Ein hoch auf die Alpen – Reisebericht

Reisebericht Alpen

Das Lenkrad in viertel vor 3-Stellung fest umschlossen. Meine Finger an den Schaltwippen. Vor mir nur die Motorhaube. Über und neben mir Sonne, Schnee, Felsen und Bäche. Hinter mir das abwechselnde Grölen und Knallen des Doppelauspuffs. Unter mir der Asphalt, mal trocken, mal nass, hin und wieder auch gefroren. Fazit: Wiederholung! ASAP!
Das wäre eine starke Kurzzusammenfassung eines Urlaubs auf vier Rädern quer durch die Alpen und darüber hinaus. Was den besonderen Reiz ausmacht, was man sich nicht entgehen lassen sollte und warum es sich lohnt, einfach mal nicht jedes Detail zu planen, lesen Sie in diesem Reisebericht.


Reisebericht Alpen


ALPEN REISEBERICHT – AB IN DIE BERGE

Das wohl beliebteste Ziel in Europa für Ausfahrten, Touren und Rallyes sind und bleiben die Alpen. Unzählige Serpentinen auf den vielen Pässen laden zum unermüdlichen Vergnügen ein. Ob Besucher Oldtimern, moderne Sportwagen, Motorrädern oder gar mit dem Rad, alle sind sich einig: hier kommt man voll auf seine Kosten.
Die Reise für meinen besten Freund und mich beginnt mit einem Zwischenstopp in Nürnberg. Absolut sehenswert, auch wenn gerade nicht Weihnachtsmarkt ist. Unsere Route führt von dort direkt über München an den Starnberger See. Der Anblick ist schon einmal beeindruckend, was sich bis zum Ende der Reise nicht mehr ändern wird.
Nach der Mittagspause bei einem hervorragenden Italiener direkt in Starnberg setzen wir die Fahrt in Richtung Süden fort. Vorbei am Wachel- und Walchensee lassen wir Deutschland hinter uns und überqueren die Grenze nach Österreich. Nach einem kurzen Halt in Innsbruck erleben wir auf dem Brenner – natürlich nicht auf der Autobahn, sondern darunter auf der Brenner Str. – das erste schöne Bergpanorama. Der BMW Z4 ist hier richtig in seinem Element. Dach runter und dem souveränen Klang des 6-Zylinders gelauscht. Im Frühjahr lässt der Verkehr die Freude am Fahren auch noch fast ungehemmt zu. Das finden anscheinend auch die Testfahrer der BMW AG: viele noch getarnte Erlkönige und nagelneue BMW säumen hier die Straße. München ist ja auch nur einen Katzensprung entfernt.

Schnell sind wir auch schon in Italien und fahren über Sterzing auf der SS44 nach Meran. Unser Navi zeigte bereits im Vorfeld an, dass hier unzählige Kurven auf uns warten. Unsere erste Serpentinenfahrt auf dieser Reise, die nur erahnen lässt, was noch auf uns zukommen wird. Vor allem die ersten Kilometer lassen uns aus dem Grinsen nicht mehr herauskommen. Teilweise fahren wir durch dichte und dunkle Waldstücke. Im nächsten Moment gibt es wieder einen atemberaubenden Blick auf schneebedeckte Kuppen.

Bergab geht es dann allerdings gemächlich, wir haben ja immerhin einige Kilometer vor uns und brauchen die Bremsen noch. Denn auch das einfache Rollenlassen im kleinen Gang bringt schon recht hohe Geschwindigkeiten mit sich. Zeit also die Umgebung zu genießen und den Murmeltieren auszuweichen, die es hier reichlich gibt.
Meran ist vor allem als Kurort bekannt, geizt nicht mit Charme und so gönnen wir uns hier eine kurze Pause.

Von hier aus erreichen wir schnell das nächste Ziel: Bozen (ital. Bolzano). Das Veteran Car Team genießt mit seinen Oldtimern ebenfalls das gute Wetter und die schöne Landschaft.
Ein Tipp: in unmittelbarer Nähe liegt der Kalterer See (ital. Lado di Caldaro) auf über 200m ü. NN. Dieser hält ein sehr gepflegtes Freibad mit direktem Seezugang bereit. Im Sommer genau das Richtige für eine Abkühlung. Inmitten des Sees ist das umliegende Bergpanorama noch beeindruckender.


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Da das Wetter am nächsten Tag nicht mitspielt, ändern wir kurzfristig die Pläne und fahren in die Dolomiten, genauer gesagt, in den berühmten Skisport-Ort Cortina d’Ampezzo. Auf der Fahrt dahin über den Passo Falzarego wissen auch die Dolomiten zu beeindrucken. Es sieht fast unwirklich aus, wie die Felswände sich vor uns aufbauen und ist mit Worten nicht zu beschreiben. Auch hier haben wir große Freude am Fahren und der BMW Z4 bekommt abermals die Sporen. Jedes Gaslupfen am Ende der Geraden wird mit einem Knall aus dem Auspuff quittiert, welcher durch die nahen Schneewände doppelt so gut zur Geltung kommt. Cortina ist zu dieser Jahreszeit aber ziemlich verwaist, so dass wir ohne großen Zwischenhalt weiterfahren.


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Es geht weiter in Richtung Süden und nach einer Autobahnetappe begrüßt uns der Gardasee mit bestem Wetter. Da wir in der Zeitplanung etwas zurück liegen, gönnen wir uns nur einen kurzen Aufenthalt in Lazise und Sirmione. Aber so viel sei gesagt: der langgezogene See mit den Alpen im Hintergrund und dem mediterranen Klima ist definitiv einen weiteren Besuch wert. Es gibt auf beiden Seiten sehr viel zu entdecken.

