DLS Automobile im Händlerportrait

Harry Utesch DLS Automobile

In den Classic Trader Händlerportraits stellen wir Ihnen regelmässig ausgewählte Oldtimer-Händler vor, die unser standardisiertes Interview bestehend aus 15 Fragen beantworten.

15 Fragen an Harry Utesch von DLS Automobile in Fellbach


Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor. Was ist das Spezialgebiet Ihres Unternehmens?

Mein Name ist Harry Utesch. Meine Firma DLS Automobile – in Fellbach bei Stuttgart – steht seit über 30 Jahren für eine markenunabhängige und kunterbunte Auto-Mischung mit derzeit mehr als 100 Fahrzeugen im Bestand. Unser Angebot reicht „von… bis“ – vom kleinen Fiat über den soliden Elfer bis hin zum exotischen De Tomaso, von „erschwinglich“ über „unvernünftig“ bis „exklusiv“. Dabei ist unsere Devise: Alles ist erlaubt. Soll heißen: Wir sind nahezu uneingeschränkt offen für die Geschichten eines betagteren Automobils. Wenn uns eben diese Geschichte und der zugehörige Zustand des Wagens gefällt, schlagen wir zu – und versuchen, auch andere dafür zu begeistern. Interessenten finden bei uns also beispielsweise neben einem Porsche 964 3.6 L Turbo aus erster Hand einen Mercedes 280TE mit fast 500.000 km – und bei beiden Autos kommen wir nicht mehr oder weniger überzeugt ins Schwärmen.

Wann sind Sie dem „Virus“ klassischer Fahrzeuge verfallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit / Jugend, das Sie zum Oldtimer-Enthusiasten gemacht hat?

Seit ich denken kann habe ich mich mit allem beschäftigt, was von einem Motor bewegt wird. Erst die ferngesteuerten Modellautos, dann das erste eigene und bald aufgemotzte Mofa, der eigene Wagen… Ich habe mich schon immer schwindelig gelesen über die damals aktuellen Fahrzeuge und auch die derzeitigen Oldtimer. Meinen ersten Handelswagen kaufte ich mir im Ende der 70er – einen Honda S800. Ich investierte ein paar Hundert Mark und verkaufte ihn bei einem Automarkt gewinnbringend wieder. Das war der Startschuss – und alles weitere entwickelte sich fließend, nachdem ich vor dem Elternhaus sechs Autos angesammelt hatte, die natürlich auch allesamt gerne fahren wollte, rote Kennzeichen beantragte und – schlussendlich 1982 das Gewerbe anmeldete. Die verschiedenen Fahrzeuge kennenzulernen und zu verstehen, hat mich seit jeher begeistert – und das tut es bis heute.

Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten – was am wenigsten?

Das Schöne an unserem Job ist der bunte Mix, mit dem wir es zu tun haben – und damit meine ich die Autos und auch unsere Kunden. Das besondere Angebot ermöglicht uns die Ansprache unterschiedlichster Menschen mit verschiedenen Kaufintentionen – vom „kleinen“ Privatmann, dessen lang ersparter Kindheitstraum bei DLS Automobile wahr wird bis hin zum Großverdiener, der das Investmentobjekt „mal g’schwind“ von seinem Jahresbonus bezahlt, begegnet uns tagtäglich alles. Das macht es spannend – und herausfordernd zugleich. Das Leuchten in den Augen der Interessenten, wenn ihnen ein Wagen zusagt – das Grinsen, wenn sie den Motor starten – die Freude beim Sichten der zugehörigen Unterlagen… Das Thema „Auto“ ist ein sehr emotionales – das macht unsere Arbeit besonders schön. Was mir am wenigsten gefällt? Kurz und knapp: nichts.

Welche Marke(n) hat / haben es Ihnen angetan? Welches sind Ihre drei Lieblingsklassiker und warum?

Porsche fasziniert mich seit jeher. Unser Showroom ist auch immer entsprechend gut mit Modellen dieser Marke ausgestattet – vom 356 bis zum aktuellen 991. Ein Blick auf unsere Webseite und den aktuellen Bestand verrät aber schnell, dass sich die automobile Welt bei DLS lange nicht nur um Porsche dreht. Da sind wir wieder beim einleitenden „von … bis“ – und jeder einzelne Wagen davon hat es uns auf seine Art und Weise angetan. Meine drei persönlichen Lieblingsklassiker sind: (1) alle luftgekühlten Porsche ohne ABS, Servolenkung und weiteren Schnickschnack – wegen der perfekten Rückmeldung, was unter mir passiert. (2) Die Cobra, weil sie nach purer, unverfälschter strotzender Kraft aussieht und diese auch auf die Straße bringt und… (3) Der Citroen DS. Die Göttin. Weil sie durch ihre Form und Technik eine ganz eigene, weniger dynamische Art hat – mit ihrem Fahrkomfort heute noch Maßstäbe setzt und, weil sie mich entschleunigt.


