GM Futurliner – Zurück aus der Zukunft

GM Futurliner Totale restauriert

Eine lange verschollener GM Futurliner wurde in den USA entdeckt und von ChromeCars nach Deutschland exportiert, diese Nachricht war eine Sensation nicht nur in der hiesigen Oldtimerszene. In vielerlei Hinsicht ist der Fund eine Besonderheit: Nur 12 dieser Giganten, die aufgrund der Größe und der Farbe auch „Red Elephants“ genannt werden, wurden überhaupt gebaut; über den Verbleib der jetzt gefunden Nummer 7 herrschte Unklarheit. Eine zusätzliche Kuriosität ist auch, dass die „Automotive Archeologists“ aus Jena bereits Nummer 9 besitzen.

Parade of Progress

1941 brachte General Motors 12 futuristisch anmutende Art-Déco-Trucks zur Repräsentation zukünftiger Innovationen aus Forschung, Wirtschaft und Wissenschaft auf die Straße. Die Tour sollte durch 150 nordamerikanische Städte gehen, um der Bevölkerung den Fortschritt und die technische Zukunft des Landes aufzuzeigen. Doch der Zweite Weltkrieg stoppte das Projekt, das erst in den 50er-Jahren wieder aufgegriffen wurde. Von 1953 bis 1956 gelang der zweite Anlauf und die frisch restaurierten Laster absolvierten die gesamte „Parade of Progress“ durch nun fast 300 Städte. Einer der 12 Elefanten fiel bereits am Ende der Tournee einem Crash zum Opfer und wurde verschrottet. Ein weiterer avancierte zur mobilen Kathedrale eines Wanderpredigers und zwei nutzte die Michigan State Police für Werbezwecke. Die anderen verschwanden großenteils von der Bildfläche und gingen wahrscheinlich in private Hände über.

GM Futurliner Garage 3

GM Futurliner – Das Leben von Nummer 7

Bei dem nun gefundenen Exemplar handelt es sich um die Nummer 7, den man eigentlich im Besitz eines Autobus-Unternehmens wähnte. Der 10 Meter lange, 3,5 Meter hohe und 2,4 Meter breite fahrende Showroom enthielt auf beiden Seiten nach außen aufklappbare Displays, die die Zukunft innovativer Verkehrskonzepte und Transportmöglichkeiten in Städten unter dem Motto „Out of the City Muddle“ plastisch darstellten. Die beiden Displays befinden sich heute im Museum von General Motors. Nach der „Parade of Progress“ geriet die Nr. 7 in den Besitz eines großen Elektrik-Unternehmens, das ihn in seiner ursprünglichen Bestimmung als Promotion-Truck auf Tournee schickte. Ab 1960 tourte er als Servicefahrzeug eines Rennsport-Teams durch die Lande, bevor ihm 1964 das Benzin vor einem Schrottplatz in New Hampshire ausging.

Aus heutiger Sicht völlig unerklärlich, hatten die Rennsportler keine besonders enge Bindung zu dem Fahrzeug, und ließen es dort unter einem Baum einfach stehen. 20 Jahre wurde er Elefant der Witterung ausgesetzt, bis 1984 ein Restaurant-Betreiber auf der Suche nach einer mobilen Salat-Bar dem Schrotthändler den potentiellen Food-Truck abkaufte und ihn hinter seinem Haus abstellte. In seinem Besitz befand sich der GM Futurliner bis 2005, dann fragte er bei einem Abschleppunternehmer in Poland Springs in Maine an, ob dieses „bus-ähnliche Ding“ hinter dem Haus wegschleppen könne, seine Frau bestünde dringend darauf, dass es endlich wegkommt.

GM Futurliner – Neue Heimat in Thüringen

Der mittlerweile nicht ganz so strahlend rote Elefant verbrachte bei dem Abschleppunternehmer noch weitere elf Jahre, immerhin überdacht, bis die ChromeCars-Mannschaft um Ronny Weiß und Patryk Ludolf vom Schatz Wind bekam und dort auftauchte. Die beiden ließen nicht locker, bis der Besitzer das Fahrzeug zum Kauf freigab. „Zwischen alten Traktoren und Abschleppern haben wir im Dezember den Futurliner unter schwierigen Wetterbedingungen bei minus 15 Grad geborgen und nach Deutschland verschifft“, sagt Michael Gross von ChromeCars. „Dass es sich um die Nummer 7 handelt, ist sicher. Wir haben alle Unterlagen und Nummern am Fahrzeug überprüft.“

Und so kommt die Herde der roten Elefanten wieder etwas mehr zusammen. Nummer 9 wurde bereits von Patryk Ludolf und ChromeCars detailgenau restauriert, Nummer 7 wird gewiss auch mit Sorgfalt und Augenmaß in eine strahlende Zukunft geführt werden. Mit stiller Genugtuung können die automobilen Archäologen aus Jena den weiteren Schritten der beiden Futurliner zusehen, viel mehr als zwei werden es wohl kaum werden. Andererseits, wer hätte vor einigen Jahren schon gedacht, dass Nummer 7 überhaupt auftaucht und den Weg nach Thüringen findet?!

GM Futurliner Haken 1


Fotos ChromeCars, S.I.H.A.

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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