Lancia D24 – Verloren gegangener Siegertyp

Nur zwei Jahre, 1953 und 1954, war der Lancia D24 auf der Rennstrecke, das reichte aber, um alle Höhen und Tiefen des Rennsports zu erleben. So entstand ein nachhaltiges Vermächtnis, das bis heute anhält und jeden in den Bann zieht, der dieses Autos an sich vorbei fahren sieht und hört, sei es original oder nicht.

Bei Lancia denkt man zuerst an die erfolgreichen Rallyeautos wie dem Stratos und den Delta, auch die Formel 1-Zeit der Turiner ist bekannt, bis zu den 50er-Jahren war Lancia aber ebenfalls erfolgreich bei Sportwagenrennen unterwegs.

Diese Lancia D24 Recreation steht aktuell zum Verkauf

Der D24 war die Weiterentwicklung der Sportwagen D20 und D23, für die sich die Konstrukteursabteilung unter Vittorio Jano verantwortlich zeigte. Nach großen Erfolgen für Alfa Romeo überwarf sich dieser mit der Geschäftsführung und wechselte zu Lancia.

Lancia D24 – Der erste große Auftritt

Die Verwandtschaft zwischen D23 und D24 ist nicht zu übersehen, aber zwei probate Mittel wurden angewendet, die dem Wagen den entscheidenden Vorteil verschafften: Die Karosserie wurde kürzer und leichter; und die Leistung wiederum wurde auf 254 PS gesteigert durch eine Hubraumaufbohrung auf 3,3 Liter. Die attraktive Linie und das ausgewogene Fahrverhalten und der unvergleichliche Sound sorgten für anerkennende Blicke und große Bewunderung in der Boxengasse beim ersten Rennauftritt beim 1000km-Rennen am Nürburgring, aber die Zuverlässigkeit machte den großen Auftritt zunichte. Sowohl der Wagen mit dem Chassis 0001 mit Roberto Manzon und Piero Taruffi, als auch Chassis 0002 mit Juan Manuel Fangio und Felice Bonetto fielen nach technischem Defekt aus.

Das Potenzial konnte Lancia dann aber bei der Carrera Panamericana mit einem Doppelsieg von Fangio/Bronzoni und Taruffi/Maggio unter Beweis stellen. Allerdings war dieser Erfolg teuer erkauft, Felice Bonetto verunglückte bei diesem Rennen mit dem Lancia D24 tödlich. Das Chassis 0002 wurde dabei zerstört und auch in der Folge nicht wieder aufgebaut.

Lancia D24 – Dominanz nach Dreifachausfall

1954 begann denkbar schlecht mit einem Dreifachausfall – nach einer Führung wohlgemerkt – beim 12-Stunden-Rennen von Sebring, wurde aber zu einem sehr erfolgreichen Jahr mit zahlreichen Siegen. So gewann Alberto Ascari die Mille Miglia, Piero Taruffi und Carlo Luoni siegten beim Giro di Sicilia sowie Piero Taruffi bei der Targa Florio. Außerdem errang Eugenio Castellotti zahlreiche Triumphe bei nationalen Rennen in Italien, unter anderem erreichte er einen Rekord bei der Bergetappe von Catania hinauf auf den Ätna. Mit Ende der Saison beendete Lancia aus Kostengründen das Sportwagen-Engagement, um sich nur auf den Monoposto und die Formel 1 zu konzentrieren.

Man mag Repliken und Recreations gegenüberstehen, wie man möchte, wenn man einen Lancia D24 bewegen will, bleibt einem nicht viel anderes übrig, als auf Nachbauten zurückzugreifen. Von zwei erhaltenen Wagen steht der eine im Lancia-Museum in Turin, der andere wurde 1955 an den argentinischen Präsidenten Juan Perón verkauft und ist mittlerweile im Besitz eines italienischen Sammlers. Aber auch die Fahrzeuge, die komplett neu aufgebaut wurden oder gar auf erhaltene Originalteile zurückgreifen, versprühen die Grandezza italienischer Sportwagen der 1950er-Jahre.

Text Paolo Ollig Fotos Classic Trader

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981. Alle Artikel von Paolo Ollig →