Kolumne Zeitsprünge | Jaguar F-Pace – Schärfer und teilweise elektrischer

2021 Jaguar F-Pace SVR Firenze Red

Mit einer gründlichen Modellpflege bereitet sich der Jaguar F-Pace auf seine nächsten Jahre als Bestseller des Hauses vor.

Es gibt Automobil-Produzenten, deren Geschichte durch ein, zwei Modelle geprägt ist – Jaguar gehört zu dieser Spezies. Die Briten definierten die Sportwagen der Vorkriegsjahre mit dem Jaguar SS und die Nachkriegsära mit den XK-Modellen, die in dem in Le Mans siegreichen XK 120-, C-Type und D-Type und dem noch immer betörend schönen E-Type ihren Höhepunkt fanden. Und natürlich waren da noch die Limousinen – der Vater einer Freundin fuhr einen Mk. 10, unvergessliche Momente.

Heute baut Jaguar noch immer begehrenswerte Sportwagen und elegante Limousinen, aber das große Geschäft ist – wie bei praktisch allen Herstellern – in das Segment der SUVs abgewandert. Und hier ist der F-Pace – der seit fünf Jahren das Jaguar-Programm bereichert – das wichtigste Modell. Fünf Jahre sind ja eigentlich keine lange Zeit, wenn man bedenkt, wie lange der E-Type gebaut wurde – doch heute muss man wohl das Modell-Programm immer schneller aktualisieren, und so haben sich die Designer und Techniker schon vor ein paar Jahren daran gemacht, den F-Pace zu verjüngen.

2021 Jaguar F-Pace Front
Der neue, markante Jaguar F-Pace

Das Ergebnis lässt sich sehen: Der Jaguar F-Pace hat eine deutlich markantere Front- und Heckpartie, zu deren Highlights die neuen, zehn Millimeter schlankeren Scheinwerfer – es ist immer wieder überraschend, wie weit die neuen LED-Scheinwerfer ein Erscheinungsbild straffen können – sowie die kantigeren Formen sowie die aerodynamisch optimierten Stoßfänger beitragen. Kurz gesagt: Der F-Pace sieht deutlich sportlicher und selbstbewusster aus – kein Wunder, dass der Jaguar Design Direktor Julian Thompson sagt: „Der neue F-Pace ist luxuriöser und selbstbewusster denn je“.

Zu dem gestrafften Äußeren hat der Jaguar F-Pace aber auch im Inneren eine deutliche Überarbeitung erfahren – genauer gesagt: Das Interieur ist komplett neu, mit offenporigem Holz und viel Leder, wobei die helleren Farben im unteren Bereich der Kabine und die farblich abgesetzten dunklen Partien an den Oberseiten der Türen und des Instrumententrägers zum Einsatz kommen. Neben dem neuen Raumgefühl fallen aber vor allem der zentral montierte 11,4 Zoll HD-Touchscreen sowie der neu geformte Drive Selector auf, die die Haptik angenehm verbessern. Dazu wurde das Infotainment-System so überarbeitet, dass nun 90 Prozent aller Bedienwünsche mit maximal zwei Schritten erreichbar sind – was mich aber nicht davon abgehalten hat, aus Versehen tiefer in das System zu gelangen und mich dort etwas zu verirren. Es lohnt sich eben doch, vor der Abfahrt die Betriebsanleitung zu lesen.

2021 Jaguar F-Pace 2Die Stille des Jaguar F-Pace

Bemerkenswert ist auch eine aktive Unterdrückung von Straßengeräuschen – hier eliminiert ein aktives Geräusch-Unterdrückungssystem mittels sogenannter „destruktiver Interferenzen“ – eine Art Gegenfrequenz – unangenehme Geräusche von Fahrbahn und Reifen im Innenraum. Erstmals im elektrischen I-PACE kommt eine Luftionisierung zum Einsatz, die ultrafeine Partikel und Allergene aus der Innenraumluft herausfiltert.

Im Angebot stehen drei Diesel- und zwei Benzin-Versionen, die zwischen 120 kW (163 PS) und 221 kW (300 PS) bei den Selbstzündern und 184 kW (250 PS) und 294 kW (400 PS) beim Benziner bieten. Dazu kommt noch mit dem P400e ein Plug-in-Hybrid mit 297 kW (404 PS) Systemleistung. Man benötigt ja heute, um alle die Finessen zu verstehen, die die Ingenieure sich für diese Fahrzeuge ausdenken, einen MA in Ingenieurs-Wissenschaften – alleine die Presse-Unterlagen umfassen Dutzende von Seiten, in denen jeder Aspekt dargestellt wird. Gehen wir deshalb nur auf ein Modell ein – den P250 AWD als Basismodell, der mit seinem Allradantrieb und der Achtgang-Automatik auf jedem Terrain eine angenehme und sichere Fahrt garantiert und mit seinen 250 PS auch ausreichend motorisiert ist. Die Verbrauchswerte gibt Jaguar mit knapp acht Litern an, in der Realität dürfte es wohl etwas mehr sein, vor allem, wenn man die Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h und die Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 7,3 sec voll ausnützt.

Aber warum sollte ein Jaguar immer auf dem Sprung sein? Er ist auch – zum Basispreis von 54.166 Euro – ein wunderbarer und eleganter Gleiter, der sich gut von der Vielzahl deutscher SUV-Modelle separiert. Und das wollen Jaguar-Fahrer ja schon sein den Zeiten des seligen E-Type: Sich von dem Rest der automobilen Welt separieren und in ihrer britischen Welt wohlfühlen.

2021 Jaguar F-Pace 1


Fotos Jaguar Land Rover Ltd.

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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