Filmautos der 60er – Stars auf vier Rädern

Aston Martin DB 5 1963 1966 Filmautos der 60er (23)

Wenn man sich einmal eine Oscar-Verleihung von Anfang bis zum Ende angeschaut hat, werden einem die zahllosen mehr oder minder glamourösen Kategorien aufgefallen sein. Alle, die zurecht zum Erfolg eines Filmes beigetragen haben, sollen zurecht geehrt werden. Eine Gattung fehlt aber noch: Bestes Fahrzeug – gerade bei den Filmautos der 60er gibt es einige Stars.

Natürlich gibt es die reinen Auto-Filme und Roadmovies, wo das Fahrzeug im Mittelpunkt steht. Den Käfer Herbie werden Sie noch kennen, aber fällt Ihnen auch auf Anhieb der Name des Schauspielers ein, der die (menschliche) Hauptrolle spielte? Oder der Pontiac TransAm, ohne den die Filme des „ausgekochten Schlitzohrs“ Burt Reynolds nicht diese Dynamik entwickelt hätten.

Die wahre Bedeutung der automobilen Nebendarsteller, die Filmautos der 60er sowie frühere und spätere, wird mitunter erst mit Verzögerung klar. So wie einige Autos, die in den 60er-Jahren auf der Leinwand auftauchten und dadurch ihre eigene Legende schufen.

Filmautos der 60er – Aston Martin DB 5

Aston Martin DB 5 1963 1966 Filmautos der 60er (22)

Um im Bild von Auszeichnungen zu bleiben, der Preis fürs Lebenswerk kann getrost an den Aston Martin DB 5 vergeben werden. Kaum ein Fahrzeug hat nicht nur seinen Ruf über den Auftritt in den Bond-Kinofilmen definiert, sondern auch für nachfolgende Generationen der Marke und Bond-Fahrzeugen den Boden bereitet.

Der dritte Bond-Film „Goldfinger“ aus dem Jahr 1964 steht ohnehin aus vielen Gründen bei den meisten 007-Enthusiasten sehr weit oben in der Gunst. Viele der späteren Filme griffen die dort erstmals ins Leben gerufene Trends auf. Ganz maßgeblich zur Etablierung von Traditionen trug auch die Autowahl von James Bond bei. Ein silberner Aston Martin DB5 wurde als würdig erachtet, den berühmtesten Geheimagenten seiner Majestät zu repräsentieren.

Schon als Serienversion ein Automobil von nahezu unschlagbarer Autorität.

Die ab diesem Zeitpunkt Bond-typischen Extras machten aus dem DB5 eine wahrlich unschlagbare Waffe: Ein ausfahrbares, kugelsicheres Panzerschott hinter der Heckscheibe schützt vor Schüssen aus dem Hinterhalt. Damit die Gegner nicht allzu lange am Heck kleben können, kann ein Ölsprühvorrichtung die Fahrbahn in eine Rutschpartie verwandeln. Zudem schützen Nebelwerfer und Maschinengewehre den Fahrer, ein drehbares Wechselkennzeichen erschwert die Verfolgung; und wenn nichts anderes mehr hilft, gibt es für den Beifahrer einen Schleudersitz.

In allen weiteren Autos von James Bond, gleich ob Aston Martin, Lotus oder später BMW, wurden die Gadgets von Q weiterentwickelt. Der DB5 war unter den Filmautos der 60er aber derart erfolgreich, dass er einerseits bereits im folgenden Spielfilm Thunderball (in der deutschen Fassung Feuerball) 1965 wieder eingesetzt wurde. Aber auch in fünf weiteren 007-Filmen trat der DB5 in mehr oder minder prominenter Rolle in den 90-er und 2000er-Jahren auf: Goldeneye (1995), Der Morgen stirbt nie (1997), Casino Royale (2006), Ein Quantum Trost (2008), Skyfall (2012) und Spectre (2015).

