Die Ferrari 612 Kaufberatung – Understatement mit 320 km/h

Ferrari 612

Der Ferrari 612 Scaglietti ist ein imposanter Grand Tourer, der von Jahr zu Jahr begehrenswerter wird.

Ferraris waren selten unauffällige Transportmittel, so dass die sanft geschwungenen Linien des 612 Scaglietti einem Q-Auto aus Maranello vielleicht am nächsten kommen. Der 612 Scaglietti wurde 2004 als Ersatz für den 456 auf den Markt gebracht und nach Sergio Scaglietti benannt, dem legendären Designer, der für viele der wunderschönen Sportwagen verantwortlich war, die in den 50er und 60er Jahren aus Maranello kamen. Die 2+2-Ausstattung und der lange Radstand gaben dem 612 ein Maß an Praktikabilität, das ihn für Kunden, die nach einer Alternative zu deutschen hochgeschwindigkeits-Limousinen suchten, zum Objekt der Begierde machten.

Die ersten Eindrücke waren vielleicht nicht ganz so positiv, wie Ferrari es sich gewünscht hätte. Obwohl das Auto in jeder Hinsicht besser als der 456 war, wurde das Styling kritisiert; viele waren der Meinung, dass es nicht die Präsenz hatte, die ein V12-Ferrari haben sollte, und im Vergleich zu früheren Grand Tourern hatten sie nicht ganz unrecht. Dennoch ist das Design sehr gut gealtert, und es spricht einiges für einen bescheiden aussehenden schnellen Wagen, der keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie werden auf jeden Fall unter dem Radar bleiben wollen, denn 533 PS, selbst in einem so schweren Auto wie dem 612, bedeuten eine Menge Leistung. Die angegebene Zeit von 0-100 km/h von 4,2 Sekunden ist immer noch extrem schnell und der langbeinige Grand Tourer fängt bei Autobahngeschwindigkeiten erst richtig an, in die Gänge zu kommen, um schließlich bei 320 km/h zu enden. Heutzutage ist das völlig sinnlos, aber es gibt viel, was man an der drehmomentstarken Leistungsentfaltung des 612 genießen kann, und das innerhalb der gesetzlichen Grenzen. Das allererste elektronische Stabilitätssystem von Ferrari half dabei, die Dinge im Griff zu behalten, und die Kunden konnten sich auch für Karbon-Keramik-Bremsen entscheiden, wenn sie das HGTC-Leistungspaket wählten. Ein manuelles Getriebe war immer noch verfügbar, aber nur sehr wenige Kunden bestellten es tatsächlich und so ist die große Mehrheit ist mit dem automatisierten Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattet.

Besitzer und Tester kritisierten den Wagen für seinen gedämpften Auspuffton und die komfortorientierte Fahrwerksabstimmung, doch ab 2006 sorgte das HGTS-Paket mit einem Sportauspuff, einem abgestimmten Fahrwerk und einer verbesserten Software für das halbautomatische Getriebe für Abhilfe. Das bereits erwähnte HGTC-Paket bot die gleichen Upgrades sowie die Carbon-Keramik-Bremsen. Luxus stand ebenfalls ganz oben auf der Prioritätenliste; ein bemerkenswertes Merkmal war das elektrochromatische Panoramadach, das auf Knopfdruck drei Tönungsstufen bot. Die Möglichkeiten der Individualisierung waren riesig, vor allem, wenn sich die Kunden für das OTO-Programm entschieden, das einen noch höheren Grad an Personalisierung ermöglichte. Ein Facelift im Jahr 2008 brachte ein schaltbares Manettino am Lenkrad und eine Überarbeitung des Getriebes mit sich. Die Produktion des 612 endete 2011 mit knapp über 3.000 produzierten Fahrzeugen.

FERRARI 612 – MOTOR UND GETRIEBE

Die Motoren sind stark und haben nur wenige Fehler, sie gehören jedoch zu den letzten mit Nockenwellenriemen und diese müssen alle vier bis fünf Jahre ausgetauscht werden, also planen Sie diese arbeitsintensive Arbeit besser schon im Voraus ein.

Die sehr seltenen Versionen mit manuellem Getriebe neigen dazu, wenig Probleme zu machen, wobei die Kupplungen viel länger halten als ihre halbautomatischen Gegenstücke. Die halbautomatischen Getriebe sind ebenfalls zuverlässig, können aber manchmal Probleme bereiten, die ein Zurücksetzen der Kupplungspositionssensoren oder ein Software-Update erfordern, um sie zu beheben. Bei einem Rückruf im Jahr 2008 wurde ein Problem behoben, das dazu führen konnte, dass der Kupplungssensor des halbautomatischen Getriebes während des normalen Betriebs nicht richtig funktionierte.

