Kolumne Zeitsprünge | Opel Senator A / Monza – Opels Einstieg in die Meisterklasse

Opel Monza A (2)

Opel-Pressechef Hellmut-Peter Clauss gab sich betont optimistisch: „Mit unserem neuen Spitzenmodellen Opel Senator A / Monza liegen wir auf dem Markt der anspruchsvollen Sechszylinder-Limousinen goldrichtig.: Die Zahl der Vorbestellungen spricht für sich.“

Und so zeigten dann die Opel-Werbestrategen bei der Vorführung der neuen Wagen in Wort und Bild, gegen welche Konkurrenten sie zu bestehen gedenken: Da waren als Maß aller Dinge der Daimler-Benz 280 E, der BMW 528i, der Granada 2,8 GLI und auch noch der Peugeot 604 zu sehen. Opel Senator A / Monza, die Limousine und sein sportlicher Bruder sollen also in einer der am härtesten umkämpften Klassen ihren Schöpfern Ehre und Geld einfahren.

Opel Senator A / Monza

Opel Senator A / Monza – Brüder im Geiste

Die Ausgangsbasis dafür ist gut. Schon von der optischen Seite her wissen beide Modelle zu gefallen. Man sieht ihnen sofort an, dass ihre Formen größtenteils dem Windkanal entsprossen, davon zeugen der Frontspoiler und die leichte Keilform. Zwar hat die Karosserie des Senator immer noch leichte Ähnlichkeit mit dem Opel Rekord; der Wagen wurde jedoch insgesamt länger und gestreckter. Die großen viereckigen Halogen-Scheinwerfer und der über die ganze Breite gezogene Grill sorgen obendrein für ein imposantes Erscheinungsbild. Einen besonderen Gag haben sich die Opel-Designer für die Heckpartie der beiden Automobile einfallen lassen: Die Deckgläser der Leuchteinheit sind mit einem fremdlichtgeschützten Linsensystem versehen. Im Klartext heißt das, dass auch die direkt darauf scheinenden Sonne die Bremsleuchten nicht mit ihren irritierenden Reflexionen überdeckt.

Während der Senator immer noch kleine Erinnerungen an andere Modelle im Opel-Programm wachruft, ist der Monza ein völlig eigenständiges Modell geworden: Die tiefgezogene Gürtellinie, die breite Tür, die viel Zutritt zu den hinteren Sitzen freigibt, und das Schrägheck mit der großen sich nach oben öffnenden Heckklappe aus Glas sorgen dafür, dass dieses Coupé nicht nur gut aussieht, sie sorgen auch für Komfort: Wenn man dann im Innenraum Platz genommen hat, muss man Opels Größtem mehrere Dinge konstatieren: Erstens ist die Sicht nach draußen sehr gut; zweitens liegen die Instrumente am richtigen Fleck, und drittens ist der Sitz bei diesem Wagen endlich einmal einem Auto dieser Preisklasse angepasst. Man sitzt, an den richtigen Stellen gestützt, sehr bequem, und das Gestühl hätte die Note „Eins“ verdient, wenn es bei den hohen Kurvengeschwindigkeiten, die mit diesem Wagen möglich sind, dem Körper etwas mehr Seitenhalt gegeben hätte.

Des weiteren haben die Ingenieure des Hauses Opel sich besondere Mühe dabei gegeben, die Innengeräusche so weit wie möglich zu senken. Der dabei betriebene Aufwand hat sich gelohnt: Beide Fahrzeuge können als ungewöhnlich leise bezeichnet werden.

Opel Senator A (1)

Sechs Zylinder für Opel Senator A / Monza

Dazu trägt freilich auch der laufruhige neuentwickelte Sechszylinder-Motor bei, der in seiner stärksten Version 180 PS (132 kW) bei 5800/min leistet; dieser Motor hat 3 Liter Hubraum und ist mit einer Bosch-L-Jetronic ausgerüstet. Sein schwächerer Bruder hat dagegen nur 2,8 Liter Hubraum, einen Fallstrom-Doppelregister-Vergaser, der pikanterweise auch im BMW 728 und 730 seinen Dienst versieht, und leistet bei 5200/min 140 PS (103 kW).

Im Herbst wird dann noch ein Drei-Liter-Vergaser-Modell mit 150 PS für diejenigen bereitstehen, die ihr Heil in der Mitte suchen.