Da es keine sinnvolle Alternative gibt, nutzen wir abermals die Autobahn, um den über den Lago d’Iseo zum Comer See zu gelangen. Bei dieser Fahrt können wir uns lediglich aussuchen, in welches Schlagloch wir den BMW Z4 steuern. Die Straße ist in einem unfassbar schlechten Zustand und wir sind froh als wir am späten Abend in Lecco ankommen. Doch zu früh gefreut: Lecco wird im Reiseführer als „Arbeiterstadt mit wenig Charme“ beschrieben. Und das ist noch unterrieben. Es bleibt die einzige wirkliche Enttäuschung auf dieser Reise! Also fahren wir nach einer Übernachtung weiter und lassen auch die Stadt Como schnell hinter uns. Lugano in der Schweiz soll es werden! Über eine Straße direkt entlang des malerischen Sees erreichen wir die Stadt im Tessin. Äußerst charmant, wohlhabend und stilvoll ist unser Fazit. Auch sie ist eine weitere Reise wert, sofern man denn das nötige Kleingeld parat hat. Wir nähern uns nun aber dem nächsten Highlight der Reise.


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So klettern wir wieder in den BMW Z4 und fahren ostwärts auf der SS340, immer entlang des Luganer Sees. Der Blick ist traumhaft und verführt zum Cruisen. Also die Automatik Automatik sein lassen und die Aussicht genießen. Wieder auf der italienischen Seite angekommen, fahren wir durch Tunnel, die uns verdächtig bekannt vorkommen. Doch dazu später mehr.


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Wieder zurück am Comer See, genauer gesagt, in Menaggio. Hier finden wir – dem Zufall sei Dank – ein verträumtes und günstiges Hotel mit unbezahlbarem Seepanorama. Als wir so den Blick schweifen lassen, kommt uns auch eine Villa direkt am See sehr bekannt vor, können diese aber ebenfalls nicht einordnen. Erst beim Frühstück und auf Nachfrage erfahren wir, dass hier einige Szenen von James Bond: Casino Royale aus dem Jahre 2006 mit Daniel Craig gedreht worden sind. So auch die Verfolgungsjagd im Aston Martin DBS zu Beginn des Films, welche in eben jenen Tunneln gedreht wurde, die wir einen Tag zuvor durchquert haben. Nur, dass wir etwas langsamer und mit weniger schießwütigen Verfolgern unterwegs waren als Mr. Bond.


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Nach zwei großartigen Tagen am Comer See müssen wir auch schon wieder die Rückfahrt antreten. Durch langgezogene Täler fahren wir in Richtung Osten, dem Abschlusshighlight dieser Tour entgegen: Das Stilfser Joch, oder, wie es im Italienischen heißt: Passo dello Stelvio. 50 km geht es hier über unzählige Serpentinen steil bergauf und -ab. Den BMW die teilweise sehr engen Kehren hochzujagen, macht unglaublichen Spaß und ist nichts für einen empfindlichen Magen. Top Gear erklärte den Pass zur „world‘s greatest driving road“. Völlig zurecht! Eine Gruppe Motorräder und ein gelber Lamborghini ziehen an uns spielerisch vorbei, obwohl ich auf der Geraden voll auf dem Gas stehe. Das Stilfser Joch ist unter den Enthusiasten schon lange kein Geheimtipp mehr.
Oben angekommen ist es auf einmal 20 Grad kälter als noch im Tal und das Thermometer zeigt gerade einmal drei Grad über dem Gefrierpunkt. Allein der Blick hinunter auf die soeben bewältigten Höhenmeter ist die Fahrt wert – wenn auch zähneklappernd.


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In der Gewissheit einen großartigen Trip mit einem zuverlässigen Auto erlebt zu haben, geht es nun wieder heimwärts. Die Zwischenstopps in Kufstein und am Chiemsee runden diese Tour ab.

Sie planen auch eine Tour durch die Alpen? Bei Hilfe zur Routenplanung, Hotels, Restaurants stehe ich Ihnen gerne mit persönlichen Tipps zur Verfügung. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

Reisebericht Alpen – Das Fahrzeug

Zum Fahrzeug: ein BMW Z4 Roadster aus der Baureihe E85, also der ersten Generation und gleichzeitig der Nachfolger des BMW Z3. Wir fuhren den BMW Z4 3.0si. Wohl der perfekte Motor für den Roadster: ein seidiger Reihensechser mit 3 Litern Hubraum und 265 PS. Das Lupfen mit dem Gaspedal wird quittiert mit deutlich wahrnehmbarem, aber niemals aufdringlichem Knallen aus dem Auspuff. Ein BMW in absoluter Reinform, der sich mit direkter Lenkung und sehr straffen Sportsitzen teuer zu verkaufen mag. Lediglich die Automatik und die Navigation sind – aus heutiger Sicht – in die Jahre gekommen. An dieser Stelle sei Ihnen deshalb das knackige Schaltgetriebe sehr ans Herz gelegt.
Nur der BMW Z4 M und der ALPINA Roadster S 3.4 waren noch schärfer. Gebaut wurde der BMW Z4 dieser Generation übrigens im Werk Spartanburg USA, der Nachfolger E89 mit Stahlverdeck dann in Regensburg.


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Text Oliver Grüneberg // Fotos Oliver Grüneberg, Classic Trader


Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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