DLS Automobile Angebot


 Was war das außergewöhnlichste Fahrzeug, mit dem Sie es bisher zu tun hatten?

Ein Unimog. Unfassbar, was der alles kann, wenn man nur weiß, wie man ihn bedienen muss.

Thema Wertsteigerung / -Erhalt: Auf welches Pferd sollte man jetzt setzen? Wie glauben Sie wird es mit der Wertentwicklung in den nächsten Jahren weitergehen?

Wir geben Sammlern und Interessenten die Summe unserer tagtäglichen Erfahrungen mit, die wir über die Jahre hin am Oldtimer-Markt beobachten konnten, die wir mit Händler-Kollegen und Fachleuten bewertet haben und die sich im Rückblick auf preisliche Bewertungen als verlässlich rausstellten. Eine Vorausschau wagen wir natürlich auch, lassen uns darauf aber nicht festnageln. Zur Glaskugel. Der Rückblick erweist für die Vorausschau folgende allgemeine Pauschale: geringe Stückzahlen gepaart mit großen Marken – das hat sich auf lange Sicht schon immer gerechnet. Wer sich jetzt aber nicht gleich in den Millionenbeträgen aufhalten will, die eben diese automobilen Schätze zwischenzeitlich leider kosten, dem empfehlen wir in Bezug auf die Werterhaltung die genaue Betrachtung folgender Eckpunkte: gute Substanz, saubere Geschichte, Unfallfreiheit, Erstlack, Sonderausstattung…

Welches ist der aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzte oder überschätze Klassiker und warum?

In Bezug auf die Überschätzung fallen mir auf Anhieb zig Modelle ein, die mir das Geld nicht wert wären. Aber auch hier gilt: Wenn’s emotional wird und man sich mit dem Kauf eines Wagens einen Traum erfüllen möchte bzw. kann, ist alles erlaubt. Wem beispielsweise ein 190er SL heute mehr als 200.000 Euro wert ist, der muss sich den Wagen kaufen. Meine persönliche Alternative wäre eine Zuffenhausener, weil ich da mehr Auto sehe – fürs gleiche Geld. Wir Schwaben sagen: „Jedem Kind sein Schlotzer…“ Wenn wir hier bei DLS Automobile an unterschätzte Klassiker der Zukunft denken, fallen uns die transaxle-Modelle von Porsche ein, der alte 6er BMW, der 500E, bald auch die Modelle des 129er SL, das Z3 Coupé… Wir sehen in vielen Autos viel Potenzial – und Sie kriegen in vielen dieser Fälle viel Auto schon für relativ wenig Geld. Eine schöne Kombination – finden Sie nicht auch?

Sehen Sie einen personellen Generationswechsel im Markt für klassische Fahrzeuge? Wenn ja, wie stehen Sie dazu?

Den Generationswechsel erlebe ich persönlich sehr direkt – aufgrund der Zusammenarbeit mit meiner Tochter. Sie ist jetzt Anfang 30, von kleinauf mit meinem automobilen Virus infiziert – und seit fast drei Jahren an meiner Seite im Betrieb. Susen setzt sich mit dem Thema intensiv auseinander und unterstützt mich bei meiner tagtäglichen Arbeit – suchen, finden, besichtigen, verstehen, kaufen, verbessern, fotografieren, inserieren, verkaufen, im Gespräch bleiben. Natürlich zeigen sich ihre Bekannten und auch viele andere Mitt-Dreißiger interessiert für das Thema „Oldtimer“, machen sich Gedanken über die Investition des Ersparten, lassen sich von uns beraten, kaufen… Kaufen bei uns, auch bei ihr. Das freut mich natürlich. Frischer Wind tut immer gut.


DLS Automobile


Was ist für Sie ein absolutes „Tabu“ in Sachen Klassiker?

Ich bleib’ dabei: Jedem ist alles erlaubt, was ihm persönlich Spaß macht und Freude bringt – vom Vollrestaurations-Objekt bis hin zum 1a-Fahrzeug, das aber vielleicht aufgrund seiner Optik oder Technik nicht allzu beliebt war.

Wo hört für Sie das Thema „Klassiker“ auf und vor allem warum?

Hier kann ich aus meiner Sicht nicht klar abgrenzen, weil es keinerlei Regel ohne Ausnahmen gibt. Lieber nenne ich ein paar Beispiele, die meine Sichtweise hierzu deutlicher machen. Nehmen wir den Morgan Plus 8, einen Defender, das G-Modell von Mercedes, eine Elise von Lotus, einen Lada Niva… Ich brauche da nicht allzu viel Phantasie zu entwickeln, um in den genannten Modellen jetzt schon einen künftigen Klassiker zu sehen. Obwohl es sich unter Umständen um aktuell produzierte oder junge Gebrauchtwagen handelt, sehe ich in solchen Autos großes Potenzial, anhaltende Bedeutung in der Automobil-Geschichte zu erlangen. Mit wachsenden Produktionszahlen, immer kürzeren Modellzyklen und Face-Liftings innerhalb einer Baureihe jedoch werden sich auch die großen Hersteller den Titel „Klassiker“ im Rückblick zu keiner Zeit verdienen.

