Erfolg in Serie – Automobile Film- und Fernsehstars

Fernsehstars 1986 Ferrari Testarossa (13)

Was braucht es, um die Leidenschaft für klassische Automobile zu entzünden? Schöne Kindheitserinnerungen an den Geruch von Großvaters Opel Kadett C oder den staubigen Hillman in der zugestellten Garage? Packende Duelle zwischen Mercedes und BMW in der DTM? Es gibt viele Wege zum eigenen Klassiker, oft sind es auch Autos, die einem früher oder später auf der Leinwand Als Film- und Fernsehstars in Szene gesetzt auffallen und die man sein Eigen nennen möchte. Die Medienlandschaft ist reichhaltig gefüllt mit Autos, die auf ihre Art besonders sind und gerade junge Menschen faszinieren und ein Leben lang begleiten können. Man denke an Herbie, den VW Käfer mit schier unendlicher Energie und eigenem Kopf. Oder den GMC Vandura, der das A-Team von einem Abenteuer zum anderen fuhr.

Fernsehstars – DeLorean vs. K.I.T.T.

Vor allem Jungs der 80er-Jahre wurden mit zwei Autos sozialisiert: Dem zeitreisenden DeLorean und dem unbesiegbaren K.I.T.T. 1985 kommt „Back to the Future“ oder im deutschen „Zurück in die Zukunft“ in die Kinos. Ursprünglich war nur ein Teil um den Zeitreisenden Marty McFly und den Tüfter Doc Brown geplant. Nach dem großen Erfolg wurden 1989 und 1990 noch zwei weitere Kinofilme veröffentlicht. Was alle eint ist die Zeitmaschine, ein DeLorean DMC-12.

Die Edelstahl- und GFK-Karosserie, von Giorgio Giugiaro in eine gedrungene Keilform gegossen, bietet rein optisch genau den richtigen Untersatz, um durch die Zeit zu reisen. Allerdings ist die Geschichte des DeLorean keine ruhmreiche und wenn man die filmische Verklärung mal außer Acht lässt, auch kein riesiger automobiler Wurf.

Film und Fernsehstars 1982 DeLorean DMC 12 (3)

Nach seinem mehr oder minder unfreiwilligen Ausscheiden bei General Motors machte sich John DeLorean daran ein eigenes Auto zu bauen, vernünftig und doch sportlich; innovativ aber doch mit bewährten Komponenten sollte es sein. So fanden sich neben der italienischen Karosserie das britische Chassis von Lotus. Nachdem andere Hersteller abgesagt hatten, in kurzer Zeit die technische Basis des Sportwagens zu entwickeln, war nur Lotus dazu bereit und stellte schließlich das Chassis des Esprit II – der bekanntlich auch im James Bond- Film „The Spy Who Loved Me“ schwimmen konnte – zur Verfügung.

Im Heck des Wagens wurde ein V6-Motor verbaut, der von Peugeot, Renault und Volvo entwickelt wurde. Ein recht braves Triebwerk, 97 kW und 132 PS machten aus dem fast 1,3 Tonnen schweren Auto wahrlich keinen Sportler.

Einiges machte der DeLorean schon ganz ordentlich: Rost ist kein großes Thema, das Fahrverhalten ist auch ganz in Ordnung. Aber anderes war für die wenigen Besitzer schon ein ziemliches Ärgernis. Die thermischen Probleme im Heck, die eigenwilligen Flügeltüren, die Verarbeitung. Aber in Hollywood geht es zum Glück nicht um Realismus. Dank Fluxkompensator und Michael J. Fox hat der DMC-12 seinen Platz in den Geschichtsbüchern.

Der Alleskönner

In die Kategorie „Auto mit besonderen Fähigkeiten“ zählt auch K.I.T.T., der Dienstwagen von Michael Knight in der US-Serie Knight Rider. K.I.T.T. steht für Knight Industries Two Thousand und das Auto konnte wirklich alles und noch viel mehr, was man sich in den 80er für ein Zukunftsauto vorstellen konnte. Turbo Boost und Super Pursuit Mode, selbst fahren, die Gegend scannen, sprechen und denken.

Die Realität ist auch in diesem Fall nicht so potent, wie man gemeinhin beim Anblick des Fernsehstars K.I.T.T. denken könnte. Ein schwarzer 1982er Pontiac Firebird TransAm ist die Basis. Auch wenn es das Topmodell Trans-Am ist, war in der Serie in diesem Jahr maximal ein V8-Motor mit fünf Litern Hubraum und 123 kW/167 PS erhältlich. Später waren auch stärkere Motoren verfügbar.

Aber zum Glück kann in der Fiktion die Realität etwas freier ausgeschmückt werden. Da hilft auch manchmal ein einfaches Mittel wie eine blinkende Leuchtdiode in der Front, um aus einem handelsüblichen US-Sportler ein visionäres Automobil zu machen. Visionär ging es auch im Innenraum zu. Das Cockpit erinnert mehr an einen Düsenjet aus der Zukunft als an ein Automobil. Es sind aber genau die Details, die K.I.T.T.-Enthusiasten dazu anregen, aus einem Pontiac Firebird TransAm einen Knight Rider-Nachbau zu machen. Davon gibt es immer mal wieder welche auf dem Markt, mal mehr, mal weniger detailgetreu.