Die beiden jetzt zur Verfügung stehende Motoren für Opel Senator A / Monza sind bis etwa 4500/min sehr laufruhig, darüber werden beide etwas rauer, als man in dieser Preisklasse erwarten sollte. Ansonsten sorgen sie für sehr gute Fahrleistungen. Hier spielt natürlich nicht zuletzt das Gewicht der Modelle eine Rolle, und das kann sich sowohl beim Senator als auch beim Monza sehen lassen. Der Senator bringt 1370 kg und der Monza 5 kg mehr auf die Waage. Das Gewicht in Verbindung mit der strömungsgünstigen Form soll den Senator 2.8 immerhin 190 km/h schnellmachen; der Senator 3,0 E erreicht gar 210 km/h. Der Monza ist noch 5 km/h schneller – in diesem Geschwindigkeitsbereich zahlt sich der etwas günstigere Cw-Wert aus.

Die Beschleunigungswerte liegen ebenfalls in erfreulichen Bereichen: Senator 2,8: 10,5 Sek. für 0 auf 100, Senator 3,0: 9,0 Sek. und der Monza 3,0 nur 8,5 Sek. Der dazu benötigte Benzinverbrauch hängt natürlich stark vom Fahrer und dessen Gasfuß ab, man muss aber schon mit 14 bis 16 Liter für 100 Kilometer rechnen. In Verbindung mit dem 75 Liter großen Benzintank, kann man also eine Reichweite von etwa 400 Kilometern zu Grunde legen.

Opel Monza A (3)

Komfortabel Reisen in Opel Senator A / Monza

Dafür, dass diese 400 Kilometer zu keiner Qual werden, sorgen neben den hervorragenden Sitzen auch das gute neu konzipierte Fahrwerk: Während vorne die bewährte Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen installiert ist, hat hinten eine Einzelradaufhängung mit Schräglenkern mit den Tücken der Straße zu kämpfen. Beide Achsen sind außerdem noch mit Drehstab-Stabilisatoren versehen. Des weiteren sorgt an der Hinterachse eine neue Spiralfeder-Art, ein tonnenförmliches Gebilde mit dem Namen „Miniblockfeder“, für den Komfort und das angenehme Vorankommen. Das Ergebnis all dieser Bemühungen ist ein über weite Bereiche hin neutrales Kurvenverhalten; Opel Senator A / Monza sind für Wagen ihrer Größenordnung ungewöhnlich leicht und angenehm zu bewegen. Wenn man Spaß am schnellen Fahren hat, ist es auch kein Problem, den Wagen mit etwas mehr Gas in ein leichtes, jederzeit und kontrollierbares Übersteuern zu bringen.

Bodenwellen und Schlaglöcher schlucken beide sehr gut, und des weiteren sorgen auch die vier Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet) dafür, dass man sich in Opels Größten wohl und sicher fühlt. Zum sich Wohlfühlen trägt aber auch die reichhaltige Serienausstattung bei: Schon beim Grundmodell sind Dinge wie die Servolenkung, von innen verstellbare Außenspiegel, Verbundglasfrontscheibe, heizbare Heckscheibe und Halogenscheinwerfer serienmäßig. Des weiteren gibt es eine S-Version für sportlich ambitionierte Fahrer, eine C-Version mit Drehzahlmesser, Höhenverstellung des Fahrersitzes, Leichtmetallfelgen und elektromagnetischer Kofferraumverriegelung und als Krönung des Programms die CD-Version, bei der von der Klimaanlage über die elektrischen Fensterheber bis hin zur Automatik alles vorhanden ist, was gut und teuer ist.

Die Preise für die neuen Spitzenmodelle Opel Senator A / Monza sind, falls es bis zum Produktionsbeginn dabei bleiben sollte, als ziemlich günstig zu bezeichnen: Der 2,8-Liter-Senator kostet in seiner Grundversion 23.380 Mark; für den 3-Liter-Einspritzmotor sind 4030 Mark Aufpreis zu entrichten. Mit 1655 Mark steht die C-Version in der Preisliste, und das Senator-CD-Topmodell soll 37.250 Mark kosten. Für das Monza-Grundmodell sind 25.325 Mark auf den Tisch des Rüsselsheimer Unternehmens zu legen – auch hier kostet der Drei-Liter-Motor jeweils 4030 Mark Aufpreis. Damit ist man dann bei einem Endpreis von 29.355 Mark für den sportlichsten Opel angelangt. Nicht gerade viel, wenn man die Preise der Untertürkheimer und der Münchner Konkurrenz danebenhält.

Mit seinen neuen Spitzen-Modellen könnte Opel der arrivierten Konkurrenz in der Tat das Leben schwermachen, wenn ihnen nicht der vom Publikum so heiß geliebte Stern fehlen würde.


Dieser Text ist erstmals am 26. Juni 1978 in der Zeitschrift hobby Heft 14/1978 erschienen.


Fotos Opel Automobile GmbH

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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