Welche modernen Fahrzeuge haben für Sie das Potenzial in 30 Jahren ein wirklicher Oldtimer zu werden?

Die heutigen Supersportwagen und Kleinserien in 30 Jahren mal als Oldtimer zu bezeichnen – damit tue ich mich schwer. In aller Regel stellen sie neben ihrer formalen Sprache auch und vor allem Technologie-Träger für kommende Generationen dar. Da ist nicht mehr viel ausbau-bar, das ist das Maß aller Dinge – und keiner von uns wird eines dieser Autos an seine Grenzen bringen. Diesen Automobilen gebe ich nur ungern den Oberbegriff „Oldtimer“ – auch nicht in 30 Jahren.

Wie sehen Sie die Zukunft des Klassikerhandels und welche Herausforderungen gibt es?

Wir sehen die Zukunft im Klassikerhandel beim Thema „Kaufen mit gutem Gefühl“. Die wichtigste Hürde haben wir genommen und meistern sie schon seit langer Zeit – unsere Kunden vertrauen uns, wir vertrauen ihnen. Unsere Pflicht ist es, dieses gegenseitige Vertrauen beim vorhandenen Kundenstamm zu stärken und uns das Gutgefühl bei unseren neuen Kunden zu verdienen. Wir handeln und behandeln Autos für diejenigen, die mit uns und unserer Philosophie zurechtkommen und sich bei uns wohlfühlen. Die anderen werden wir nicht erreichen – egal, wie sehr wir uns verbiegen. Wir würden unsere Glaubwürdigkeit und Echtheit dadurch verlieren – mit allen Kanten und Ecken, die wir sicher haben, aber auch mit allen unbestreitbar guten Eigenschaften, die uns ausmachen. Sollen also andere die „anderen“ machen, und wir machen unser Ding.

Welches Fahrzeug möchten Sie unbedingt noch einmal fahren und vor allem warum?

Eine Porsche 917/30 Spyder. Ohne wenn und aber. Warum? Weil es für mich kein weiteres Fahrzeug gibt, das Dynamik auf vergleichbarem Niveau vermittelt. Das ist einmalig – und für die Ewigkeit.

Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Strecken, die man mit einem Oldtimer „erfahren“ kann?

Meine Tochter und ich fahren gerne Oldtimer-Rallyes – eben wegen der schönen Strecken, den netten Leuten, dem besonderen Flair. Die Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, sind vornehmlich im süddeutschen Raum, manchmal in Alpennähe angesiedelt. Wer sich hier abseits der „offiziellen Pisten“ gut auskennt, wird mit seinem Oldtimer viel Fahrfreude und Kurvenspaß haben.

Was würden Sie einem „Oldtimer-Neuling“ am liebsten mit auf den Weg geben?

Der Kauf eines Oldtimers ist oftmals ein emotionaler Prozess. Die eher nüchterne Sache „Blech auf Rädern“ wird durch Gefühle, Erinnerungen und Sinneseindrücke angereichert – und genau darauf zielt die Beantwortung Ihrer Frage ab. So schön und begeisternd das künftige Automobil auch ist, reduzieren Sie es dann und wann auch wieder auf das Wesentliche – nämlich seinen unverblümten Zustand. Also: Technik, Karosserie, Historie – die harten Fakten eben. Hierbei kann vor dem Erwerb eines Oldtimers zusätzlich auch der neutrale Blick eines Experten oder Gutachters helfen. Sorgen Sie dafür, dass Sie vollumfänglich im Bilde über Ihren künftigen Liebling sind. Danach lässt sich der Betreuungsaufwand, den Sie mit Erwerb des Fahrzeugs eingehen, realistisch abschätzen. Und, noch eines: Kommen Sie bei uns vorbei. Wir beraten Sie gerne!


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DLS Automobile Showroom 2


Kontakt zu DLS AUTOMOBILE

Harry Utesch
Friedrichstr. 5
70736 Fellbach

Tel.: +49 (0)711 512 536
Fax: +49 (0)711 51 80 761


Text Harry Utesch, Classic Trader // Fotos DLS Automobile


 

Autor: Classic Trader

Die Classic Trader Redaktion besteht aus Oldtimer-Enthusiasten, die Euch mit spannenden Geschichten versorgen. Kaufberatungen, unsere Traum Klassiker, Händlerportraits und Erfahrungsberichte von Messen, Rallyes und Events. #drivenbydesire

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