FERRARI 612 – AUFHÄNGUNG UND BREMSEN

Die optionalen Karbon-Keramik-Bremsen sind sehr langlebig, aber wenn die Scheiben und Beläge ausgetauscht werden müssen, wird es teuer, also überprüfen Sie ihren Zustand gründlich. Die vorderen Felgen können sich aufgrund der Niederquerschnittsreifen leicht verbiegen, während die Gummis etwa alle 10.000 Kilometer ausgetauscht werden müssen.

FERRARI 612 KAROSSERIE UND INNENRAUM

Das Chassis und die Karosserie sind komplett aus Aluminium gefertigt, was bedeutet, dass Rost kein Thema ist. Überprüfen Sie das Auto jedoch auf Unfallschäden oder Korrosion, die sich an schlecht reparierten Stellen gebildet haben könnte.

Obwohl dies kein spezifischer 612-Fehler ist, können die Schalter des Armaturenbretts klebrig werden, wenn sie längere Zeit stehen, so dass eine Überholung oder ein Austausch die einzige Möglichkeit ist. Ein weiteres Problem ist das Schrumpfen des Leders, das das Armaturenbrett bedeckt, wenn das Auto für längere Zeit in der Sonne steht.

Der 612er war der erste, der das elektronische Armaturenbrett anbot, das heute in allen Ferraris üblich ist. Es kann manchmal Probleme mit der Stromversorgung oder der Elektronikplatine geben, die in der Regel mit großem Aufwand durch eine Ersatzeinheit von Ferrari behoben oder von Spezialisten zu deutlich geringeren Kosten repariert werden.

MODELLGESCHICHTE DES FERRARI 612

2004: Einführung des Ferrari 612 Scaglietti, der den 456 ablöste; verfügbar mit 6-Gang-Schaltgetriebe und halbautomatischem Getriebe

2006: HGTC- und HGTS-Optionspakete werden angeboten, u.a. mit Sportauspuff und modifizierten Fahrwerkseinstellungen. Limitierte 612 Bernie Edition zum Gedenken an den ersten Schweizer GP.

2007: 612 Sessanta zur Feier des 60-jährigen Firmenjubiläums gebaut. 60 Einheiten werden gebaut.

2008: 612 Facelift wird eingeführt. OTO (One-to-One)-Programm erlaubt es den Besitzern, ihre Fahrzeuge nach ihrem Geschmack zu gestalten. Wählbarer Fahrmodus Manettino-Schalter serienmäßig bei allen Fahrzeugen

2011: Der letzte 612 läuft vom Band und macht Platz für den neuen FF

WELCHEn FERRARI 612 SOLLTE MAN KAUFEN?

Der Ferrari 612 Scaglietti war zu Beginn der Produktion eines der teuersten Autos auf dem Markt – wie bei den meisten luxuriösen V12-Sportwagen – sind die Werte seither auf ein weitaus erschwinglicheres Niveau gesunken. Eine Sache aber, die sich nicht geändert hat, sind die Kosten für eine gute Wartung. Autos mit lückenhaftem Serviceprotokoll oder mehreren Besitzern werden am besten gemieden, aber lassen Sie sich nicht von höheren Kilometerständen abschrecken, wenn alles andere in Ordnung ist.

Die Sondermodelle waren im Wesentlichen hochspezifizierte Standardmodelle mit einigen einzigartigen Lack- und Ausstattungsoptionen. Wenn Sie also wirklich viel Geld für Ihren 612er ausgeben wollen, sollten Sie lieber nach einem der 199 Fahrzeuge mit Schaltgetriebe Ausschau halten. Wenn Sie beabsichtigen, Ihr Auto für mehr als nur Langstreckentouren zu nutzen, dann sind die HGTC- und HGTS-Pakete einen Blick wert.

Mit einem Aussehen, das mit dem Alter nur besser geworden ist, und einem Leistungsniveau und einer Nutzbarkeit, die auch heute noch beeindrucken, gibt es nicht viel am Ferrari 612 auszusetzen, stellen Sie nur sicher, dass Sie ein bisschen mehr für das Wartungsbudget zur Seite legen.

FERRARI 612 technische daten

Motor: 5,75-Liter V12
Leistung: 540 PS
Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
0-100 km/h: 4,2 Sekunden
Verbrauch: 20,7 Liter


Wie teuer ist ein Ferrari 612
 in der Versicherung?

Ferrari 612 mit geschätztem Fahrzeugwert von 80.000,- EUR in der Zustandsnote 2-3

Beitrag schon ab 1.440,- EUR p.a. (inkl. KFZ-Haftpflicht und Vollkasko, Stand September 2021)

(Alle Beiträge in Brutto)

Den fairsten Preis mit der besten Leistung gibt es nur beim Testsieger:

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Text John Tallodi Fotos Ferrari

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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