Kolumne Zeitsprünge | Škoda Superb – Der bessere Passat?

Škoda Superb

Die zweite Generation des Škoda Superb überzeugt mit noch mehr Raum und Komfort, so lautet das Fazit von Jürgen Lewandowski in der NZZ am Sonntag 2008.

Mit mehr als 100 Jahren Automobilbau-Tradition gehört Škoda samt seiner Vorgänger-Firma Laurin & Clement zu den ältesten Autofirmen der Welt. Daraus resultierte in den 20er und 30er Jahren eine der innovativsten Hersteller überhaupt – und wenn die Tschechen nicht jahrzehntelang durch die Planwirtschaft des Kommunismus gefesselt gewesen wären, hätten es ein paar Hersteller wesentlich schwerer gehabt, zu ihrer Marktstärke zu finden. Nun gehört Škoda zu VW, und dass die Handwerker aus Mlada Boleslav ihre Arbeit nicht verlernt haben, zeigt sich am VW-internen Qualitätsranking, bei dem ihr Werk seit Jahren die vordersten Ränge belegt.

Klar, dass man diese Qualität auch gerne in den gehobenen Segmenten (wo mehr Geld verdient wird) anbieten möchte, deshalb erschien 2001 der Superb, der mit einem verlängerten Passat-Chassis nahezu das Raumangebot der S-Klasse bot – und das zu moderaten Preisen. Dennoch war klar, dass sich die Käufer erst an einen Škoda der gehobenen Preisklasse würden gewöhnen müssen – die Verkäufe waren deshalb auch nicht so berauschend.

Die zweite Generation des Škoda Superb

Doch in diesen Tagen kommt die zweite Superb-Generation auf den Markt: Nun haben die Tschechen bei dem Chassis auf Module aus dem Octavia-Baukasten gegriffen, dessen Fahrwerk ja gerne und oft gelobt wurde. Dazu bekam er einen Radstand von 2,76 Metern spendiert, was für eine phänomenale Beinfreiheit im Fond sorgt – überhaupt ist der Wagen größer als sein gewiss nicht kleiner Vorgänger geraten: Mit 4,84 Meter Länge macht er sich bereits am oberen Ende der oberen Mittelklasse breit. Dementsprechend hoch ist der Wohlfühl-Faktor, zumal man auch bei der Wahl der Materialien auf Qualität und gute Anmutung Wert gelegt hat – selbst Holz und feinstes Leder stehen gegen Aufpreis im Programm.

Škoda Superb 2008 (2)

Für den Vortrieb stehen sechs Motorisierungen zur Wahl: drei Benzin- und drei Dieseltriebwerke, wobei die Ottomotoren vom 1,4- und 1,8-Liter Vierzylinder mit 122 und 160 PS bis hin zum 3,6-Liter-V6-Motor reichen, der mit 260 PS, einem serienmäßigen Allradantrieb sowie dem hervorragenden DSG 6-Gangautomatikgetriebe das Top-Modell abgibt. Bei den Selbstzündern ist das kleinste Modell auch gleich die umweltfreundlichste Variante: So wird der 1,9 TDI mit 105 PS – trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h – mit einem Verbrauch von 5,7 Litern angegeben. Nur geringfügig schlechter liegt der 2,0 TDI mit 5,9 Litern, dafür bietet er jedoch mit 140 PS Leistung deutlich mehr Temperament. Noch spurtstärker ist da nur der neue 170 PS leistende 2-Liter-TDI mit Common-Rail-Einspritzung: Er bietet bis zu 222 km/h – wahlweise mit einem 6-Ganggetriebe oder dem DSG 6-Ganggetriebe.

Für erste Fahrten hatten die Tschechen den neuen Superb mit dem 160 PS leistenden 1,8-Liter-Benzinmotor mit Turbolader und Kompressor zur Verfügung gestellt – wahlweise mit dem 6-Gang-Schalt- und dem 7-Gang-DSG-Getriebe, wobei sich letzteres als die bessere Lösung anbot. Der Grund dafür ist klar: Warum soll man sich noch mit einer Kupplung und mit einer Gangschaltung von der Konzentration hinter dem Steuer ablenken lassen, wenn es ein Automatikgetriebe gibt, das – von einem leichten Fingerdruck geleitet – passend zu jeder Situation butterweich den richtigen Gang zur Verfügung stellt.

Škoda Superb – Noch immer günstiger als die Wettbewerber

Natürlich wird es auch die zweite Superb-Generation nicht leicht haben – trotz des günstigen Einstiegspreises von rund 40.000 Franken für den 122 PS starken 1,4-Liter-Benziner. Mit mehr Leistung, dem empfehlenswerten DSG-Getriebe und einer properen Ausstattung kann leicht die 50.000-Grenze überschritten werden – bei den Top-Modellen dürfte problemlos eine „6“ am Anfang stehen, andererseits kostet Vergleichbares bereits bei VW mehr, von Audi, BMW oder Mercedes ganz zu schweigen. Kein Wunder, dass die Škoda-Oberen verstärkt auf das Flottengeschäft setzen wollen, bei dem Qualität, Zuverlässigkeit und praktischer Nutzen eine Rolle spielen. Denn sind Argumente, bei denen der Škoda Superb gut punkten kann.

Škoda Superb Kombi 2009 (3)


Dieser Text ist erstmals in der NZZ am Sonntag vom 18. Mai 2008 erschienen.


Fotos ŠKODA AUTO Deutschland GmbH

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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