des US-Amerikanischen Marktes inspirierte er europäische Hersteller, setzte sich für den Bau geschichtsträchtiger Modelle ein und trug wesentlich zum Erfolg von Mercedes-Benz, Porsche, Alfa-Romeo und BMW in den USA bei.

Max Hoffman – Eine Erfolgsgeschichte

Maximilian Edwin Hoffmann wurde 1904 in Wien als Sohn eines Nähmaschinen- und Fahrradwerkstattinhabers geboren und fuhr bereits in jungen Jahren Auto- und Motorradrennen. In den früheren 1930er Jahren gründete Hoffmann mit einem Partner den Automobilhandel Hoffmann & Huppert und wurde zu Europas erstem Volvo-Importeur. Das gut laufende Geschäft wird durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland und Annexion Österreichs im Jahr 1938 gestört und Hoffmann flieht aufgrund seiner jüdischen Wurzeln nach Frankreich. Doch nur kurze Zeit später verlässt er die Grande Nation und setzt im Jahr 1941 in einem portugiesischen Schiff in die USA über. Seiner automobilen Leidenschaft kann dort nicht nachgehen, kriegsbedingt ist die private Nachfrage nach Automobilen nicht in ausreichendem Maß vorhanden. Doch sein fast unfehlbares Gespür für Möglichkeiten und Marktlücken lässt ihn nicht im Stich, er fertigt Damenschmuck aus metallisiertem Kunststoff und trifft einen Nerv – trotz der harten Kriegszeiten und des geringen Startkapital von nur 300 Dollar verdient er ein kleines Vermögen und wendet sich nach Ende des Kriegs seiner eigentlichen Leidenschaft zu – den (luxuriösen und schnellen) Automobilen.

Max Hoffman

Max Hoffman – Importeur und Verkaufstalent

Ein knappes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges investiert Max Hoffman sein in der Modebranche verdientes Geld in die Hoffman Motor Company, ein Importunternehmen für europäische Autos – zu diesem Zeitpunkt tilgt er das letzte „n“ in seinem Nachnamen und amerikanisiert so die Schreibweise. Als Standort für seinen Showroom wählt er die Park Avenue in New York, entworfen wird das Gebäude von Stararchitekt Frank Lloyd Wright – erstes und vorerst auch einziges Ausstellungsstück ist ein Delahaye Coupé mit Figoni et Falaschi Karosserie. 1948 avanciert die Hoffman Motor Company zum Händler für Jaguar an der US-amerikanischen Westküste, darüber hinaus hält er die Marken Bentley, Rolls-Royce, Austin, Rover, Cooper, Healey, Morgan und Lea-Francis in seinem Portfolio. 1950 wird das Unternehmen exklusiver Volkswagen-Importeur an der Ostküste, gibt die Vertretung allerdings bereits drei Jahre später wieder ab, da die Abverkäufe des Volkswagen Käfers weit hinter seinen Erwartungen zurückbleiben. Der Vertrieb von Porsche verläuft deutlich besser, schon Mitte der 1950er setzt Max Hoffman ein Drittel der gesamten Porsche-Produktion in den USA ab. Zu Vermarktungszwecken lässt er verschiedene Porsche 356 erfolgreich bei Rennveranstaltungen antreten, um die Popularität des Modells zu steigern – mit Erfolg. Einen ersten und gleichzeitig monumentalen Meilenstein setzt er sich mit der Etablierung des Porsche-Emblems, das Ferry Porsche auf seine Bitte hin entwarf. Darüber hinaus setzte er seinen Wunsch durch, eine günstigere und rennbarere Version des Porsche 356 auf den Markt zu bringen: der Porsche 356 Speedster war geboren.

Max Hoffman – Geschäftsmann und Ästhetiker

Im Jahr 1952 geht Hoffman – auf Kosten seiner Jaguar-Vertretung – eine Kooperation mit Mercedes-Benz ein und engagierte sich für die Serienproduktion offener Sportwagen ein: die Geburtsstunde des Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürers und seines kleinen Bruders, des 190 SL. Hoffman hatte sich bei einer Vorstandssitzung von Daimler-Benz leidenschaftlich für die Produktion der beiden Sportwagen eingesetzt und spontan geäußert, er sei bereit, 1000 Fahrzeuge für den US-Markt abzunehmen. Schon zu Beginn der Produktion wünscht sich Hoffman den 300 SL auch als offenen Roadster, auf diesen muss er allerdings noch drei Jahre warten, im Jahr 1957 geht dieser in Serie. Erneut zeigt sich die Vielfalt Hoffmans Talente: neben seinem Gespür für kommende Trends und seinem Verkaufstalent hat er auch ein unleugbares Gefühl für Formen und Ästhetik. Später trennen sich die Wege mit Mercedes gegen eine Abfindung aufgrund einer grundlegenden Änderung im Vertriebsnetz – eine Entscheidung, die Hoffman wohl bedauerte, nicht aber beeinflussen konnte. Neben Mercedes-Benz arbeitet Hoffman auch mit einem weiteren namenhaften deutschen Automobilhersteller zusammen: BMW. 1954 zerriss er den Prototypen für einen Sportwagen, mit dem die Bayer die USA erobern wollten – sehr zum Unmut der involvierten Ingenieure.  Kurze Zeit später lernt er in New York den adligen Designer Albrecht Graf Goertz kennen und betraut ihn kurzerhand mit dem Neuentwurf des BMW Sportwagens. Das Ergebnis geht als BMW 507 in die Annalen der Automobilgeschichte ein und fand neben Elvis Presley viele weitere prominente Käufer.

Mitte der 1960er Jahre zieht sich Hoffman langsam aus dem aktiven Geschäft zurück und kündigt eine Vielzahl seiner Händlerverträge und fokussiert sich auf die Zusammenarbeit mit BMW. An die Bayer verkauft er 1975 schließlich die Hoffman Motor Company und widmet sich fortan seiner vielfältigen und umfangreichen Kunstsammlung. Maximilian Hoffman stirbt am 9. August 1981 und hinterlässt ein unvergessenes Schaffenswerk, das 2003 mit der Aufnahme in die Automotive Hall of Fame gewürdigt wird.

Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer Präsentation BMW 507 Elvis


Fotos Classic Trader, Daimler AG, BMW Group

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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