Erst kürzlich versteigerte der Schauspieler David Hasselhoff allerlei Devotionalien aus seiner abwechslungsreichen schauspielerischen und musikalischen Karriere. Unter anderem einen K.I.T.T.-Nachbau, der zwar nicht ganz so perfekt umgesetzt worden war, aber immerhin 300.000 US-Dollar bei der Auktion einbrachte.

Fernsehstars – McBurnie vs.Testarossa

Die Vorteile und Tücken der Produktplatzierung eines Autos lassen sich gut an der Serie Miami Vice ablesen. Man kann über die Serie sagen, was man möchte, aber das von 1984 bis 1989 produzierte TV-Format griff nicht nur den Zeitgeist auf, sondern prägte einen neuen Stil. Von der filmischen Komponente mit schnellen Schnitten und kaltem Licht, der Mode mit dem T-Shirt unter pastellfarbenen Sakkos bis zur Autowahl. Oder wie es Andreas Mauer zum Start des Miami Vice-Kinofilms 2006 in der Neuen Zürcher Zeitung schrieb: „Die Achtziger waren das dekadenteste Jahrzehnt der Popkultur. Und Michael Manns Kultfernsehserie „Miami Vice“ zelebrierte es lustvoll – mit pinkfarbenen Flamingos, brüllenden Ferraris und zwei Cops, die wie Dressmen in einem Werbespot für Kokain zu Synthesizer-Pop durch die Postkartenszenerie stolzierten“.

Ob Sonny Crockett und Rico Tubbs nun Drogenringe sprengen oder sich die ein oder andere Spur eines verbotenen Stoffes im umgeschlagenen Ärmel des Armani-Sakkos sammelte, das Auto muss zu den Leder-Slippern passen – sehr frei nach Lothar Matthäus. In den ersten beiden Staffeln war ein Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider das Auto der Wahl. Wobei nur in der Pilotfolgte tauchte ein originaler Ferrari auf. In der Serie wurde ausschließlich eine Replik von McBurnie Coachcraft verwendet.

Also kein V12 mit 259 kW und 352 PS unter der Pininfarina- Haube, sondern unter dem Kunststoffkleid eine umgebaute Chevrolet Corvette C3 mit einem 250 PS-V8 Motor. In Details erkennt man zwar klar, dass es kein echter Ferrari sein konnte, was die Protagonisten aber nicht davon abhielt, in der Serie zu behaupten, es sei ein Ferrari.

Am Ende muss es der Echte sein

Und in Maranello sah Enzo Ferrari mit einigem Ärger Fernsehen. Heute kann man möglicherweise geteilter Ansicht sein und neben dem negativen Effekt der falschen Tatsachen auch der Meinung sein, die Verwendung des Ferrari-Emblems habe der Marke mehr genutzt als geschadet. Die Bildschirmpräsenz des Cavallino Rampante ist schließlich nicht von der Hand zu weisen, auch wenn der McBurnie-Corvette-Umbau zugegeben in allen Belangen eine Klasse unter dem echten Daytona liegt.

In den 80ern hatte aus nachvollziehbaren Gründen der Patriarch Enzo Ferrari keinen Blick für die möglicherweise positiven Auswirkungen von den eigenen Autos als Fernsehstars. So kämpfte er an zwei Fronten: Gegen McBurnie und deren Verwendung von Ferrari-Logo und -Namen. Schlussendlich brachte er damit das Unternehmen auch zu Fall.

Fernsehstars 1986 Ferrari Testarossa (9)

Auf der anderen Seite überzeugte er die Serien-Macher, einfach auf einen echten Ferrari zurückzugreifen und stellte ihnen zwei Testarossa, Baujahr 1984 zur Verfügung. Für die bessere Sichtbarkeit bei Nachtszenen wurden weiße gewählt, was der Pastell-Ästhetik durchaus zuträglich war. Die Ära der Vorgänger wurde standesgemäß mit der Explosion der McBurnie-Repliken beendet. Ob das wirklich eine Bedingung von Enzo Ferrari gewesen ist, lässt sich nicht zweifelsfrei belegen; es wird den „Commendatore“ aber sicherlich mit einiger Freude am Fernsehschirm erfüllt haben, die „Nicht-Ferrari“ in die Luft fliegen zu sehen.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, wie groß – oder eben klein – der Anteil der Serie am Erfolg des Testarossa war. Unbestritten ist aber der Status als Traumauto der 80er und 90er, den sich der italienische Sportwagen rasch erwarb. V12-Motor, längs vor der Hinterachse verbaut, 287 kW/390 PS, 290 km/h Spitze, soweit die nackten Zahlen. Was den Rang als Autoquartett- Trumpf ausmacht, ist aber viel mehr. Dazu gehört das Pininfarina-Design mit den markanten Lufteinlässen vor den breiten hinteren Reifen, auch der irgendwie missraten und zu hoch angebracht wirkenden einzelne Rückspiegel auf der Fahrerseite bei den ersten produzierten Modellen. Und ob mal will oder nicht, schlicht und ergreifend – wie auch bei den anderen Beispielen – hilft die Karriere als Film- und Fernsehstars.


Fotos Girardo & Co. Ltd., Noortje Blokland / The Collectables, The Market by Bonhams

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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