Maserati Biturbo – Der Retter
Die ruhmreiche Marke Maserati war schwer in Schieflage, als 1981 der Maserati Biturbo den Hersteller in ruhigere Fahrwasser steuerte. Die Rettung Maseratis ist eng mit dem Namen Alejandro de Tomaso verbunden. Als der Eigentümer Citroën die Verluste der italienischen Tochterfirma nicht mehr auffangen konnte und selbst in Schwierigkeiten geriet, kaufte dieser die Anteile an Maserati für einen symbolischen Wert. Er erkannt rasch, dass mit der Fortsetzung der luxuriösen und leistungsstarken Modelle der 60er und 70er-Jahre die Wende nicht zu machen war. Also musste ein kompakteres Fahrzeug mit kleinerem Motor in das Portfolio mit aufgenommen werden, um mehr Käufer anzusprechen.
Maserati Biturbo – Innovationen in Keilform
Im Dezember 1981 wurde so die Urversion des Biturbo präsentiert. Ein kompaktes 2+2-sitziges Coupé in Keilform, was die Familienähnlichkeit mit den größeren Geschwistern nicht verheimlichte, aber mit dem Zweiliter-V6 gänzlich anders für Vortrieb sorgte. Der doppelt Turbo-aufgeladene Motor sorgte mit 180 PS für genügend Leistung und einen unvergleichlichen Sound, verbrauchte aber Unmengen an Sprit und brachte den Haltern einige technische Probleme. Daher wurde auch rasch der Vergasermotor durch eine moderne Einspritzanlage ersetzt. Die Zweiliter-Grenze war dem italienischen Steuersystem geschuldet, das Käufern eines hubraumstärkeren Motors den doppelten Mehrwertsteuersatz bescherte. Für den Exportmarkt bot Maserati daher den Biturbo mit einem 2,5 Liter Motor mit 200 PS an.
In den Folgejahren unterzog Maserati den Biturbo einigen Veränderungen: 1983 kam der leistungsgesteigerte Biturbo S und 1985 wurde beide Ausgangsmodelle einem Facelift unterzogen. Die bis dahin nachhaltigste Anpassung wurde 1986 eingeführt, der Maserati Biturbo erhielt eine elektronische Einspritzung von Magneti Marelli. Ein Jahr später zog der Biturbo Si nach. Dadurch stieg nicht nur die Leistung der beiden Modelle, was viel wichtiger war, damit verbesserte Maserati die Alltagsfähigkeiten der Modelle und damit auch etwas die Zuverlässigkeit.
Maserati Biturbo – Neuer Name
Die Veränderungen, die 1988 begannen, betrafen sowohl den Motor, als auch optische Anpassungen. Der größte Einschnitt präsentierte sich aber auf der Heckklappe: für die letzten vier Produktionsjahre entfiel der Name Biturbo. Das Modell trug die Zahl 222, woraus man die 2 Liter Hubraum und die Leistung von 220 PS ableiten konnte. Diese Herangehensweise ist bei vielen Herstellern üblich, beispielsweise bei BMW und Mercedes-Benz, aber auch Maserati betrat damit kein Neuland. Als 1984 die erste viertürige Limousine des Biturbo präsentierte wurde, trug er noch den Namen Maserati Biturbo 425. Bei den auf dem Coupé basierenden Limousinen, deren Radstand um circa neun Zentimeter verlängert wurde, ging Maserati aber schon ein Jahr später, 1985, mit dem 425 dazu über, den Namen Biturbo zu streichen.
Maserati Biturbo – Komplettierung des Modellangebots
Wenn ein Modell so erfolgreich ist wie der Maserati Biturbo, liegt es nahe, neben Coupé und Limousine auch eine offene Variante anzubieten. Und so fertigte die Carozzeria Zagato ab 1984 den Spyder. Zagato verkürzte den Radstand, sodass aus dem Spyder ein reiner Zweisitzer wurde, auch wenn Frontpartie und Türen mit dem Coupé identisch waren. Verdeck und hintere Fenster verschwanden im offenen Zustand fast komplett in der Karosserie, sodass einem der Wind bei mindestens 180 PS ordentlich um die Ohren blies. Bis auf das Verdeck ist der Spyder im Bezug auf Leistung und Aussehen mit dem von 1988 bis 1992 produzierten Maserati Karif indentisch. Strenggenommen gehört es so auch zur reichlich chaotischen Biturbo-Familie, auch wenn er nie offiziell den Namen trug.
Ende 1994 lief die lange und für Maserati sehr einträgliche Geschichte des Biturbo aus. Das Modell hat den gewünschten wirtschaftlichen Erfolg gebracht und dabei trotz der grundlegenden Neuausrichtung den Markenkern nicht verraten, sondern um eine neue Facette ergänzt. Durch die lange Produktionszeit und die vielfältigen Modelle sind heute noch etliche Fahrzeug auf dem Markt verfügbar. Und das teilweise zu Einstiegspreisen, die einen potenziellen Käufer schnell schwach werden lassen. Aber auch dort gilt, dass ein genauer Blick sich auszahlt. Schon als Neuwagen hatte sich der Maserati Biturbo einen zweifelhaften Ruf erarbeitet im Hinblick auf Zuverlässigkeit, mehr als zwanzig Jahre nach Produktionsende sollte man umso mehr genau in und unter das Auto schauen, um nicht das gesparte Geld am Ende des Tages in der Werkstatt lassen zu müssen. Aber sollte man in den Genuss kommen, sich in ein gut erhaltenes oder gut instandgesetztes Modell setzen zu können und die zwei Turbolader für Vortrieb sorgen zu lassen, wird nachvollziehen können, weshalb gerade dieses Auto Maserati nicht nur aus dem Tal zog, sondern auch die die Modelle der Folgejahre Pate stand.
Fotos Classic Trader
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