Maserati 3500 GT – Rennsportler in feiner Abendrobe

Maserati 3500 GT I 1963 (9)

Mit dem Maserati 3500 GT gelang der italienischen Marke der Sprung von einem Hersteller, der nahezu nur Einzelstücke für den Rennsport fertigte zu einem, der Sportwagen der Oberklasse in Serie für die Straße herstellte.

1957 wurde der Maserati 3500 GT auf dem Automobilsalon in Genf präsentiert. Wie es sich für einen Sportwagen, der direkt von der Rennstrecke kommt, gehört, ist der Motor das Herzstück des Modells. Der Reihensechszylinder mit 3,5 Litern Hubraum wurde vom Rennsportmodell Tipo 350S abgeleitet, für die Straßen aber deutlich domestiziert. Durch eine geänderte Kurbelwelle erhöhte sich der Hub, das Drehzahlniveau verringerte sich aber signifikant. Im Vergleich zum Rennsportmotor wurden die Nockenwellen nicht mehr von Zahnrädern, sondern einer Steuerkette angetrieben. Die ersten Modelle waren mit drei Weber-Doppelvergasern ausgestattet und lagen im Leistungsbereich von 220 bis 230 PS. Ab 1962 konnte man auch den 3500 GTI mit einer Lucas-Benzineinspritzung bestellen; die Leistung stieg nur moderat, dafür verbesserten sich das Durchzugsvermögen und die Laufruhe.

Maserati 3500 GT – Die Suche nach der richtigen Karosserie

Mindestens ebenso wichtig für den Erfolg wie das Antriebsaggregat war die optische Erscheinung des Maserati. Den 3500 gab es in zwei Karosserievarianten, als Coupé und als Spider. In Genf 1957 wurden zunächst zwei Arten von Coupés präsentiert, ein Exemplar wurde von Allemano karossiert, das andere von Touring. Nach der Messe wurde schließlich – auch unter Berücksichtigung der Besucherreaktionen – der Entschluss gefasst, die Serienproduktion des Coupés in der Form des Entwurfs der Carrozzeria Touring in Mailand zu fertigen.

Ein Jahr später folgte die offene Variante. Zunächst wurden von Touring zwei Cabriolets gebaut, die weitestgehend umgebauten Coupés entsprachen. Für die Serienfertigung des Spiders entschied sich Maserati aber für Vignale als Karosseriebauer. Deren Designer Giovanni Michelotti verkürzte die den 3500 GT und schaffte durch einen Hüftschwung zusätzliche Dynamik in der Seitenlinie.

Für Einzelstücke und Kleinstserien nahmen auch andere Designer den Maserati 3500 GT als Basis wie Allemano, Bertone, Boneschi, Frua und Moretti. Auch Pininfarina entwarf einen Spider als Einzelstück.

Welches Blechkleid auch immer gewählt wurde, unter der schönen Hülle sammelte sich Maserati allerlei Teile von diversen Zulieferern zusammen, die nicht immer mit Antrieb und Karosserie Schritt halten konnte. Während die Vorderräder noch einzeln mit Teilen des britischen Herstellers Alford & Alder aufhängt waren sorgten Starrachse und Blattfedern aus dem Hause Salisbury Wheel Company mitunter für Kopfschütteln. Zumindest war die Technik zu diesem Punkt schon deutlich weiter, als dass man in einem schicken Sportwagen solch betagte Teile einbauen müsste. Die Girling Trommelbremsen waren ebenfalls nicht der letzte Schrei, ab 1960 tauschte man sie bei Maserati serienmäßig durch Scheiben ringsum. Das manuelle Vierganggetriebe von ZF war wiederum angemessen, ab 1961 erhielt das manuelle Getriebe einen fünften Gang, später konnte der bequeme Fahrer auch eine Dreigang-Automatik von BorgWarner ordern.

Maserati 3500 GT I 1963 Motor

Maserati 3500 GTI – Einer der besten seiner Art

Gerade wegen der Komponenten, die nicht ganz den sonstigen hohen Ansprüchen Maseratis genügen, sollte man beim Kauf umso genauer hinsehen und ein gut erhaltenes und/oder restauriertes Exemplar ins Auge fassen. Bei C.F. Mirbach in Anzing bei München steht beispielsweise aktuell ein außergewöhnliches Exemplar eines Maserati 3500 GT zum Verkauf. Das 1963 gebaute Modell hat den Einspritzer-Motor, der 173 kW bzw. 235 PS bei 5.500 Touren erzeugt. Außerdem sind bereits das Fünfgang-Getriebe und vier Scheibenbremsen verbaut. Wohlgemerkt ab Werk, alle Komponenten haben somit „matching numbers“, wie man so schön sagt. Gerade die Tatsache, dass noch die originale Lucas-Einspritzanlage zuverlässig ihren Dienst verrichtet und kein nachgerüstetes oder ausgetauschtes Aggregat verbaut ist, macht unter anderem die Besonderheit aus. Die Originalität wird im übrigen durch ein Maserati Classiche-Zertifikat vom Hersteller bezeugt.

Nach der Erstauslieferung nach Rom befand sich das Fahrzeug lange in einer Sammlung in Belgien, wo er nur moderat überarbeitet wurden. Eine sorgfältige Revision der technischen Komponenten erfolge nach dem Verkauf nach Köln. Der ausgewiesene Fachmann für Maserati im Allgemeinen und den 3500 GT im Speziellen Leo B. Peschl nahm sich des Fahrwerks, der Lenkung, Hydraulik, Bremsen und Elektrik an. Der letzte Besitzer erwarb das Auto 2013 und heimste mit seiner italienischen Schönheit zahlreiche Preise bei Concours-Veranstaltungen ein. Die Jurys überzeugte unter anderem der unrestaurierte, elegante Gesamtzustand.

Dieser Maserati 3500 GTI steht aktuell zum Verkauf:

Maserati 3500 GT I 1963 (10)

Ein Classic Data Gutachten aus dem Jahr 2016 bescheinigte dem Wage eine Note von 2+ und taxierte den Wiederbeschaffungswert auf 450.000 EUR. Als eines von nur 242 Touring-Coupés mit der Einspritzung in diesem Zustand gewiss keine Überraschung.


Bei Interesse an diesem 1963er Maserati 3500 GTI können Sie den Anbieter hier erreichen:

C.F. MIRBACH GmbH & Co. KG
Gutenbergstraße 11
85646 Anzing bei München

Tel.: +49 (0) 8121 25160 30


Fotos C.F. Mirbach GmbH

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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