Kolumne Zeitsprünge | Audi Coupé B2 – Eleganz für die gesamte Familie

Audi Coupé B2 (15)

Das Audi Coupé B2, der kleine Bruder des Quattro ist ein gelungenes Auto geworden – wenn nur der Preis nicht so hoch wäre.

Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben – und die Coupés, die nach der Meinung der Marketingleute das „Salz in der faden Alltagssuppe“ sind, haben es deswegen stets besonders leicht gehabt, ihren Teil zur Gewinnmaximierung eines Unternehmens beizutragen.

So sei denn auch sofort das größte Manko des neuesten Geschöpfes aus dem Hause Audi genannt: der Preis. Zwar hatte sich der Betrieb trotz monatelanger Vorbereitungszeit auf die Vorstellung des Coupés noch zu keinem präzisen Zahlen durchringen können – aber auch die Zahlen, die unter der Hand gehandelt wurden, geben bereits zu leichten Bedenken Anlass: So zwischen 21.000 und 22.500 Mark werde der Käufer wohl doch auf den Tisch des Händlers legen müssen.

Und zu diesem Preis gedenken die Ingolstädter nächstes Jahr etwa 14.500 Audi Coupé B2 auf dem deutschen, und die selbe Zahl noch einmal auf den restlichen Märkten der Welt abzusetzen. Wobei gesagt werden müsste, dass an diesen geplanten Verkaufszahlen nicht zu zweifeln wäre – wenn nur nicht dieser Preis wäre.

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Platz auf allen Sitzen im Audi Coupé B2

Das Audi Coupé B2 selbst ist gelungen – da die äußere Form Geschmackssache ist (und man darüber auch nicht streiten sollte), soll auch nur kurz auf die Heckpartie eingegangen werden, die in sechs verschiedene Querstreifen aufgeteilt ist, von einem hässlichen Gummispoiler gekrönt, und etwas zerklüftet wirkt. Der Rest sieht sehr gut aus und hat dazu noch den Vorteil, den Insassen überdurchschnittlich viel Lebens- und Bewegungsraum zu bieten. Dazu Pressechef Arno Höland: „Schon bei unserem alten Coupé dürfte es sich bei den Hintensitzenden ruhig um Erwachsene handeln und daran hat sich nichts geändert.“ Diese lobenden Worte bedürfen allerdings einer kleinen Einschränkung: Die Ladekante des großen, aber doch recht tiefen Kofferraums ist zu hoch, dadurch wird vor allem den weiblichen Coupéfahrerinnen das Be- und Entladen doch recht schwer gemacht.

Das zweite Plus des großen Innenraums sind die Sitze; fest, mit sehr viel Seitenführung und dennoch sehr bequem – überhaupt ist der Innenraum wohnlich geworden, wenn man einmal von dem sie nach Plastik aussehenden Armaturenbrett absieht. Aber dieses Armaturenbrett ist eine Leihgabe aus dem Audi 80, mit dem das Audi Coupé B2 auch weite Teile des Fahrwerks gemein hat. Und auch hier vermag das neueste Kind des Hauses zu überzeugen: Das Audi Coupé B2 liegt sehr ruhig, es ist – wie alle Fronttrieblern – leicht untersteuernd ausgelegt und bietet viel Komfort.

Audi Coupé B2 – Flink trotz Downsizing

Da es in etlichen Ländern eine Luxussteuer auf Automobile mit mehr als zwei Litern Hubraum gibt, haben die Ingenieure um Ferdinand Piëch, den technischen Entwicklungschef des Hauses, den bewährten Fünfzylindermotor verkleinert. Durch eine Kurbelwelle mit kürzerem Hub wurde der Hubraum von 2.144 ccm auf 1.921 ccm reduziert – damit sich aber an der Leistung nichts ändert, wurde der Motor mit 10:1 sehr hoch verdichtet. Mit den 115 PS (85 kW), die der Fünfzylinder also immer noch abgibt, ist das Audi Coupé B2 ein flinkes Auto geworden – Audi selbst billigt ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h und eine Beschleunigung von 10,3 Sekunden bis zur 100 km/h-Grenze zu.

Wichtiger sind aber die Verbrauchswerte: Mit dem serienmäßigen Fünfganggetriebe braucht das Audi-Coupé 12,5 Liter/100 km beim Stadtzyklus, 6,5 Liter/100 km bei konstantem Tempo 90 und 8,5 Liter/100 km bei konstanten 120 km/h (Superbenzin).

Zu diesem guten Werten trägt zweifellos auch der langübersetzte fünfte Gang bei, der zum Schongang degradiert wurde. Nicht ganz so sehr konnte die Getriebeautomatik überzeugen – der Wagen fuhr sich damit nur sehr zäh und lahm. Auch der Kickdown funktionierte nicht in der sonst gewohnten Schnelligkeit.

Audi Coupé B2 (3)

Vielleicht wären die Audi-Techniker besser beraten gewesen, als erste Modellvariante den „kleinen“ Fünfzylinder mit Einspritzung auf den Markt zu bringen – aber dann wäre das Coupé nur noch teurer geworden. Auf jeden Fall wird dieser stärkere und wahrscheinlich auch noch sparsamere Motor bei der nächsten Modellpflege angeboten werden.

Die Marketingleute von Audi würden ihr Coupé gerne in einer Nische zwischen dem VW Scirocco, Opel Manta, Ford Capri und dem Porsche 924 angesiedelt sehen – vom Preis her stimmt diese Einschätzung zweifellos. Vom Erscheinungsbild her dürfte diese Einschätzung ein wenig zu hoch liegen, da nützt auch eine beinahe vollständige Ausstattung nichts. Serienmäßig gibt es da: eine getönte Verglasung, einen Verbundglas-Windschutzscheibe, Leichtmetallräder, einen Drehzahlmesser und einen in der Höhe verstellbaren Fahrersitz. So wichtige Dinge wie die (sehr gute) Servolenkung und ein Scheibenwascher-/Wischer müssen leider extra bezahlt werden.

Das neue Audi Coupé B2 ist zweifellos ein gutes Auto, zwar etwas teuer, aber das stört die Kundschaft wohl kaum – Coupés müssen wohl immer teuer sein.

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Dieser Text ist erstmals am 12. September 1980 in der Süddeutschen Zeitung erschienen.


Fotos Audi AG, Classic Trader

Autor: Jürgen Lewandowski

Jürgen Lewandowski schreibt seit mehr als 40 Jahren über Menschen und Autos - und hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht. Traumklassiker: Alfa Romeo 8C 2900 Touring Spider und Lancia Rally 037. Eigener Klassiker: Alfa Romeo R.Z. von 1993.

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