Kolumne Zeitsprünge | Mercedes-Benz ML 320 BlueTec – Der Herr der Abgase

Äußerlich unverändert bietet der Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC die derzeit besten Abgaswerte im Angebot – die Schweizer Auslieferung beginnt im Herbst 2009.

Noch kann man die neuen BlueTEC-Varianten aus dem Hause Mercedes-Benz nur in den USA erwerben – doch im Herbst werden sie auch in Europa zu den Händlern gelangen und dort das hohe Lied von der AdBlue-Einspritzung erzählen, die die Dieseltechnologie einen weiteren großen Schritt in die Umweltfreundlichkeit treibt.

Dabei kommt diese Technik, bei der der Oxidationskatalysator und der Partikelfilter mit einem besonders langlebigen NOx-Speicherkatalysator sowie einem zusätzlichen SCR-Katalysator kombiniert werden, bereits seit Jahren bei Omnibussen und LKW zum Einsatz. Doch es dauerte seine Zeit, bis die Technologie nun auch in PKW serienmäßig eingebaut werden kann – denn hier steht einerseits deutlich weniger Bauraum zur Verfügung und andererseits fahren PKW-Dieselmotoren in anderen Drehzahlbereichen und häufiger unter Volllast. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem SCR-Katalysator, der bis zu 80 Prozent der Stickoxide zu unschädlichem Stickstoff und Wasser reduziert – dafür muss jedoch vor dem Katalysator AdBlue – eine wässerige harmlose Harnstofflösung in den Abgasstrom eingespritzt werden. Dadurch wird der Ammoniak freigesetzt, den der nachgeschaltete SCR-Katalysator dann zu den bereits genannten Stickstoff und Wasser reduziert. Pro 100 Kilometer werden etwa 0,1 Liter AdBlue benötigt – und da der Tank beim ML (wie auch beim R 320 BlueTEC) 28 Liter fasst, muss die Flüssigkeit nur bei den regelmäßigen Wartungsintervallen des Kundendienstes nachgefüllt werden.

Der Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC schließt die Lücke

Mit dem neuen 3-Liter-Sechszylinder-Turbo-Diesel und 210 PS Leistung schlüpft der Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC in die Lücke der bislang 190 oder 224 PS leistenden V6-Selbstzünder – und mit einem Drehmoment von 540 Nm, die zwischen 1600 und 2400/min anliegen – offeriert dieser umweltfreundliche Diesel auch in hier einen besonders hohen Wert. Und in den BlueTEC-Modellen – neben dem ML gibt es auch den GL und den R als 320 BlueTEC – arbeitet also eine richtige kleine Chemiefabrik, von deren Existenz die Insassen jedoch nichts mitbekommen – der von uns gefahrene ML 320 BlueTEC sah aus wie ein ML, fühlte sich an wie ein ML und fuhr sich auch wie ein ML.

Der 1997 erstmals vorgestellte ML füllt im Hause Mercedes-Benz die Lücke zwischen dem neuen GLK und dem martialischen G – parallel dazu füllen die R- und GL-Baureihen die diversen Wünsche nach Raum und Allradgelüsten.

Und der ML bietet – nach einer Generalüberholung im Jahre 2007 – reichlich Raum für vier Insassen und deren gerne auch etwas üppigeres Gepäck. Mit seiner erhöhten Sitzposition bietet er einen hervorragenden Rundumblick – und mit seinem permanenten Allradantrieb und der Siebengang-Automatik sind ein sicheres und komfortables Dahingleiten gesichert. Nun haben wir den Allradantrieb bei einer längeren Fahrt in Florida nicht wirklich benötigt, doch die butterweich schaltende Automatik hat uns stets in kürzester Zeit zur erlaubten Richtgeschwindigkeit gebracht – von da an wurde geglitten. Die Verbrauchswerte? Zwischen acht und elf Litern Diesel – was für ein Leergewicht von etwa 2,1 Tonnen nicht schlecht ist. Dazu kam die Gewissheit, dass wir mit extrem guten Abgaswerten fuhren – die scharfen Euro 6-Werte, die künftig in der EU gefordert werden, scheint die BlueTEC-Technik im Griff zu haben. Für ein gutes Gewissen war also gesorgt.

Dieser Text ist erstmals in der NZZ am Sonntag im Juli 2008 erschienen.

Fotos Mercedes-Benz AG

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993. Alle Artikel von Jürgen Lewandowski →