Wie sich herausstellen sollte, ist solch eine prominente Werbung für ein Auto Gold wert. Das Tauziehen um Bonds Gunst und gutes Product Placement sollte beispielsweise in den 90ern BMW nach dem Kauf von Rover bewegen, dahingehend zu investieren, dass 007 in bayerische Fabrikate einsteigen solle. In Goldeneye, Der Morgen stirbt nie und Die Welt ist nicht genug wurden so unter anderem ein BMW Z3, 750iL, Z8 sowie diverse BMW-Motorräder geschunden, gejagt und schließlich filetiert.

Ein „normaler“ DB5 kostet aktuell schon mindestens einen hohen sechsstelligen Betrag, für einen der echten Filmautos der 60er muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen. 2006 wurde der originale Filmwagen für mehr als 2 Millionen Dollar versteigert, ein weiteres PR-Auto der Filmproduktion kratzte einige Jahre später an der Drei Millionen-Grenze.

Zahlen und Fakten

Aber gewiss auch ohne die prominente filmische Unterstützung hätte der DB5 auch mit reinen Fakten Käufer überzeugen können. Ein souveräner, im Vergleich zum Vorgänger DB4 nochmals weiterentwickelter Reihen-Sechszylinder-Motor mit mehr als ausreichend Leistung; dazu die pure britische Eleganz: Trotz des damals sehr hohen Einstiegspreises von 4.175 Pfund ließ sich die solvente Käuferschaft nicht abschrecken.

Produktionszeitraum: 1963-1965
Hubraum: 3.995 cm³
Leistung: 210 kW/286 PS-234 kW/318 PS


Filmautos der 60er – Volvo P1800

1967 Volvo P 1800 S Filmautos der 60er (1)

Nicht verwandt und nicht verschwägert, wohl aber desselben Geistes Kind wie James Bond ist die Figur Simon Templar. In der Fernsehserie „The Saint“ – in Deutschland hieß die Serie wie der Protagonist – ist das Rollen- und Geschlechterbild ähnlich und dem Zeitgeist entsprechend. Ein eleganter, britischer Draufgänger, der sich furchtlos seinen Gegner stellt und beiläufig zahlreiche Frauen um den Finger wickelt.

Passenderweise spielte Roger Moore neben seiner Hauptrolle als Simon Templar später über mehrere Jahre auch James Bond.

In der Logik der 60er Jahre gehört dazu natürlich das passende Dienstfahrzeug. Eine Nummer bescheidener als ein Aston Martin darf es schon sein, aber nicht mit Stil geizen. Fündig wurden die Fernsehmacher in Schweden. Der kurz vor Serienbeginn gestartete P 1800 passte hervorragend ins Beuteschema.

Roger Moore konnte sich dem Charme des P 1800 nicht entziehen – weder dienstlich noch privat

Großen Bekanntheitsgrad erlangte der Volvo 1800 als „Dienstfahrzeug“ von Roger Moore in den 118 Episoden der Fernsehserie Simon Templar von 1962 bis 1969. Auch wenn viele Enthusiasten sicher darüber streiten, ob das später im Jahr 1971 präsentierte Kombi-Coupé P 1800 ES, hierzulande auch als „Schneewittchen-Sarg“ bekannt, noch schöner ist. Unstrittig ist jedoch, dass die das Coupé ein optisch und technisch gelungenes Meisterwerk ist.

Zur Markenbildung und dem Renommee von Volvo hat der 1800 einen sehr großen Beitrag geleistet; die berühmte Fernsehrolle mit dem Kennzeichen ST1 ist da ganz maßgeblich. Dem Charme des P1800 konnte sich selbst der Charmeur Roger Moore nicht entziehen. 1967 wurde ein Polarweißer P1800 S auf einen Namen in London zugelassen. Heute ist das Fahrzeug Teil der Sammlung von Volvo Cars Heritage und ist auch heute noch ein gern gesehenes Ausstellungsstück auf Messen und Events.

Zahlen und Fakten

Der Volvo P 1800 wurde zunächst von 1961 bis 1963 für Volvo bei Jensen Motors in Großbritannien gebaut. Wegen Qualitätsproblemen holten die Schweden die Produktion ab 1963 heim ins Volvo Stammwerk und versahen das Modell mit dem zusätzlichen Buchstaben S, um die schwedische Herstellung auch im Namen zu dokumentieren.

