Französische Oldtimer

Renault 8 Gordini

Dass Frankreich neben Wein, Baguette und dem Eiffelturm viel zu bieten hat sollte klar sein – zu weiteren Highlights der Grande Nation gehören zweifellos auch Französische Oldtimer. Kein Zufall also, dass der weltweit älteste Automobilhersteller – Peugeot – in Frankreich ansässig ist und seit 1891 Automobile in Serie herstellt. Da sich Frankreich zwischen den geschichtsträchtigen Automobilhochburgen Großbritannien, Deutschland und Italieneingekesselt befindet, wird Frankreichs Stellenwert in der europäischen Automobilgeschichte oft unterschätzt und verkannt. Ein Grund für uns, mit dieser falschen Sichtweise aufzuräumen und 10 Französische Oldtimer zu präsentieren.

10 Französische oldtimer

Citroën 2CV

DER Französische Oldtimer schlechthin, der auch heute noch das deutsche Straßenbild bereichert – ist der Citroën 2CV, noch bekannter als „Ente“. Ein Automobil, wie es minimalistischer nicht sein könnte und trotz, oder gerade wegen, seiner simplen Technik schnell zum Publikumsliebling wurde. Das Konzept, einen minimalistischen Kleinwagen mit einfacher Technologie auf den Markt zu bringen ging auf. Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger hatte einen Glücksgriff gelandet und feierte mit dem „hässlichen Entlein“ große Erfolge. Die Präsentation der Ente erfolgte am 7. Oktober 1948, bis zum Ende der Produktion im Jahr 1990 gingen knapp 4 Millionen Exemplare des Fahrzeugs vom Band – hinzu kamen 1.2 Millionen Lieferwagen, die auch Kastenenten genannt werden. Der Name 2CV bezieht sich übrigens nicht – wie oft fälschlicherweise angenommen – auf die PS-Leistung des Motors sondern auf eine Kennzahl im Französischen Kfz-Steuersystem. Die Leistung des Motors belief sich je nach Baujahr auf 9 bis maximal 21 PS. Abgelöst wurde die Ente durch den Citroën AX.

Citroen 2 CV - Ente

Citroën Traction Avant

Beworben wurde der Citroën Traction Avant mit dem Slogan „Der Traction Avant zähmt die Zentrifugalkräfte“. Ob der Werbespruch ganz der Wahrheit entspricht ist fragwürdig, fest steht, dass das dieser Französische Oldtimer revolutionäre Ansätze hatte und neue Standards setzte. Der Name steht schlicht für Vorderradantrieb, seinerzeit für den Serienfahrzeugbau revolutionär, aus heutiger Sicht etwas banal. Der Citroën Traction Avant gehörte zu den ersten Wagen mit selbsttragender Karosserie. Den Spitznamen „Gangsterlimousine“ bekam der Wagen aufgrund seiner hervorragenden – für Verfolgungsjagden geeignete – Straßenlage, die den Traction Avant auch heute noch zu einem gesuchten Französischen Oldtimer macht. Insgesamt wurden über eine halbe Millionen Exemplare der Gangsterlimousine hergestellt, bevor sie 1955 vom legendären Citroën DS abgelöst wurde.

Citroen Traction Avant

Citroën SM

Als der SM und der GS vor 50 Jahren gemeinsam erschienen, waren sie mindestens so spektakulär, wie 1955 die Limousine DS. Der Stilist Robert Opron schuf einen aerodynamischen GT, dessen Bezeichnung SM von Sport Maserati kam, von Fans aber als Sa Majesté benannt und von Laienschraubern wegen der komplexen Technik als Sado Maso gedeutet wurde. Citroen-typisch sitzt der Maserati-Alu-V6 wie ein Front-Mittelmotor weit hinten, davor Luftfilter, Wellen für den Antrieb von Hydraulik, Lichtmaschine und Klima. Es gab auch eine Einspritzversion – dann war der SM mit 220 km/h schnellster Frontantriebs-GT der Welt. Der deutsche TÜV wollte den gläsernen Bug des SM anfangs nicht zulassen, weil man Reflexe bei Blitzfotos fürchtete, was sich als unbegründet erwies. Bei der Heckansicht war man sich so unsicher, dass ihr Bild in den ersten Kundenprospekten bewusst fehlte. Von 1970 bis 1975 wurden 12.920 Exemplare gebaut.

Citroën SM

Citroën Typ H

Es gibt Fahrzeuge, die auf den ersten Blick sympathisch sind – hierzu zählt zweifellos der Citroën Typ H, der auch als HY bekannt ist. Noch ein Jahr vor der Citroën Ente erschien der ulkige Kleintransporter und wurde schnell zum populärsten Kleintransporter Frankreichs, was sich neben dem robusten Auftreten, der soliden Technik vermutlich auch auf den langen Produktionszeitraum von 1948 bis 1981 zurückführen lässt. Die selbsttragende Karosserie war mit gewelltem Blech beplankt, ein platzsparendes Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorne, parallelen Schwingen hinten und Drehstabfederungen an beiden Achsen ermöglichten eine äußerst niedrige Ladekante, die für den Alltag als Nutzfahrzeug unverzichtbar waren. Heute nutzen viele Gewerbetreibende den Französischen Klassiker als Werbefläche und Transporter – nicht selten wird auch direkt aus dem Wageninneren Obst, Gemüse oder Eis verkauft.