Der 1,8 Liter Vergasermotor erfuhr bei dieser Gelegenheit eine Leistungssteigerung auf 71 kW/96 PS, nach zuvor 66 kW/90 PS. Ab 1968 wurde ein neuer Motor mit 2 Litern Hubraum ersetzt, der 77 kW/105 PS erreichte. Die stärkste Motorisierung wurde im Folgejahr durch eine Einspritzanlage im P 1800 E verbaut. Dieses Modell brachte 91 kW/124 PS.

Produktionszeitraum: 1961-1972
Hubraum: 1.780 cm³-1.986 cm³
Leistung: 66 kW/90 PS-91 kW/124 PS


Filmautos der 60er – Alfa Romeo Spider

1967 Alfa Romeo 1600 Spider Duetto Filmautos der 60er (4)

„Stand up tall, Mrs. Robinson, God in heaven smiles on those who pray.” Am Ende des Tages ist ein Film wie jede andere Kunstform, die Komposition aus verschiedenen Elementen muss stimmen. So wie Paul Simons Zeilen, die er geschrieben und gemeinsam mit Art Garfunkel für den Soundtrack des Films „The Graduate“, oder „Die Reifeprüfung“, wie er in der deutschen Fassung heißt, aufgenommen hatte. Und so wie die Klassiker The Sound of Silence, Scarborough Fair und vor allem Mrs. Robinson ein stimmiges (Klang-) Bild ergeben, so passen Plot, Besetzung und Details bei diesem Kinofilm von 1967 ebenfalls zusammen.

Die Geschichte des jungen College-Absolventen, der nacheinander zwei „unangemessene“ Beziehungen eingeht, zunächst zu einer verheirateten Frau und dann mit ihrer Tochter, sorgte bei seinem Erscheinen für erwartbare Kontroversen. Gerade in den USA mit den starren Moralvorstellungen gab es deutliche Proteste gegen diese vorurteilsfreie oder gar unterstützende Schilderung dieser Art von Liebesbeziehung.

Der Hauptdarsteller Dustin Hoffman ist gewissermaßen ein Getriebener auf der Flucht, da benötigt er auch ein angemessenes Auto. Für die rasenden Fahrten zu seiner Geliebten konnte er kein schwerer Ami-Schlitten sein, er musste dynamisch, jung und für einen College-Absolventen erschwinglich sein; vor allem sollte er Emotionen und „Amore“ vermitteln können.

Auch dank des Spider macht Dustin Hoffman eine „bella figura“

So kam es zu einer der ersten kommerziellen Produktplatzierungen bei Kinofilmen, als Dustin Hoffman als Benjamin Braddock am Steuer eines Alfa Romeo 1600 Duetto Spider Platz nahm. Spätestens in der berühmten Schlussszene, in der Hoffman im Alfa über den Highway rast, um die Hochzeit seiner Geliebten mit einem anderen zu verhindern, hatte sich die Investition für alle Seiten ausgezahlt.

Der Kinofilm war um eine eindrucksvolle Szene reicher und Alfa Romeo hatte die Möglichkeit, in Ton und Bild das Fahrzeug einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Zahlen und Fakten

Lediglich die erste Generation des Alfa Romeo Spider und davon nur diejenige mit dem 1,6 Liter Motor erhielt den Beinamen Duetto. Aber äußerlich recht ähnlich folgten drei weitere Generationen bis in die 90er-Jahre hinein. Erst mit der fünften (1994-2005) und sechsten Generation (2006-2010) wurde eigenständige neue Modelle auf den Markt gebracht.

Ohnehin sind für die die meisten Alfisti die frühen Modelle mit dem eleganten „Coda di Tronca“-Heck unübertroffen.

Produktionszeitraum: 1966-1968
Hubraum: 1.570 cm³
Leistung: 80 kW/109 PS


Fotos Aston Martin Lagonda Ltd, Fiat Chrysler Automobiles N.V., Volvo Car Group

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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