Citroen Typ HY

Renault R4

Acht Millionen hergestellte Exemplare, der erste Renault mit Frontantrieb und das erste Großserienfahrzeug mit fünfter Tür – der Renault R4 war mehr als nur ein einfacher Nachfolger des Cremeschnittchens. Nachdem sich der Renault R4 auf der IAA zum Pressestar entwickelt hatte und die offizielle Pressemitteilung beendet war fuhren 200 weiße R4 am Eiffelturm vorbei, eine für Renault herausragende Marketingmaßnahme. Der vielfältig einsetzbare und als Kombi, Kastenwagen, Pickup und Buggy lieferbare Kleinwagen traf seinerzeit den Nerv der Zeit und sorgte für gute Verkaufszahlen. Abhängig von der Motorversion belief sich die Leistung des Renault R4 auf 17 bis 25 kW. Ein kleiner und bisher unterschätzter Französische Oldtimer, im Zuge der Abwrackprämie wurden 54 Renault R4 verschrottet – es ist anzunehmen, dass sich 54 ehemalige Besitzer mittlerweile über diese Entscheidung ärgern.

Renault R4

Renault 4CV

Das Sahneschnittchen aus dem Hause Renault wurde von 1964 bis 1961 hergestellt, wies einige Parallelen zum VW Käfer auf und gewann 1949 die Rallye Monte Carlo, 1951 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und ein Jahr später die Mille Miglia – jeweils in seiner Klasse. Dieser Französische Oldtimer entwickelte sich schnell zum „Volkswagen“ Frankreichs und erfreute sich großer Beliebtheit und ging als Cabriolet und Limousine vom Band. Wie der VW Käfer hatte auch das Sahneschnittchen einen Heckantrieb, dieser war allerdings wasser- und nicht luftgekühlt. Zu Beginn der Produktion wurde der Renault 4CV mit im Renault-Werk vorhandenen Restposten an Wüstentarnfarbe lackiert, die Farbgebung führte im Volksmund zum Spitznamen „Butterklumpen“ – im Deutschen wurde hieraus Cremeschnittchen.

Renault 4CV Cremeschnittchen

Renault 5 Turbo

Der vermutlich einzige Renault, der je in einem James Bond Film eine tragende Rolle spielen durfte – ein roter Renault Turbo 2. Der Sportwagen basierte auf dem Renault 5, wurde von 1980 bis 1985 hergestellt und von einem Vierzylinder-Mittelmotor mit Abgasturbolader angetrieben. Der Kraft des längs von der Hinterachse eingebauten Motors wirkte auf die Hinterräder. Mit 160 PS Leistung beschleunigte der kleine Flitzer in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und war somit nur 0,1 Sekunden langsamer als der damalige Porsche 911 SC. Preislich bewegte sich der Renault 5 Turbo auf dem Niveau des Einstiegsmodells der damaligen Mercedes-S-Klasse. Deutschlands bekanntester Rallye-Fahrer Walter Röhrl trat mit einem Renault 5 Turbo beim Elf Renault 5 Turbo Europacup an und konnte so die Popularität des Modells noch erhöhen.

Renault R5 Turbo

Renault 8 Gordini

1964 erschien eine aufgewertete Version des Renault 8: der Renault 8 Gordini mit 86 PS Leistung. Der Wagen wurde in der Regel blau lackiert und mit zwei weißen Streifen versehen, die auf der Fahrerseite über die Motorhaube, das Fahrzeugdach bis zum Heck verliefen. Ein Jahr später wurde der Sportwagen überarbeitet und wurde fortan mit einem zweiten Tank, einem Fünfganggetriebe und einem 1254 cm³ Motor ausgeliefert, der 88 PS leistete. Der Französische Oldtimer wird heute gerne vergessen und hat nicht die Popularitätsgrad, der ihm zusteht. Von wenigen Ausnahmen war selten so viel Fahrspaß auf so wenig Raum erhältlich – für große Fahrer wird das Steuern des Flitzers zur besonderen Herausforderung.

Renault 8 Gordini

Alpine A110

Ein Französischer Oldtimer der Sonderklasse, der spätestens seit seinem Sieg in der Rallye Monte Carlo weltweite Berühmtheit erlangt hatte – klar, die Rede ist vom Alpine A110, der von 1961 bis 1977 hergestellt wurde. Insgesamt wurden drei verschiedene Karosserieversionen des Sportwagens angeboten, am populärsten war die Fließheckversion „Berlinette“, daneben existierten ein zweisitziges Cabriolet und ein 2+2 sitziges Sport-Coupé. Die Topversion des Alpine A110 war mit einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1796 cm³ Hubraum ausgestattet und leistete 175 PS. Hierbei handelte es sich um ein für die Gruppe 4 konzipiertes Modell mit einem Leergewicht von 710 kg und einer Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h. Die Cabriolet-Version des Sportwagens gehört heute zu den gesuchtesten Französische Oldtimer, es wurden insgesamt nur 60 bis 70 Exemplare gefertigt.

Alpine Renault A110 Rallye

Peugeot 504

Mit dem Peugeot 504 gelang dem Designstudio Pininfarina ein weiterer Geniestreich – bis heute gehört der 504 zu Peugeots erfolgreichsten Fahrzeugen. Der Wagen war als Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet und Pick-Up erhältlich, letzterer wurde bis 2005 in Nigeria hergestellt. Insgesamt gingen über 3.5 Millionen Exemplare des 504 vom Band, der Wagen leistete versionsabhängig zwischen 54 und 106 kW. Ein weiterer Kandidat auf der Liste Französischer Oldtimer, der etwas in Vergessenheit geraten ist – zu Unrecht, denn die eleganten Kurven des Peugeot 504 sprechen für sich, Technik und Verarbeiten lassen, vom Rost mal abgesehen, wenig zu wünschen übrig. Ein Grund mehr, sich auf die Suche nach diesem Schmuckstück eines Französischen Oldtimers zu begeben.

Peugeot 504 Coupe

Text Jan Fröhlich // Fotos Hersteller, Classic Trader

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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